1860-Trainer Kosta Runjaic kündigt nach Talfahrt eine härtere Gangart an

Kosta Runjaic wird nach der beängstigenden Talfahrt der Löwen schon mal prophylaktisch angezählt. "Damit beschäftige ich mich nicht", sagt der 1860-Trainer und kündigt an, hart durchzugreifen.
München - Kosta Runjaic ist im Kampfmodus. So leicht will sich der 45-Jährige nicht wieder aus Giesing verscheuchen lassen. Selbstbewusst, bestimmt und ruhig leitete der Löwen-Coach das Training am Dienstag.
Bemerkenswert. Die Kritik an seiner Arbeit ist bei Sechzig nicht zu überhören. Ein Punkt aus zuletzt fünf Spielen ist viel zu wenig. Gemäß den Mechanismen der Branche steht der Trainer in der Schusslinie, nicht die Spieler.
Er spüre von außen "keinen Druck. Den Druck mache ich mir selber, weil die Ergebnisse nicht stimmen", sagte er der AZ. Auf die Bemerkung, dass in München gemutmaßt werde, er sei bald seinen Job los, antwortet er: "Keine Ahnung. Ich beschäftige mich nicht mit dieser Thematik."
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Glaubt man seiner Körpersprache, ist er fest von der Wende beim Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart am Freitagabend (18.30 Uhr, live bei Sky und im AZ-Liveticker) überzeugt. Er wird dafür auch eigene Fehler beheben müssen.
Die AZ erklärt, welche das sind...
Runjaic war zu sehr Spieler-Freund
Der Löwen-Coach sagt, er sei sich nicht sicher, ob "alle Spieler selbstkritisch genug" seien. Offensichtlich hat der eine oder andere 1860-Profi den Vertrauensvorschuss falsch interpretiert und die Verantwortung für die jüngsten Pleiten nicht bei sich gesucht.
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Runjaic hatte stets den Spaß hervorgekehrt, auf Mätzchen des einen oder anderen fast schon mit väterlicher Gelassenheit reagiert. Jetzt kündigte er vielsagend an: "Ich werde meinen Weg weiterverfolgen, aber mit einer raueren Gangart." Ergo: Hinter geschlossener Kabinentür dürfte die Sprache direkter werden. "Wir haben mit dem Mannschaftsrat zusammengesessen", erzählt Runjaic, "und uns besprochen." Ergebnisse des Krisengesprächs nennt er nicht.
Runjaic hat dem falschen Personal vertraut
Nicht ausgeschlossen, dass der Löwen-Trainer in Stuttgart so richtig durchwechselt. Er habe zu lange "Spielern vertraut, die am Samstag in der Anfangsformation standen, aber im Nachhinein dort nicht stehen hätten dürfen, weil die Leistung nicht passt", sagt er. "Wir werden personell Umstellungen vornehmen, aber auch an der Spielausrichtung was ändern."
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Beides ist untrennbar miteinander verbunden. Kai Bülow, Marnon Busch, Daniel Adlung, Fanol Perdedaj, Runjaic-Liebling Karim Matmour und Stürmer Sascha Mölders dürften allesamt Streichkandidaten sein. Ob der Coach derart durchgreift, ist spannend, aber fraglich.
Rodnei wird in Stuttgart beginnen, hatte er betont. Auch Offensivmann Victor Andrade könne man "inzwischen einen Einsatz in der Startelf zutrauen". Auffällig intensiv lobte Runjaic im Training die Youngster Felix Uduokhai und Florian Neuhaus. Ob er sie bringt?
Runjaic hat auf das falsche System gesetzt
"Das 4-1-4-1 funktioniert, dann wenn man das Mittelfeld beherrschen möchte, weil man immer ein Dreieck hat", erklärt Taktik-Experte Constantin Eckner von der Fachseite "Spielverlagerung.de" im Gespräch mit der AZ. "Es gibt eines über die Achter auf den Mittelstürmer, zwischen den Achtern und dem Sechser und je eines mit den Außenstürmern."
Er verstehe deshalb nicht, sagt er, warum die Außenverteidiger bei den Löwen zuletzt so weit nach vorne schoben. Das eingesetzte Personal erwies sich als nicht tauglich für diese Variante. Eckners Rat: eine Rückkehr zum 4-4-2.
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"Dieses System bringt das Potenzial mit, dass man stabiler steht. Die Linien lassen sich besser verschieben", erklärt er. Das Problem: Runjaic bräuchte eine "zweite, hängende Spitze als Verbindungsspieler, einen Stürmer, der angespielt wird und im Umschaltspiel den Ball schnell weiterleitet".
Wer weiß, vielleicht kommt genau hier Andrade ins Spiel.