Aigner: "Lieber Moskau als Bayern"

PLAYA DE LAS AMERICAS - Zurück nach Burghausen und Bielefeld: Stefan Aigner erzählt aus seinem Leben als Sechziger-Fan und -Spieler. Was seine Opas bei Heimspielen tun. Und was er seinem Vater zu Weihnachten geschenkt hat.
Stefan Aigner geht’s gut. Nein, nicht weil auf Teneriffa die Sonne scheint und das Thermometer 21 Grad anzeigt. Vielleicht auch ein bisschen deshalb. Aber dem 21-Jährigen geht’s gut, "weil ich wieder daheim bin". Er ist wieder dort, wo er herkommt: an der Grünwalder Straße. Im Haus Nummer 21 hatte er zehn Jahre lang gewohnt – und natürlich beim TSV 1860 Fußball gespielt.
Seinen ersten Profivertrag unterzeichnete er bei Wacker Burghausen, den nächsten bei Arminia Bielefeld. Jetzt, nach der Winter-Transferperiode, haben ihn die Löwen wieder. "Der Umzug ist gemacht, ich muss nur noch eine Wohnung finden", sagt Aigner, der seine Möbel auf dem Trainingsgelände des TSV 1860 geparkt hat.
Nach dem Trainingslager geht er mit seiner Freundin Laura, eine Münchnerin, mit der er seit zweieinhalb Jahren liiert ist und die auch mit in Bielefeld war, auf Wohnungssuche – gerne etwas außerhalb der Stadt. Bis dahin lebt er bei seinen Eltern in Lochheim bei Holzkirchen. In der neuen Bleibe will er dann wirklich länger bleiben. "Ich kann mir schon vorstellen, für immer bei Sechzig zu spielen", sagt Aigner, "ich komme aus einer typischen Sechziger-Familie."
Sein Opa Karl (82), der Vater seines Vaters, geht ebenso noch immer ins Stadion wie Opa Erwin (80). Erwin steht sogar in der Nordkurve. Beide haben ihre Jahreskarte seit Jahrzehnten. "Und ich bin quasi ein Fan auf dem Platz", sagt Aigner. "Wenn ich in Bielefeld nicht gespielt und 1860 verloren hatte, war das Wochenende kaputt", verrät der 21-Jährige. Er geht sogar soweit, dass er sagt: "Wir sind so eine Sechziger-Familie, dass wir alle die Bayern verachten."
Sein Weihnachtsgeschenk einst für seinen Vater: Eine CD mit dem Anti-Bayern-Song der Toten Hosen. Genau der: "Ich würde nie zum FC Bayern München geh'n!" Niemals sei er auf den Gedanken gekommen, zu den Roten zu wechseln. "Das würde nicht in meinen Lebenslauf passen", sagt Aigner.
Und wenn er beim TSV 1860 jetzt einschlägt – und das große Angebot kommt von der Säbener Straße? Aigner: "Also wenn ich voll einschlage, würde auch das Angebot von Real Madrid kommen. Okay, die sind eine Stufe höher als Bayern. Sagen wir Moskau. Dann lieber nach Moskau als zum FC Bayern." Das zeugt von gesundem Selbstvertrauen.
Thorsten Klein