1860-Trainer Reiner Maurer entgleitet's
1860 wird beim 1:3 gegen Bochum vorgeführt. Der Trainer spricht von „Imageverlust“, kündigt Straftraining an und geht auf Distanz zum Team: „Jetzt müssen wir bluten.“ Am Montag aber ist frei
München - Reiner Maurer ist wütend. Sehr sogar. Und jetzt, nach dem bitteren 1:3 gegen Bochum, das den erhofften Aufschwung nach dem Auswärtssieg in Duisburg in der Vorwoche gleich wieder zunichte machte, hat sich der 1860-Trainer schnell für eine Reaktion entschieden: Er will die Mannschaft bestrafen. Denn nie zuvor hatte er seine Profis derart schwach gesehen wie in der ersten Halbzeit bei ihrer siebten Saisonniederlage, nie zuvor hatte der sonst so stoisch ruhige Allgäuer dermaßen erzürnt reagiert, nie zuvor wählte er derart drastische Worte: „Das war absolut unterirdisch. Ich bin super-enttäuscht“, schimpfte Maurer und nannte den Auftritt seiner Mannschaft: „Katastrophal. In der Halbzeit war ich außer mir vor Wut!“
Seine Reaktion folgte am Morgen danach: „Jetzt müssen wir eben bluten. Wir können nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen. Ich will jetzt ein Zeichen setzen. Die Woche wird sehr hart trainiert.“ Tatsächlich sollen seine Spieler in den kommenden Tagen jeweils zwei Mal täglich antanzen - und doch hat der 51-Jährige entschieden: Am Montag ist erst mal frei.
Nach dem dritten erfolglosen Heimspiel in Serie verkommt die Saison zum langweiligen Auf und ab im biederen Mittelfeld der Liga. Maurer gestand offen: „Wir haben uns einen Schaden zugerichtet, der nicht einfach zu beheben sein wird. Wir haben einen Imageverlust erlitten mit dieser Niederlage. Wir sind jetzt absolut im Mittelmaß.“ Doch wie konnte es passieren, dass sich die Löwen, die ja eigentlich so was wie ein Mindestmaß an Selbstvertrauen und Sicherheit aus dem Auswärtssieg vergangene Woche hätten schöpfen sollen, dermaßen unterlegen und planlos gegen Bochum präsentierten?
Wie konnte Maurer die Situation entgleiten? Mittelfeldrenner Stefan Aigner, noch einer der besseren in einem schläfrigen Löwen-Kollektiv, gestand: „Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass wir völlig neben der Spur waren. Wir waren gefühlt zwei Mann weniger. Und dieses ewige Hin und Her macht einen noch ganz kaputt im Kopf. Hätten wir gewonnen, hätten wir gedacht, vielleicht geht noch was. So aber haben wir zwei richtige Scheißwochen vor uns. Und das haben wir uns selbst eingebrockt.“ Auch Stürmer Benny Lauth, der nach einem verschossenen Elfmeter mit seinem späten Anschlusstor vorübergehend Hoffnung auf ein Remis entfacht hatte, musste passen: „Ich kann mir das nicht erklären. Wir wissen ja, dass wir uns nicht mit den Mannschaften ganz oben messen können. Aber wir schaffen es nicht mal, an den Teams vorbeizuziehen, die nicht besser sind als wir.“ All die negativen Eindrücke dieses Wochenendes verarbeitete Maurer, indem er erst mal auf Distanz zu seinen Profis ging. „Normalerweise stelle ich mich ja vor die Mannschaft. Aber diesmal habe ich keine Entschuldigungen für die Spieler parat“, sagte er und nahm sich damit selbst in Schutz - schließlich ist der Trainer persönlich gefordert, wenn er die nach wie vor treuen Vereinsbosse davon überzeugen will, auch im Winter noch der Richtige zu sein – dann also, wenn es darum geht, erste Weichen für das große Ziel zu stellen: Aufstieg 2012/2013!
Maurer ist nun mehr gefordert denn je zuvor – den Druck aber macht er sich selbst und bekommt ihn (noch) nicht von oben. Das scharfe Training in der anstehenden Woche sei „keine populistische Maßnahme“, teilte er mit – und doch will er verdeutlichen, seine Mannschaft auch härter anpacken zu können als in den vergangenen Wochen. Immerhin, die harte Maßnahme kommt gut an. Präsident Dieter Schneider: „Mehr Konsequenz kann uns nicht schaden.“