Ausbildungsverein ohne Ausbilder

Bei 1860 geht nach Jugendleiter Jürgen Jung nun auch der U-17-Trainer. Liegt’s am fehlenden Geld?
Marco Plein |
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1860-Sportchef Florian Hinterberger
Rauchensteiner/AK 1860-Sportchef Florian Hinterberger

München - Es sind ein paar Worte, auf die es an diesem Mittwoch bei Florian Hinterberger ankommt. Am frühen Nachmittag verkündet der Sportchef des TSV 1860, dass er ein hoffnungsvolles Talent, Liridon Vocaj (18), für zwei Jahre an die Löwen gebunden hat. Der junge Albaner identifiziere sich „hundertprozentig mit dem Verein“, man werde „weiterhin auf eigene Talente setzen" und die „Philosophie konsequent“ fortsetzen, heißt es in seiner Mitteilung. So weit, so gut – denn bis auf Vocaj hat Hinterberger kaum Positives zu verkünden.

Denn neben dem schwierigen Umbruch bei der Profimannschaft, für die Hinterberger und Trainer Reiner Maurer in diesen Wochen mindestens sechs neue Spieler finden müssen, plagen sie sich nun auch noch mit Problemen auf dem eigenen Hof herum. Nachdem sich das große Talent Thomas Pledl (17) zum Bedauern der Löwen zu einem Wechsel nach Fürth entschied, verlässt auch U-17-Trainer Fred Klaus den TSV in Richtung Augsburg. Zuvor hatte schon Jugendchef Jürgen Jung bei 1860 aufgehört und beim FC Bayern angefangen. „Bei den Bayern habe ich einfach das Gefühl, dass alles für die Jugend getan wird“, hatte der Jung im Februar der AZ gesagt, Klaus klingt ähnlich: „In Augsburg soll was bewegt werden, da habe ich Lust drauf.“

Für die Löwen, laut Vizepräsident Wolfgang Hauner „immer noch Vorreiter in ganz Deutschland in Sachen Jugendausbildung“, wirken solche Sätze wie Schläge ins Gesicht. Zwar mühen sich die Löwen um eine positive Darstellung. So sagt Hauner: „Die Abgänge sind Einzelfälle. Bei uns läuft gar nichts falsch. Wir sind weiter ein erstklassiger Ausbildungsverein.“ Hinterberger betont: „Abgänge gibt es überall, das ist der Lauf der Dinge.“ Dennoch wirkt sich das knappe Budget der Löwen immer negativer auf die Zusammenarbeit mit eigenen und externen Leuten aus.

Der Grund: Jahrelang brachten die Löwen durch hohe Ausgaben viel Geld in Umlauf, von dem diverse Personen profitierten – und den Mund hielten. Nun weist Hinterberger immer wieder auf das knappe Budget hin, immer mehr Frust macht sich im Umfeld breit. Klaus sagte nach dem für ihn schlechten Angebot stellvertretend: „Ich konnte nicht annehmen, von irgendwas muss ich noch leben können.“ Passend dazu erklärte ein enger Vertrauter der Löwen, der nicht genannt werden will, der AZ: „Die Perspektiven bei 1860 werden für alle immer schlechter, irgendwann stehen Maurer und Hinterberger ganz allein da.“

Die Löwen behaupten trotzig, die Abgänge kompensieren zu können. Doch ihre Attraktivität hat abgenommen, externe Kräfte sind weder zu bezahlen noch zu überzeugen. Der Nachweis: Alle offenen Posten wurden und werden intern besetzt.

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