„Auf einer Wellenlänge“
Warum sich Alexander Schmidt, der Assistent von 1860-Coach Maurer, mit seinem Chef so gut versteht – und wieso er früher immer im Clinch mit dem jetzigen Mainzer Erfolgstrainer Tuchel lag.
AZ: Zu Beginn der zweiwöchigen Pause war beim TSV 1860 wenig los. Wie haben Sie die Zeit genutzt, Herr Schmidt?
ALEXANDER SCHMIDT: Ich hatte Zeit für die Familie und war auch gleich bei einem Kindergeburtstag meines achtjährigen Sohnes eingespannt. Wir waren auf der Kegelbahn, und ich musste gut aufpassen. Aber wenn sie mal gespielt haben, dann ging's.
Fast wie bei den Löwen – wenn die mal spielen, läuft's...
Das stimmt, ja. In den letzten Wochen hat es ganz gut geklappt. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.
Sie wohnen, wie Cheftrainer Reiner Maurer, der in Mindelheim lebt, recht weit entfernt vom Trainingsplatz. Macht Ihnen die Fahrerei nichts aus?
Nein, das ist gut so. Ich lebe mit meiner Frau Maria-Sofia und den Kindern ganz unten am Starnberger See bei St.Heinrich. Die Ruhe dort kommt uns gelegen, wir haben ja auch eine zweieinhalbjährige Tochter. Ich habe übrigens Daniel Halfar und Benny Lauth, die vor kurzem Vater wurden, erzählt, was auf sie zukommen wird. Aber die Jungväter werden das schon meistern.
Kommen wir zu 1860. Sie peitschen das Team kurz vor Anpfiff ein. Was rufen Sie da?
Ach, nichts Spezielles. Das sind wenige Worte, die müssen aber passen.
Sie sind seit diesem Sommer bei den Profis, waren vorher als Jugendtrainer tätig. Was war neu für Sie?
Weniger das Niveau, weil in den Jugend-Bundesligen auch stark gespielt wird, mehr die Atmosphäre in den Stadien. In Augsburg beim Derby war es extrem, vor allem für mich, weil ich viele Jahre dort verbracht habe.
Jungstars wie Leitner, Volland und Schindler, die nun bei den Profis spielen, waren in der Jugend alle bei Ihnen. Kommen sie deswegen zum Einsatz?
Klar ist das ein Vorteil. Ich kenne jede Kleinigkeit und gebe Reiner Maurer viele Tipps. Den Mut, sie zu bringen, muss aber er aufbringen.
Apropos, wie klappt die Zusammenarbeit?
Bestens. Wir kennen uns seit neun Jahren. Ich bin lange im Verein, er war auch schon mal da. Wir haben uns immer gut verstanden. Dass wir auf einer Wellenlänge liegen, war schnell wieder spürbar.
War die Umstellung auf die Profis kompliziert?
Einfach ist es nicht. Für mich war das ein Abtasten, da geht es auch darum, sich zu etablieren. Da muss man fast schon Pädagoge sein. Man muss fachlich überzeugen, sonst denken ältere Spieler schnell: ,Was ist das denn für ein Dummschwätzer?’ Das Wichtigste ist, authentisch zu bleiben. Ich versuche auch mit Daniel Bierofka oder Benny Lauth natürlich umzugehen. Letztlich wollen ja auch erfahrene Spieler eine ehrliche Meinung hören. Es wäre ja für keinen von Vorteil, wenn ich hier einen auf Everybody's Darling machen würde.
Everybody's Darling ist ja im Moment der Mainzer Erfolgstrainer Thomas Tuchel. Sie sind öfter mit ihm zusammengerasselt. Wie kam's dazu?
Er war beim VfB und in Augsburg Jugendtrainer und ich bei den Löwen. Wir sind beide emotionale, ehrgeizige Typen, da sind am Spielfeldrand die Fetzen geflogen. Auch als es darum ging, wer welche Jugendspieler bekommt, gab es mächtig Zündstoff. Aber wir konnten uns trotzdem die Hand schütteln.
Interview: Marco Plein