Bender geht – und redet schon von der Rückkehr
Am Dienstag räumte der 1860-Jungstar, mit feuchten Augen, seinen Spind an der Grünwalder Straße aus. Er will sich in der Bundesliga bei Bayer Leverkusen etablieren: „Wenn ich Angst hätte, würde ich diesen Schritt nicht wagen“
AZ: Herr Bender, Ihr vorzeitiger Wechsel in die Bundesliga vom TSV 1860 zu Bayer Leverkusen – für mehr als 2,5 Millionen Euro – ist endgültig perfekt: Wie fühlen Sie sich als Bundesliga-Profi?
LARS BENDER: Ich komme gerade aus der Kabine, ich habe mich noch mal von allen verabschiedet – und ich muss sagen: Es war sehr emotional, ein bisschen feucht sind die Augen schon geworden. Aber immerhin habe ich jetzt Klarheit. Ich bin froh, dass sich das nicht mehr länger hingezogen hat.
Was wird Ihnen, geboren in Rosenheim, aufgewachsen in Brannenburg, dort im Westen am meisten fehlen?
Neben 1860 werden mir vor allem die Berge fehlen.
Wann haben eigentlich Sie selbst erfahren, dass der Transfer zu Bayer klappt?
Am Montagabend habe ich eine SMS von Manfred Stoffers (1860-Geschäfsführer, d.Red.) bekommen.
Gab’s denn überhaupt keine Chance, dass Sie bis zum Saisonende bei den Löwen bleiben?
(lacht) Leverkusen war schon lange Zeit am Graben. Ich war siebeneinhalb Jahre bei den Löwen, seit der C-Jugend – 1860 war wie eine Familie für mich. Deswegen ist das alles nicht so einfach für mich, aber andererseits habe ich jetzt die Chance, in der Bundesliga zu spielen.
Ist die Situation Ihres Bruders Sven, der nach Dortmund wechselte, kein warnendes Beispiel für Sie? Bis jetzt qualifizierte er sich noch nie für den Bundesliga-Kader der Borussia..
Ich hätte bei 1860 sicher viele Spiele gemacht, aber ich will in meiner Karriere weiterkommen – und ich denke, dass Bayer Leverkusen ein guter Verein für mich ist. Wenn ich Angst davor hätte, würde ich diesen Schritt nicht wagen. Ich weiß, dass ich in eine eingespielte Mannschaft komme, aber ich werde mich wehren.
Viele sagen, dass Sie den Wechsel forciert hätten, um wieder näher bei Ihrem Zwillingsbruders zu sein.
Natürlich fehlt mir Sven – aber vordergründig steht für mich der Wechsel in die Bundesliga: Ich werde auch nicht mit Sven in eine Wohnung ziehen, dazu soll der Verkehr oben im Westen zu anstrengend sein.
Was werden Sie aus Ihrer 1860-Zeit immer in Erinnerung behalten?
Die deutsche Meisterschaft mit der B-Jugend 2006, auch das Pokal-Viertelfinale gegen den FC Bayern (0:1, d.Red.) war schon ein Highlight – und unser furioser Start vor zwei Jahren mit drei Siegen, als wir Tabellenführer der Zweiten Liga waren. Da war was los in der Stadt. Ich bin 1860 sehr dankbar. Ohne diesen Verein hätte ich mich möglicherweise nicht so entwickelt.
Bleibt die Frage: Gibt es womöglich irgendwann eine Rückkehr zu den Löwen?
Vielleicht, man sollte im Leben niemals nie sagen. Man sieht ja an Daniel Bierofka oder Benny Lauth, dass sie als erfahrene Spieler gerne zu 1860 zurück gekommen sind. Ich kann mir das auch vorstellen.
Interview: Oliver Griss