Aigner: "Die erste Liga ist mein Ziel"

München - Stefan Aigner will sich nicht langfristig an die Löwen binden, sieht aber gute Perspektiven
AZ: Herr Aigner, was war der entlegenste Ort, an dem Sie bis jetzt auf 1860 München angesprochen wurden?
STEFAN AIGNER: Ich wurde bisher nur in München angesprochen.
Investor Hasan Ismaik möchte die Löwen zu einer Weltmarke machen. Wie hört sich das in Ihren Ohren an?
Klar hört sich das positiv an. Man muss aber abwarten, wie schnell man solche Ziele erreichen kann. 1860 ist ein Traditionsverein, gerade in Deutschland.
Ismaik hat davon gesprochen, dass er auf Augenhöhe mit Barcelona sein möchte.
Das ist noch ein ganz, ganz, ganz weiter Weg.
Was ist für den Verein denn möglich?
Realistisch ist, dass wir innerhalb von drei Jahren in die Bundesliga aufsteigen – wie es Ismaik auch gesagt hat. Die Mannschaft hat auf jeden Fall das Potenzial dazu. Das haben wir in der Vergangenheit zu selten abgerufen. Manchmal sind wir einfach zu leichtfertig aufgetreten, um das ein oder andere Spiel mehr zu gewinnen. Wir haben einige Punkte liegen gelassen.
Wie wichtig ist es für Sie, dass der Verein nun wirtschaftlich Klarheit hat?
Man hat wieder Sicherheit, kann wieder planen. Es wäre extrem schade gewesen, wenn der Verein pleite gegangen und bis in die Bayernliga abgestiegen wäre. Ein Durchmarsch von der Bayernliga in die erste Liga, so wie früher, wäre nicht mehr möglich gewesen.
Wie sehr hat Ihre Fan-Seele unter der Situation gelitten? Was haben Sie bei den ganzen Insolvenz-Geschichten der letzten Wochen gedacht?
Ich habe im Urlaub keine Zeitung gelesen. Das mache ich grundsätzlich nicht, da will ich abschalten. Aber klar, man informiert sich, wie es ausschaut.
Und jetzt kehrt bei 1860 nach vielen turbulenten Jahren Ruhe ein?
Ich denke schon. Jetzt haben wir einen Investor. Wir müssen keine Talente mehr verkaufen. Wir sind wieder eine eingespielte Mannschaft. Wenn ein Bundesligist in den letzten Jahren ein paar Millionen hingelegt und Spieler geholt hat, die wichtig für die Mannschaft waren, war das für uns immer ein Schaden. Jetzt können wir die Mannschaft über einen längeren Zeitraum halten – und ich glaube, irgendwann wird das auch belohnt.
Nehmen Sie dabei die Jugendspieler auch mal an der Hand und zeigen ihnen, wo der Weg hingehen kann?
Jeder Spieler ist zunächst für sich verantwortlich. Mir hat hier auch keiner erzählt, was ich in den nächsten Jahren machen muss. Das weiß jeder am besten selbst. Aber klar, es ist richtig, dass ein junger Spieler Benny Lauth oder einen anderen erfahrenen Spieler anspricht, wenn er Tipps braucht. Das habe ich früher auch gemacht. Aber ich gehe nicht zu einem jungen Spieler und sage ihm, er soll für 20 Jahre unterschreiben.
Die Löwen sind gerettet – fällt es Ihnen da leichter, zu sagen: Ich bleibe auf lange Sicht? Was heißt, ich bleibe auf lange Sicht?
Das hier ist mein Beruf, ich bin Fußballprofi. Ich muss sehen, dass ich das Bestmögliche erreiche. Und das ist die erste Liga, das ist mein Ziel. Ich kann heute nicht sagen, dass ich bis zum Karriereende bei 1860 bleibe.
Sie bezeichnen sich als „Fan auf dem Platz“. Genau wie Manuel Neuer einst bei Schalke. Der ist jetzt ein Roter – können Sie den Fans die Angst nehmen, Sie könnten irgendwann den gleichen Weg gehen?
Das mit dem „Fan auf dem Platz“ kann ich nicht mehr hören. Ansonsten nur so viel: Ich habe noch ein Jahr Vertrag, dann muss man sehen, wie es weitergeht. Ich kann einen Spieler wie Neuer verstehen, dass er sich sportlich weiterentwickeln will.