Berkant Göktan: Die Bilder seiner Karriere

Vier Jahre nach seiner Kokain-Affäre ist der Ex-Löwe zurück in München – und bittet um eine letzte Chance. Doch für 1860 ist er kein Thema, bei Bayern darf er nicht mittrainieren, und selbst Haching winkt ab. Die Bilder seiner Karriere  
Filippo Cataldo, Marco Plein |
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So tief kann nur einer fallen, der zuvor in ungeahnten Höhen flog. Berkant Göktans Karriere in Bildern.
sampics/Augenklick 13 So tief kann nur einer fallen, der zuvor in ungeahnten Höhen flog. Berkant Göktans Karriere in Bildern.
Berkant Göktan blickt einer ungewissen Zukunft entgegen.
Rauchensteiner/Augenklick 13 Berkant Göktan blickt einer ungewissen Zukunft entgegen.
Dank vieler Tore - 20 in nur 37 Zweitligaspielen - avancierte Berkant Göktan in Rekordzeit zum Publikumsliebling bei den Löwen.
firo/Augenklick 13 Dank vieler Tore - 20 in nur 37 Zweitligaspielen - avancierte Berkant Göktan in Rekordzeit zum Publikumsliebling bei den Löwen.
Seine Karriere begann Göktan einst beim FC Bayern, wo er seit der E-Jugend spielte. Mit 16 durfte er zum ersten Mal bei den Profis mittrainieren - und tunnelte im ersten Training gleich mal Lothar Matthäus.
firo 13 Seine Karriere begann Göktan einst beim FC Bayern, wo er seit der E-Jugend spielte. Mit 16 durfte er zum ersten Mal bei den Profis mittrainieren - und tunnelte im ersten Training gleich mal Lothar Matthäus.
Nach einer über zehnjährigen Odyssee strandete Göktan 2006 schließlich als vereinsloser Spieler wieder in München. Er hielt sich im Englischen Garten fit, ehe er zu den Löwen ging.
imago 13 Nach einer über zehnjährigen Odyssee strandete Göktan 2006 schließlich als vereinsloser Spieler wieder in München. Er hielt sich im Englischen Garten fit, ehe er zu den Löwen ging.
Vor allem in der Rückrunde 2006/2007 sicherte Göktan, hier beim Jubel mit dem damaligen Kapitän Gregg Berhalter, den Löwen mit zehn Treffern in 13 Spielen den Klassenerhalt.
rauchensteiner 13 Vor allem in der Rückrunde 2006/2007 sicherte Göktan, hier beim Jubel mit dem damaligen Kapitän Gregg Berhalter, den Löwen mit zehn Treffern in 13 Spielen den Klassenerhalt.
Selbst Löwen-Maskottchen Leo ging angesichts der spielerischen Klasse Göktans in die Knie
rauchensteiner 13 Selbst Löwen-Maskottchen Leo ging angesichts der spielerischen Klasse Göktans in die Knie
Akrobat schön: Göktan während eines Derbys gegen Unterhaching.
Rauchensteiner 13 Akrobat schön: Göktan während eines Derbys gegen Unterhaching.
Zum damaligen Sportdirektor Stefan Reuter hatte Göktan ein besonderes Verhältnis. Nachdem der Kokainmissbrauchs des heute 31-Jährigen aufgeflogen war, bot Reuter ihm sogar an, ihn bei sich in Grünwald aufzunehmen.
sampics 13 Zum damaligen Sportdirektor Stefan Reuter hatte Göktan ein besonderes Verhältnis. Nachdem der Kokainmissbrauchs des heute 31-Jährigen aufgeflogen war, bot Reuter ihm sogar an, ihn bei sich in Grünwald aufzunehmen.
Auch der damalige Trainer Marco Kurz bedeutete Göktan viel. Kurz baute Göktan als Amateurcoach bei den Löwen wieder auf - und feierte mit ihm später bei den Profis einige Erfolge. Nach Göktans Absturz reagierte Kurz enttäuscht, er wollte nichts mehr mit seinem einstigen Liebling zu tun haben.
sampics 13 Auch der damalige Trainer Marco Kurz bedeutete Göktan viel. Kurz baute Göktan als Amateurcoach bei den Löwen wieder auf - und feierte mit ihm später bei den Profis einige Erfolge. Nach Göktans Absturz reagierte Kurz enttäuscht, er wollte nichts mehr mit seinem einstigen Liebling zu tun haben.
Göktan vor dem Cafe Ca va in Haidhausen, seinem damaligen Lieblings-Hotspot in München
sampics 13 Göktan vor dem Cafe Ca va in Haidhausen, seinem damaligen Lieblings-Hotspot in München
Auch Daniel Bierofka gehört zu denjenigen, die Göktan erst halfen, als wieder Profi wieder Tritt zu fassen und später unglaublich enttäuscht waren von ihrem einstigen Mannschaftskameraden.
sampics 13 Auch Daniel Bierofka gehört zu denjenigen, die Göktan erst halfen, als wieder Profi wieder Tritt zu fassen und später unglaublich enttäuscht waren von ihrem einstigen Mannschaftskameraden.
Der damalige Löwen-Betreuer Wolfgang Fendt zeigte es an: "I like Berki" steht auf seinem Shirt.
sampics 13 Der damalige Löwen-Betreuer Wolfgang Fendt zeigte es an: "I like Berki" steht auf seinem Shirt.

Vier Jahre nach seiner Kokain-Affäre ist der Ex-Löwe zurück in München – und bittet um eine letzte Chance. Doch für 1860 ist er kein Thema, bei Bayern darf er nicht mittrainieren, und selbst Haching winkt ab.

München - So tief kann nur einer fallen, der zuvor in ungeahnten Höhen flog. Und Berkant Göktan war ganz oben. Mehrmals sogar. Aber er fiel tief. Tiefer jedenfalls als nur auf die Schnauze. Vom Hoffnungsträger einer gesamten Fußballergeneration, der mit 16 im ersten Training beim FC Bayern nacheinander Lothar Matthäus und Stefan Effenberg tunnelte, zum nicht vermittelbaren Problemjungen.

Nach einer über zehn Jahre dauernden Odyssee, in denen er drei deutsche Traditionsklubs (Gladbach, Bielefeld, Lautern) und mit Galatasaray, Fenerbahce und Besiktas alle drei großen Istanbuler Vereine verschliss, avancierte Göktan erst zum personifizierten Heilsbringer der Löwen, dem in 13 Spielen in der Rückrunde 2007 famose zehn Treffer gelangen – und schließlich zur persona non grata.

Im Herbst 2008 war Göktan ganz unten. Nachdem ihm Kokainmissbrauch nachgewiesen wurde und er die angebotene Hilfe der damaligen 1860-Verantwortlichen Stefan Reuter und Trainer Marco Kurz ablehnte, löste er seinen Vertrag bei den Löwen auf und floh nach Thailand. Nun ist er wieder in München. Und hofft wiederum auf eine Chance im Fußball, dieses Mal auf die endgültig letzte.

„Jetzt würde ich gerne sagen: Hallo, ich bin wieder da, kriege ich eine Chance bei einem Verein? Ich bin ablösefrei und fit“, sagte Göktan in einem bewegenden und erstaunlich selbstkritischen Interview im „kicker“. 31 Jahre ist der Münchner Türke mittlerweile alt, er ist verheiratet und Vater. Die letzten Jahre hätten ihn verändert, behauptet er. Und tatsächlich wirken seine Antworten reflektiert und vernünftig. „Ich kann nichts anderes als Fußball“, sagt er, „ich will noch mal zeigen, was ich kann. Als Fußballer und Mensch.“

Mit Buddhismus habe er sich beschäftigt, die Ernährung umgestellt, seinen Lebensstil. Nun sähe er die Dinge anders. „Es geht darum, mit sich im Reinen zu sein, zu wissen, dass man nicht alleine auf dem Platz steht, dass es keine One-Man-Show ist", sagt er. Seinen totalen Absturz 2008 empfinde er heute sogar positiv. „Mir war ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr zu helfen", sagt er. Er sei froh gewesen, als sein Kokainkonsum herausgekommen sei, „denn damit hatte ich keinen anderen Ausweg mehr.“

Nun hofft er darauf, dass sich nochmal ein Verein erbarmt, ihn aufzunehmen, sei es nur für ein Probetraining. Doch seine bisherigen Versuche scheiterten. „Wo ich hinkomme, sagt man: Du bist gescheitert. Du hast es nirgends geschafft. Immer hieß es: Göktan, der Kokser.“

Zwei Mal habe er sogar bei den Bayern gefragt, ob er mittrainieren dürfe. Er durfte nicht. Und auch bei den anderen beiden Münchner Klubs holte er sich eine Absage. „Es gab vor einiger Zeit über Dritte eine Anfrage von ihm“, bestätigt 1860-Sportdirektor Florian Hinterberger der AZ, „wir haben aber schnell beschlossen, uns nicht weiter damit zu beschäftigen“, so Hinterberger, „wir freuen uns, wenn es ihm gut geht und er wieder Fußball spielen will. Alle Löwen wünschen ihm dabei auch viel Glück, aber für 1860 ist er kein Thema.“

Auch Unterhachings Präsident Manfred Schwabl, der zuletzt ja in Savio Nsereko auch so einen Problemspieler unter Vertrag genommen hat, winkt ab: „Es gab mal vor der Sommerpause einen Kontakt zu ihm. Aber ich habe erstens kein Budget und zweitens momentan keinen Platz im Kopf, um mich mit diesem Thema zu beschäftigen“, sagte er.

 

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