Berhalter zieht’s zurück in die USA

Hier erklärt Gregg Berhalter, der 35-jährige Abwehrchef der Löwen, warum er die Präsidentschaftswahl verpasste, sich aber mit einem Wechsel in seine Heimat beschäftigt.
von  Abendzeitung
Wie plant er seine Zukunft? 1860-Abwehrchef Gregg Berhalter (35) will sich im Winter mit seiner Familie beraten.
Wie plant er seine Zukunft? 1860-Abwehrchef Gregg Berhalter (35) will sich im Winter mit seiner Familie beraten. © Augenklick

Hier erklärt Gregg Berhalter, der 35-jährige Abwehrchef der Löwen, warum er die Präsidentschaftswahl verpasste, sich aber mit einem Wechsel in seine Heimat beschäftigt.

MÜNCHEN In Deutschland leben 120000 US-Bürger, doch nicht alle haben den Wahl-Triumph von Demokrat Barack Obama, dem 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Dienstag Nacht live vor dem Fernseher erlebt. Einer jedenfalls hat das historische Ereignis verschlafen: Löwen-Star Gregg Berhalter. „Es war doch klar, dass Obama gewinnt“, sagt der 35-Jährige, nachdem er sich erst am Mittwochmorgen am Frühstückstisch über den Ausgang der Wahl bei CNN informierte, „vielleicht brauchen wir diesen Neuanfang. Wir haben in den letzten Jahren unter Bush viele Fehler gemacht und nicht auf uns geschaut, sondern uns auf andere Länder konzentriert. Die Folge ist, dass unsere Wirtschaft am Boden liegt.“

Berhalters Hoffnung für den Aufschwung der mächtigsten Nation: „Obama bringt als erster schwarzer Präsident unserem Land eine Auffrischung. Ich finde das gut. McCain wäre zu sehr in die Richtung Bush gegangen. Jetzt wird alles besser.“

Berhalter selbst, der mit seiner Familie in Grünwald lebt und dessen Kinder in eine Englische Schule gehen, nahm nicht an der Wahl teil. „Ich habe die Briefwahl versäumt, weil die Unterlagen nicht rechtzeitig gekommen sind.“

Im Sommer geht’s für Berhalter wahrscheinlich wieder zurück in die USA – zunächst will er sich aber in der Winterpause mit seiner Familie beraten und die Zukunft planen. „Wir müssen entscheiden, was für meine Familie das Beste ist“, sagt Berhalter.

Einerseits erlebt der ehemalige US-Nationalspieler bei 1860 als souveräner Abwehr-boss gerade seinen x-ten Frühling (nur neun Gegentore in elf Zweitligaspielen), andererseits gibt’s immer wieder Anfragen für ihn aus der Major League Soccer (MLS). Und Berhalter, dessen Vertrag bei den Löwen im Sommer 2009 ausläuft, will seine internationalen Erfahrungen gerne an den amerikanischen Fußball-Nachwuchs weitergeben – jetzt im Alter von 35 kann er das noch aktiv auf dem Fußballplatz. „Ich habe noch keine Entscheidung getroffen“, sagte er gestern, „aber wenn’s bei 1860 nicht mehr geht, muss ich auf andere Optionen schauen.“

Den Soccer in Amerika sieht WM–Teilnehmer Berhalter (2002 und 2006) im Dornröschenschlaf. „Wir brauchen gute Trainer in den USA, die Liga muss insgesamt stärker werden – und es ist nur positiv, wenn ein Spieler wie Zé Roberto über einen Wechsel zum FC Dallas nachdenkt.“

Wechselt auch Berhalter als Entwicklungshelfer in die USA? Einer der Berhalter-Interessenten: Red Bull New York, auch sein Kumpel Claudio Reyna (früher u.a. Leverkusen) spielt seit 2007 für die Mateschitz-Filiale.

Auch wenn es Berhalter (44 Länderspiele) noch nicht zugeben will, aber die Tendenz geht dahin, dass er 1860 im Sommer nach drei Jahren verlassen und zurück in seine Heimat gehen wird. „Ich habe jetzt 15 Jahre in Europa gespielt“, sagt der Abwehr-Boss, „Europa ist in dieser Zeit meine zweite Heimat geworden. Ich liebe es hier. Ich bin zufrieden mit meiner Karriere. Es war immer ein Traum von mir, dass ich mal in der Bundesliga spiele.“

Deutschland wird er immer in positiver Erinnerung behalten: „Die Lebensart in Deutschland ist gemütlich, die Deutschen sind echte Genießer, bei uns in Amerika ist alles viel hektischer.“

Oliver Griss

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