Bestätigt! TSV 1860 München beurlaubt Geschäftsführer Markus Rejek
München - Optimistisch und voller Tatendrang war er die Herausforderung TSV 1860 angegangen. Abgekämpft verließ er am Dienstagnachmittag das Vereinsgelände in der Grünwalder Straße. Markus Rejek hatte Ringordner in Jutetaschen gepackt. Es blieb keine Zeit für Fragen. Nur noch weg hier, so könnte man seinen Abgang beschreiben.
Am frühen Mittwochnachmittag bestätigten die Löwen dann auf Nachfrage der AZ: Rejek ist von seiner Aufgabe als kaufmännischer Geschäftsführer beurlaubt. Nach Sportchef Oliver Kreuzer, Chefscout Necat Aygün, Pressesprecher Thomas Blazek und Vize-Präsident Peter Helfer wurde damit schon der fünfte Verantwortliche binnen weniger Wochen von seiner Aufgabe entbunden.
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Bei Rejek war es ein Rauswurf auf Raten. Bereits beim berühmt gewordenen Fantreffen in Rudelzhausen Ende Februar hatte Investor Hasan Ismaik seine Entlassung öffentlich gefordert. "Hier wurde eine Grenze überschritten, das trifft mich in meiner Reputation", sagte Rejek hinterher brüskiert.
Ismaik attackierte den Rheinländer direkt: "Wir haben viele Ausgaben gefunden, die keinen Nutzen bringen. Die Arbeitsverträge mancher Angestellten stehen in keiner Relation." Rejek nannte die Vorwürfe seinerzeit "populistisch". Er erklärte, dass die Löwen mit geschätzt 1,1 Millionen Euro bis zu eine Million Euro weniger für den Verwaltungsapparat ausgeben würden als andere Zweitligisten.
Ismaik machte aus Rejek trotzdem den "Hauptverantwortlichen" für das vermeintliche Versagen der Geschäftsführung in der sportlichen Krise. Rejek: "Das war eine Demontage." Das Zerwürfnis war offensichtlich.
Passte Rejeks Realismus nicht zu den Löwen?
Vielmehr dürfte Rejek allerdings zum Verhängnis geworden sein, dass er als Mahner auftrat. Ähnlich, wie der zuvor entlassene Kreuzer. Objektiv betrachtet ist ihre Arbeit wohl besonnen zu nennen. Doch genau diese Einstellung passt nicht zu dem Weg, den der Investor und damit auch der Verein offenbar gehen wollen.
Zu einem möglichen neuen Stadion bei der Messe meinte Rejek etwa einst: "Ehe in einer Arena in Riem gegen den Ball getreten wird, vergehen sieben bis acht Jahre!" Recherchen der AZ zufolge ist das eine realistische Einschätzung. Ein Realismus, der vielleicht nicht überall gut ankommt.
Fakt ist: Rejek hinterlässt eine Lücke in der Geschäftsführung. Eine Vakanz, die er einst Anfang 2014 ausfüllen sollte, als er von Borussia Dortmund nach Giesing geholt wurde. 14 Jahre hatte er erfolgreich für den BVB gearbeitet, zuletzt als Marketingleiter. Unter anderem soll er für den Slogan "Echte Liebe" verantwortlich sein.
Auch bei den Löwen hofften sie auf solche Geniestreiche. Rejek sollte in der Geschäftsführung für eine klare Trennung zwischen sportlichem und finanziellem Bereich sorgen. Diese Trennung ist mit seinem Abgang nicht unbedingt aufgehoben, da Ismaik-Cousin Noor Basha weiter da ist – und wohl auch bleiben soll.
Doch Basha hat dem Vernehmen nach längst nicht mehr das Vertrauen Ismaiks. Schon bei der Verpflichtung des neuen Sportchefs Thomas Eichin war darüber spekuliert worden, ob dieser sämtliche Aufgaben der Geschäftsführung alleinverantwortlich übernehmen könnte. Der 49-Jährige hat reichlich Erfahrung im kaufmännischen Bereich, bezeichnete sich selber aber als "Head of Sports" und hielt sich zu allem anderen bedeckt.
Bislang. Die Ausgangssituation ist nun eine andere.