1860: Welcher Sponsor für welches Stadion?

Liqui Moly ist von der Oly-Debatte überrascht,Comarch will sich in Krakau vorstellen
MÜNCHEN Als die AZ Ernst Prost, den Hauptsponsor des TSV 1860, erreicht, sitzt der Boss von Schmieröl-Fabrikant Liqui Moly gerade am Flughafen Santiago de Chile. Über die Pläne des TSV 1860, nach der gescheiterten Grünwalder Initiative nun womöglich mittels eines Stadtratsbeschlusses ins Olympiastadion zurückzukehren, zeigt sich Prost überrascht: „Davon höre ich das erste Mal. Die Löwen zurück ins Olympiastadion? Das ist ja nicht unbedingt der Hit.“
Trotzdem würde sich Prost nicht gegen einen Umzug von Fröttmaning nach Oberwiesenfeld sperren: „Das Stadion ist uns egal. Hauptsache, der Werbeeffekt ist gut für Liqui Moly. Wichtig ist uns, ob unser Logo auf der Löwen Brust klebt und wie hoch die Quoten im Fernsehen sind.“
Und deshalb will sich das Ulmer Unternehmen, das auch die Vierschanzen-Tournee jedes Jahr finanziell unterstützt, in den nächsten Tagen von den 1860-Verantwortlichen Zahlen vorlegen lassen, um zu sehen, ob es weiter Sinn macht, rund 1,5 Millionen Euro in 1860 zu pumpen. „Derzeit gibt es noch keinen Trend“, sagt Prost über seine Zukunft als Hauptsponsor, verrät aber, dass er sich bis Ende April entscheiden muss: „Wir haben eine Option.“
Nach AZ-Informationen beinhaltet die Klausel: Wenn bis Ende April ein Sponsor kommt, der für die kommende Saison einen höheren Betrag als Hauptsponsor zahlen würde als bislang Liqui Moly, dann kann’s zum großen Wettbieten um die Löwenbrust kommen.
Ist Sparfuchs Prost, dessen Unternehmen von 2002 bis 2005 bereits schon einmal 1860-Brustsponsor war, aber dazu überhaupt bereit?
Manfred Stoffers, der Geschäftsführer des TSV 1860, stellte am Sonntag gegenüber der AZ klar: „Unabhängig von langjährigen Verbindungen und persönlichen Sympathien entscheidet am Ende der wirtschaftliche Nutzen.“
Eine erste Aussage gegen Liqui Moly? Zumindest will die Comarch Group, ein weltweit tätiger IT-Konzern mit Hauptsitz in Krakau und bislang Premium Partner von 1860, nach AZ-Informationen unbedingt auf die Brust des Zweitligisten. Die Firma soll auch bereit sein, deutlich mehr als bislang Liqui Moly zu investieren. Comarch-Gründer Janusz Filipiak: „Wir wollen dazu beitragen, dem TSV 1860 einen angemessenen Platz im Profi-Fußball zu verschaffen und werden selbst von der Bekanntheit des Vereins profitieren.“
Es ist wohl kaum ein Zufall, dass der polnische Konzern (nach Rücksprache mit 1860?) die Löwen-Reporter Mitte Mai zu einer Schnupperreise nach Krakau einlädt. Auf dem Programm stehen neben einem Besuch der Altstadt und eines Erstligaspiels auch eine Führung in der Firmenzentrale von Comarch. Oliver Griss