1860-Trainer Kauczinski lacht Fluch in der Fremde weg: "Habe schon mal ein Auswärtsspiel gewonnen"
Herr Kauczinski, wie gewinnt man denn eigentlich ein Auswärtsspiel? Diese platte, aber angesichts der bisherigen Bilanz des neuen 1860-Trainers nachvollziehbare AZ-Nachfrage beantwortete Markus Kauczinski erstmal mit einem kleinen Scherz.
"Ich habe überlegt, ob ich schon mal eines gewonnen habe", sagte der Cheftrainer des TSV 1860 vor seiner dritten Auswärtsfahrt, die den TSV-Tross am Samstag zum SSV Ulm 1846 führt (14 Uhr). Gewinnen wollten die Sechzger gewiss auch bei Waldhof Mannheim (1:3) und dem SSV Jahn Regensburg (0:4), gelungen ist es bekanntlich nicht.
Wieso im dritten Anlauf auch ohne ein bekanntes Sprichwort alles besser werden soll? Die AZ zeigte fünf gute Gründe.
Kauczinskis Bilanz: Um auf die einleitende Frage zurückzukommen: Der Mann hat Ahnung vom Fußball, sonst wäre er kein Proficoach mit einer Uefa-Pro-Lizenz geworden, der auf einen satten Erfahrungsschatz von 605 Spielen zurückblickt (249 Siege, 150 Unentschieden, 206 Niederlagen). Fazit, wie der geborene Gelsenkirchner nach kurzer Bedenkzeit erklärte: "Ja, ich habe schon mal ein Auswärtsspiel gewonnen."
Für die Löwen spricht das Gesetz der Serie
Doch auch seine blaue Bilanz gibt Anlass zur Hoffnung: Drei überzeugende (Heim-)Siege stehen der unglücklichen Pleite in Mannheim und der unerklärlichen Klatsche in Regensburg gegenüber. Wer die berühmten Gesetze der Serie kennt, der weiß: Irgendwann reißt jede. Also, Herr Kauczinski: Auswärts-Durststrecke beenden, bitte!
Sechzigs Dauerschleife (Drei Siege in Serie): Kauczinski will auf psychologisch geschickte Art und Weise dafür sorgen, dass sich bei den Blauen möglichst positive Denkmuster festsetzen. "Man darf nicht vergessen, dass es negative Schleifen gibt", sagte Kauczinski und meinte etwa die schwache Auswärtsbilanz (ein Sieg, ein Remis, fünf Pleiten). Prompt dreht er den Spieß um: "Sowas kann man hinter sich lassen mit positiven Erlebnissen: Wir haben jetzt drei Spiele am Stück gewonnen!" Er meint neben dem 2:0-Sieg gegen den 1. FC Saarbrücken das 4:0 im Totopokal bei Regionalligist TSV Aubstadt und das 14:2-Schützenfest bei Landesligist Passau. Zwar zwei unterklassige Gegner dabei, doch sei’s drum - eine positive Schleife ist den Sechzger trotzdem um den Hals gebunden.
Ulm strauchelt in der Liga ordentlich
Wachgeküsste Qualität gegen kriselnde Spatzen: 1860 hat trotz der Rückschläge in der Fremde durch die jüngsten Siege frisches Selbstvertrauen getankt. Blickt man nur auf die Liga, macht auch die Art und Weise der Dreier gegen den MSV Duisburg (3:1), Energie Cottbus (3:0) und Saarbrücken Mut. Kauczinski über Sechzigs wachgeküsste Qualität: "Das Zutrauen der Mannschaft wächst."
Gleichzeitig trifft 1860 auf einen Gegner, der nach seinem sensationellen Durchmarsch aus der Regionalliga in die Zweite Liga nicht nur den direkten Abstieg hinnehmen musste, sondern auch in der Dritten Liga weiter strauchelt (13 Punkte, Platz 18). "Das ist eine Mannschaft, die auch im Kampf ist, genau wie wir." Auch der Trainereffekt (Neu-Coach Pavel Dotchev verlor sein Debüt 1:2 in Havelse) ist schon verpufft.
Maier und Hobsch empfehlen sich für mehr Startelf-Einsätze
Startelfgarantie für formstarke Löwen: Gegen Saarbrücken hatten sich besonders Ex-Spatz Philipp Maier und Patrick Hobsch empfohlen, die zuvor weniger Berücksichtigung fanden, aber von Kauczinski wieder in die Startelf beordert wurden. "Sie haben den Startelfeinsatz verdient", sagte der Coach und legte sich fest: "Sie werden auch in Ulm anfangen". Passend zu den beiden Kämpfern stellte Kauczinski klar, was er von allen Löwen sehen will: "Harte Arbeit, Fokus auf die Abläufe, voller Fokus auf unser Spiel."

Jakob-Comeback und breiter Kader: Jesper Verlaat, Raphael Schifferl, Kilian Jakob, Morris Schröter, Tunay Deniz, zuletzt auch noch Manuel Pfeifer: 1860 hat immer wieder mit schwerwiegenden Verletzungen zu kämpfen. Zeit für Kauczinski, einen möglichen Comebacker zu begrüßen ("Kilian Jakob hat ein gutes Gesamtpaket aus guten Entscheidungen auf dem Platz, Tempo, Körper, Linksfuß") und Sechzigs breiten Kader zu loben: "Die Ausfälle tun weh, aber wir müssen stark genug sein, um das trotzdem zu verkraften."

