Auch das noch!

München - Auch, wenn es nur ein schwacher Trost ist: Nächstes Wochenende können sich 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer und Präsident Dieter Schneider mal wieder erholen. So viel wie an diesem Samstag und Sonntag werden sie sicher nicht mehr arbeiten müssen.
Spätestens am Donnerstag muss die Rettung gelungen sein, sonst bleibt dem Klub nur noch der Weg zum Insolvenzgericht. „Wir werden kämpfen bis zum Schluss”, verspricht Schneider. Das werden sie wohl auch müssen. Am Freitag schafften sie es noch nicht, das zwölf Millionen Euro schwere Rettungspaket fertig zu schnüren. Schäfer: „Wir müssen noch weitere Gespräche führen, die Lage bleibt weiter ernst.”
Und das ist nicht das einzige Problem. Ausgerechnet auf der Zielgeraden der Sanierung geht es bei den Löwen wieder einmal chaotisch zu.
Die Rettung stockt: Zwar meint Schäfer bei jedem Gesprächspartner eine große Sympathie für die Belange der Löwen zu spüren, doch die entscheidenden Unterschriften sind bisher ausgeblieben. Klar scheint: Erst, wenn die Privatbank, die die Sanierung moderieren soll, grünes Licht gibt, werden sich auch die restlichen Banken, Gläubiger, Partner und der Freistaat bewegen. Sollte die Bankenlösung doch noch scheitern, müssten sich die Löwen am Mittwoch oder Donnerstag sehr kurzfristig mit einem Investor einigen. Zumal Schäfer am Wochenende nebenbei noch 400000 Euro auftreiben muss, um die am Montag fälligen Gehälter der Angestellten und Spieler zahlen zu können.
Der Fanstreit eskaliert: Für Samstag haben Fans im Internet zu einer Demonstration für die Rettung der Löwen am Marienplatz aufgerufen. Über 60 Fangruppen haben im Gegenzug eine Erklärung unterzeichnet, in der ein Neustart im Amateurbereich gefordert wird. „Die Anzeichen für eine Spaltung der Fanszene sind ganz klar da”, sagt Andreas Kern, Vorstand der Fanclubvereinigung Arge. Am Freitag verschärfte die Fanvereinigung Pro 1860 den Ton. In einer Erklärung bezeichneten sie die Rettungsbemühungen als „vorläufige Existenzverlängerung”, die „lediglich eine weitere Leidensverlängerung für alle Fans und Mitglieder” bedeute. Schäfer agiere „schmerzfrei, blutleer und phantasielos”. Dessen Reaktion fiel scharf aus: „Diese Wortwahl entspricht dem Verhalten, das ich von diesen Leuten schon kennen gelernt habe. Sie agieren weltfremd, ihnen geht es um Positionen, Macht und Aufmerksamkeit.”
Der Wirbel um Stevic: Als ob das nicht genug wäre, droht nun auch noch eine lähmende Diskussion um die Zukunft von Sportdirektor Miki Stevic. Die „SZ” berichtet von hartnäckigen Gerüchten über ein so genanntes „System Stevic” bei 1860. Es geht um das Geschäftsgebahren des Ex-Profis, um überteuerte Spieler-Verträge, um die Vermengung von Privatem und Beruflichem. So soll Stevic, wie er dem Blatt bestätigt, zwei Spielern Wohnungen verkauft haben. Er habe an dem Handel allerdings „nicht verdient, sondern draufgezahlt" (Stevic). Doch es dürfte ihm nicht mehr helfen, es sei bereits beschlossen, Stevic’ auslaufenden Vertrag nicht mehr zu verlängern. „Wir werden ihn bald freistellen. Es hat ja keinen Sinn, ihn jetzt noch in die Planung für die nächste Saison einzubinden", zitiert das Blatt einen Klubvertreter. Doch Geschäftsführer Schäfer sagt dazu jedoch: „Diese Darstellung ist nicht korrekt. Wir haben uns noch nicht entschieden, ob wir den Vertrag verlängern wollen.” Auf jeden Fall wäre eine Vertragsverlängerung im Aufsichtsrat zustimmungspflichtig.