AZ-Info: Er ist der heißeste Kandidat auf die Glöckner-Nachfolge beim TSV 1860

Gerade einmal zwei Wochen ist es her, dass der Giesinger Berg durch den 3:2-Last-Minute-Erfolg über Havelse eine Eruption der Gefühle erlebte und der Löwe von Rang zwei der Dritten Liga grüßte. 14 Tage später ist alles anders. Fundamental. Auf und neben dem Platz. Trainer Patrick Glöckner und überraschend auch Geschäftsführer Christian Werner wurden am Sonntag ihrer Ämter enthoben - Giesing bebt erneut, diesmal allerdings im negativen Sinne.
Heißester Kandidat auf die Glöckner-Nachfolge ist nach AZ-Infos Thomas Wörle. Der 43-Jährige hatte im Sommer 2021 nach neun Jahren als Cheftrainer der Bayern-Frauen den damaligen Regionalligisten SSV Ulm übernommen und diesen in die 2. Bundesliga geführt. Im März 2025 war er bei den Spatzen freigestellt worden.

TSV 1860 verliert trotz Leistungssteigerung
Nach dem 0:2 am Samstag in Aue, der dritten Sechzig-Niederlage in Folge, war das Aus für Trainer Patrick Glöckner unausweichlich. Die Leistung war im Vergleich zu den Pleiten in Rostock (1:2) und gegen Hoffenheim II (1:5) erheblich besser, das Ergebnis jedoch nicht. "Ich kenne das Trainergeschäft, das waren jetzt drei Niederlagen in Folge, entsprechend muss ich mich dem stellen", hatte Glöckner nach dem Spiel gesagt.
Diese Vorahnung war Glöckner am grautrüben Sonntag um 9.09 Uhr auch anzusehen, als er aus seinem Dienstwagen stieg und sichtlich angeschlagen Richtung Geschäftsstelle stapfte. Um 9.35 Uhr betraten Präsident Gernot Mang und Vize-Präsident Peter Schaefer das Gebäude, um 9.43 Uhr schließlich Christian Werner. Ein Signal, dass das im Juli gewählte neue Präsidium auf die Geschehnisse in der Profifußballfirma deutlich stärker Einfluss nehmen möchte als ihre Vorgänger?
Alper Kayabunar steht gegen Köln an der Seitenlinie
"Es ist immer so, dass man sich mit den Gremien, dass man sich mit seinem Team bespricht", hatte Werner noch in Aue gesagt: "Dann werden wir genau analysieren und in den nächsten Tagen besprechen, wie es weitergeht." Am Sonntag wurde klar: Nicht mit Glöckner, aber auch nicht für Werner, der kurzzeitig die Geschäftsstelle telefonierend für elf Minuten verlassen hatte, dann aber wieder zurückkehrte.
Um 11.15 Uhr platzt schließlich die Giesinger Bombe: Neben Trainer Glöckner muss auch Boss Werner gehen, NLZ-Leiter Manfred Paula übernimmt vorerst die Rolle des Sportdirektors. Eine Minute zuvor verließ Vizepräsident Schäfer mit U21-Trainer Alper Kayabunar, dessen Bayernliga-Team an diesem Wochenende spielfrei hat und der das Gelände trotzdem schon um 9.25 Uhr betreten hatte, die Geschäftsstelle in Richtung Profitrakt. Der ab da naheliegende Verdacht: Der 39-jährige Münchner, der erst im Sommer nach 15 Jahren bei Türkgücü nach Giesing gewechselt war, übernimmt als Interimstrainer der Profis.

Diese Vermutung wird später um 12.32 Uhr offiziell bestätigt. "Alper hat die nötige Erfahrung aus mehr als 100 Spielen in der Regionalliga und vier Spielen der 3. Liga gesammelt", wird Paula zitiert. Kayabunar steigt am Montag in den Profi-Trainingsbetrieb und die Vorbereitung auf das bereits am Mittwoch anstehende Heimspiel gegen Viktoria Köln (19 Uhr) ein, zusammen mit dem bisherigen Co-Trainer-Team um Markus Brzenska und Nico Masetzky.
Christian Werner ist nach Entlassung sichtlich getroffen
Zuvor ging alles sehr schnell: Um 11.27 Uhr sprintet der Nicht-mehr-Löwen-Trainer Glöckner in die oberste Etage der Geschäftsstelle, wenig später fährt ein Mitarbeiter Glöckners Auto vom Parkplatz vor den Kabinentrakt. Kurz darauf huscht Werner über den Hinterausgang telefonierend in Richtung Grünanlage Harlachinger Straße. Um 11.36 Uhr rauscht Glöckner in seinem Dienstwagen von dannen, winkt einigen Anwesenden noch zu.
Christian Werner erscheint um 12.03 Uhr nach einiger Zeit auf einer Bank im Grünen wieder an der Grünwalder 114 und geht sichtlich getroffen vom plötzlichen Ende seiner Arbeit für die Löwen in Richtung seines Wagens. Nach einem kurzen Gespräch mit respektvollem Händeschütteln mit einigen Fans, die später auch die Geschäftsstelle betreten sollten, fährt er um 12.06 Uhr davon.
Werner tätigte gute Transfers, lag bei den Trainern aber daneben
Werners Aus als 1860-Boss macht aus dem erwartbaren Trainer-Knall ein Löwen-Beben. Der 44-Jährige war seit Sommer 2023 im Löwen-Kosmos, nach langem Hin und Her zwischen den Gesellschaftern wurde er schließlich Anfang 2024 nicht wie ursprünglich angedacht Sportdirektor, sondern sportlicher Geschäftsführer.
Werner tätigte einige starke Transfers und lukrative Verkäufe, bewahrte Sechzig letzte Saison vor dem Abstieg und entwickelte sich so zum Gesicht der Löwen, vor allem seit er mit dem Aus von Oliver Mueller im September 2024 auch die Rolle des kaufmännischen Geschäftsführers innehatte.
Mit Argirios Giannikis und Patrick Glöckner misslangen ihm allerdings beide seiner Trainer-Griffe. Einen dritten Versuch bekam er nicht mehr. Das Vertrauen der Löwen-Gremien war offensichtlich erschöpft.
Präsident Mang und Vize Schaefer verließen schließlich um 12.51 Uhr die Geschäftsstelle, drei Minuten nach Kayabunar. Beide äußerten sich nicht, wünschten lediglich "einen schönen Sonntag". Für die wenigsten Löwen dürfte er dies gewesen sein.