AZ-Spielanalyse: Verpasster Löwen-Dreier
München – Im dritten Spiel war es endlich soweit: Im bayerischen Derby beim 1. FC Nürnberg konnten die Löwen endlich den ersten Liga-Zähler einfahren. 2:2 hieß es am Ende in einem rassigen, zweikampfbetonten Duell zweier Traditionsklubs im Nürnberger Grundig-Stadion, das die Löwen eigentlich hätten gewinnen müssen.
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Das Spiel: 23 Torschüsse feuerten die Löwen auf das Gehäuse von Club-Keeper Thorsten Kirschbaum ab – das ist der zweitbeste Wert aller bisherigen Spiele der Zweiten Liga in dieser Saison. Von Beginn an waren die Sechziger hellwach, ließen Ball und Gegner laufen und hatten die besseren Chancen. Dreimal scheiterten sie nur am Aluminium – ebenfalls bisheriger Rekordwert.
Die Tore: In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit war es Kai Bülow, der den verdienten Führungstreffer für die Löwen erzielte: Nach einer Ecke von Daniel Adlung traf Rubin Okotie nur den Pfosten, Bülow stand vor dem Tor goldrichtig und drückte die Kugel per Kopf über die Linie. Nach der Pause gab’s die doppelte kalte Dusch für die Löwen: Guido Burgstaller glich nach einem Patzer von Kapitän Christopher Schindler zum 1:1 aus (54.), wenig später musste Niklas Stark nach feiner Vorarbeit von Miso Brecko über die rechte Nürnberger Angriffs-Seite nur noch den Fuß hinhalten (63.). Adlung konnte mit einem präzisen Distanzschuss zumindest noch für den 2:2-Ausgleich sorgen (73.).
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Die Szene des Spiels: Kurz nach der Pause hätte das Spiel womöglich schon entschieden sein können, und zwar zugunsten der Löwen: Marius Wolf erzielte mit einem platzierten Schuss in die lange Ecke das vermeintliche 2:0, der Treffer zählte allerdings nicht – wegen Abseits! „Der Schiedsrichter sagte, dass Rubin dem Torwart die Sicht genommen hat. Das habe ich nicht verstanden. Ich dachte eher, er sagt, dass er den Ball berührt hatte, aber das war ja auch nicht so. War schon traurig. Vor allen Dingen, wenn man sieht: Wenn ich das 2:0 mache, sind die tot. Dann gewinnen wir das Spiel“, sagte Wolf der AZ.
Das war gut: Das Offensiv-Feuerwerk der Sechziger war sogar mehr als gut. Mit Chancen, die für drei Spiele reichen würden, hätte die Fröhling-Elf den Club abschießen können, wenn nicht müssen. Viel ging über den pfeilschnellen Wolf über den linken Flügel, aber auch Adlung war sehr präsent. Und an vorderster Front fehlte Okotie, der zweimal am Aluminium scheiterte und in der Schlussphase freistehend vergab, eigentlich nur der Torerfolg.
Das war schlecht: Die Chancenverwertung bei gleichzeitigen Unsicherheiten der Löwen-Defensive, dem Prunkstück der vergangenen Spiele. Bei so vielen guten Einschussmöglichkeiten muss der Ertrag am Ende höher sein. Aber auch die Abwehrfehler brachten die Löwen um den verdienten Lohn: Vor dem 1:1 spielte Claasen einen Fehlpass, Schindler senste über den Ball und ließ Burgstaller gewähren. Beim 1:2 verpasste es die linke Abwehrseite im Kollektivschlaf, den flinken Brecko an seinem Solo zu hindern – in der Mitte passte keiner auf Stark auf.
Das sagte Löwen-Trainer Torsten Fröhling: Ich denke, dass wir ein super bayerisches Derby gesehen haben, ein super Fußballspiel mit allem, was dazu gehört. Mit individueller Klasse auf beiden Seiten. Das Einzige, was ich meiner Mannschaft vorwerfen kann: die Chancenverwertung. Wir haben unseren ersten Punkt gesammelt, wenn wir so weitermachen, mit dem nötigen Mut und der nötigen Leidenschaft, werden wir noch unsere Punkte holen.
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Das sagte Nürnberg-Trainer Rene Weiler: Für mich war das weniger ein Highlight. Die erste Halbzeit hat mir zu denken gegeben. Wir waren nicht aggressiv genug, das war kein guter Auftritt. Die Sechziger waren klar besser. In der zweiten Halbzeit habe ich unsere Mannschaft aufsässiger gesehen. Es war ein Spiel, dass zumindest die Zuschauer begeistert hat. Ich möchte nicht alles schlecht sehen, aber das gibt noch viel zu verbessern. Wir haben einen Punkte gewonnen nach diesem Spiel.
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