Alexander Schmidt - "Im Moment der Richtige"
Am Tag nach dem 0:2 gegen Köln trennt sich 1860 von Trainer Maurer – und befördert den bisherigen U21-Coach Alexander Schmidt auf den Chefsessel. Die AZ tickert ab 10 Uhr live vom ersten Training.
München - Seine erste Aktion als neuer Löwen-Trainer: ein kräftiger Händedruck. Als Alexander Schmidt am Sonntag um halb elf auf dem 1860-Gelände vorfuhr, schob er das Fenster seines weißen Audis herunter, als ihm Geschäftsführer Robert Schäfer entgegen kam. Die beiden begrüßten sich entschlossen, wenig später erklärten sie, wie es mit 1860 nach der Entlassung von Trainer Reiner Maurer bergauf gehen soll.
Nach nur vier Punkten aus sechs Spielen und zum Teil fürchterlichen Auftritten hatte Schäfer am Samstagmittag, dem Tag nach dem 0:2 gegen Köln, nach einer Krisensitzung dem Präsidium und Investor Hasan Ismaik den Vorschlag gemacht, Maurer abzulösen und ihn durch U21-Coach Alexander Schmidt zu ersetzen.
„Wir mussten jetzt reagieren. Die Mannschaft braucht neue Impulse und eine neue Ansprache. Für Alex ist das eine tolle Chance, er wird sie nutzen", sagte Schäfer, der Maurer am Samstag um 19 Uhr im Hilton am Tucherpark die Entlassung mitgeteilt hatte.
Mit Bravour, erklärte Schäfer weiter, hätte Schmidt die Regionalligamannschaft der Löwen in den letzten Wochen weit nach oben in der Tabelle geführt; der bis 2015 laufende Trainervertrag des 44-Jährigen wurde daher mit einer Gehaltsaufbesserung an die 2. Liga angepasst. „Wir sind davon überzeugt, dass Alex bereit ist für die Aufgabe. Von allen Alternativen war er mit Abstand die beste“, sagte Sportchef Florian Hinterberger. „Er kennt den Verein, die Mannschaft, bringt neue Ideen ein, ich habe ein sehr gutes Gefühl bei ihm. Ich bin der Überzeugung, dass er im Moment der richtige Mann ist“, sagte Hinterberger.“
Die Frage ist aber: nur „im Moment“? Oder für länger? Schäfer sagt: „Er hat Stallgeruch, er ist der Richtige! Für ihn ist es ein Warmstart, er ist sofort drin." Schmidt sprach von einem „Traum", der nun wahr werde. „Ich bin nicht Fußballlehrer, um in der Bayernliga zu trainieren“, sagte der gebürtige Augsburger, der zehn Jahre beim FCA spielte, zwischendurch drei Jahre in der italienischen Serie C (Real Canavese) kickte und vor elf Jahren von Ernst Tanner zu 1860 geholt wurde. Schmidt, gelernter Speditionskaufmann, lebt seit eineinhalb Jahren getrennt von seiner italienischen Frau, seine Tochter Angelina (4) lebt bei ihr, Sohn Francesco (10, kickt in der Löwen-U11) bei ihm.
Am Sonntag fuhr der in Starnberg wohnende Neu-Trainer nach Regensburg, um sich dort Union Berlin, wo er mit 1860 kommenden Samstag sein Debüt gibt, anzuschauen. „Ich will wieder Freude und Spaß reinbringen“, sagt Schmidt.
Die AZ zeigt, was er verändern will.
Personal:
Aus der U21 zieht Schmidt sofort die Stürmer Markus Ziereis und Bobby Wood sowie Mittelfeldmann Stefan Wannenwetsch nach oben. „Ich behandele alle Spieler gleich, jeder bekommt eine Chance“, sagt Schmidt. „Was war, zählt nicht mehr." Das gilt auch für die nur schlecht integrierten Neulinge Marin Tomasov und Ismael Blanco. „Ich spreche spanisch, das will ich nutzen", sagt er. „Wir haben einen sehr starken Kader. Zum Beispiel Lauth oder Halfar, die haben Erstligakönnen. Sie müssen wieder ins Rollen kommen."
Taktik:
Schmidt ließ in der U21 oft wechseln. Das hat er auch bei den Profis vor. „Ich will uns variabler machen." Und: „Ich stehe für einen gepflegten Spielaufbau. Lange Bälle gibt es bei mir nicht.“
Training:
„Wir werden am Plan einiges ändern", sagt Schmidt, der zum Beispiel am Montag und Dienstag gleich zwei Mal üben lassen wird. Dazu will er individuelles Training für die Ersatzspieler einführen. „Die Reservisten müssen mehr machen.“