1860-Torjäger Haugen hat Aufstieg noch nicht abgeschrieben: "Anscheinend will in diesem Jahr niemand..."
Wenn ein Löwe sinnbildlich für den besiegten Auswärtsfluch der Sechzger steht, dann ist es Sigurd Haugen: Fünf Saisontore hatte der Norweger bisher erzielt – alle fünf auf Giesings Höhen.
Bis zum Ulmer Umschwung: Saisontreffer Nummer sechs, den der 28-jährige Torjäger schon nach 22 Sekunden erzielte, war gleichbedeutend mit dem ersten Auswärts-Dreier der Blauen nach fünf verlorenen Duellen in der Fremde. Und eine gute Eigenwerbung für Hoffnungsträger Haugen.
Haugen kämpferisch: "Versuchen, uns oben ranzuhängen"
"22 Sekunden? Das war schnell", sagte der Torjäger des TSV 1860 nach dem 1:0-Sieg beim SSV Ulm 1846 am vergangenen Samstag auf Englisch bei "Magentasport" und erkannte: "Das gab uns gutes Selbstvertrauen nach unserer schlechten Auswärtsbilanz, das war sehr wichtig." Über seine eigene Bilanz erkannte der Neuzugang vom FC Hansa Rostock: "Ich bin zuhause sehr gut, aber auswärts bin ich eine Katastrophe. Das Tor gibt mir Selbstvertrauen. Jetzt versuchen wir, uns oben ranzuhängen."
Genauso ehrlich, wie Haugen über seine bislang ganz schön krumme Heim-Auswärts-Bilanz sprach, meinte der hochambitionierte Angreifer angesichts noch keinem uneinholbar enteilten Drittliga-Team über den von ihm scheinbar geplanten ganz großen Wurf der Blauen: "Anscheinend will in diesem Jahr niemand aufsteigen, also vielleicht. .… wir werden sehen!", sagte Haugen mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Trotz Volland und Niederlechner: Haugen ist der gefährlichste Löwe
Als englische Beschreibung für "aufsteigen" benutzte Haugen "promote" – ein Wort, das auch mit einer eingedeutschten Bedeutung aktuell zu ihm passt, denn: Haugen, der im Schatten eher im Schatten der Hochkaräter Kevin Volland und Florian Niederlechner zu den Giesingern gewechselt ist, ist mit seiner Rolle als Top-Torjäger und seinen stets gefährlichen Tempoläufen bisher einer der besten sportlichen Botschafter der Blauen. Haugen, Sechzigs Promoter.
Kein Wunder, dass Haugen von einer weiß-blauen Aufholjagd spricht, denn: Der Mann ist bis in seine seitlich kurzgeschorenen und hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen Haarspitzen motiviert, mit seinen Sechzgern die Kurve zu kriegen: Im AZ-Interview hatte er seine Ziele bereits im August durchblicken lassen ("Ich möchte so erfolgreich sein, wie es nur geht!")
Damit Haugens Plan Realität wird, braucht es neben Wirbelwind Haugen auch weitere Leistungsträger unter den Löwen. Zum Beispiel Volland und Niederlechner, mit denen seinen Interview-Aussagen zufolge das Zusammenspiel "inspirierend sei" und die Haugen "mit meinem Speed gut ergänzen" wollte.
Haugen lobt Volland: "Vielleicht schulde ich ihm noch einen Assist"
Über Vorlagengeber Volland, der ebenfalls sichtlich im Aufwind ist, erkannte Haugen nun in Ulm: "Kevin gab mir viele gute Pässe in diesem Spiel. Vielleicht schulde ich ihm noch einen Assist im nächsten Spiel, oder? Es ist etwas Besonderes, mit ihm zu spielen."
Mit Niederlechner hat der quirlige Angreifer, der übrigens ausgerechnet bei den drei Pleiten am Stück gegen Hansa Rostock (1:2), Hoffenheim II (1:5 und Erzgebirge Aue (0:2) von Ex-Trainer Patrick Glöckner drei Mal nur jeweils kürzer als maximal 45 Minuten zum Einsatz gekommen war, bisher noch nicht so harmoniert. Mit Haugen scheint der TSV eine höhere Wahrscheinlichkeit zu haben, Punkte einzufahren.
Was das Ulm-Spiel angeht, bekam der Matchwinner zwar hinterher ein Lob von Cheftrainer Markus Kauczinski ausgesprochen, wurde vom Giesinger Übungsleiter aber auch für zwei vergebene Großchancen gerügt.
Kauczinski lobt die Kämpfer-Mentalität seiner Löwen
An dieser Stelle sei zudem darauf hingewiesen, dass es selbstverständlich mindestens zehn andere Sechzger-Spieler braucht, um erfolgreich zu sein. Kauczinski zollte seiner Mannschaft von daher trotz aller berechtigten Kritik, nach dem 1:0 nicht mehr nachgelegt und erst recht keinen Zauberfußball gespielt zu haben, ein Sonderlob für die Art und Weise, den SSV vom eigenen Tor ferngehalten zu haben: "Es war zu null und die Mannschaft hat das angenommen, was wir vor dem Spiel gesagt haben: "Wenn es spielerisch nicht so läuft, weil wir da eben noch nicht so safe sind, dass man sich dann reinkämpft und sein Herz auf dem Platz lässt."

Der TSV müsse für einen derartigen Auswärts-Auftritt wie in Ulm gewiss "keine Vergnügungssteuer zahlen", aber: "Das sind die Spiele, die man gewinnen muss." Zum Lohn gab es für Haugen, seinen Coach und die Blauen die Punkte Nummer 22,23 und 24, nach den Sonntagsspielen rangiert 1860 damit auf Platz zehn. Der Anschluss an die oberen Ränge ist aber hergestellt, der Rückstand auf Relegationsrang drei beträgt nur noch sechs Zähler, zur Tabellenspitze deren acht.
Geht es nach Haugen, können sich die da oben künftig die Punkte gegenseitig wegnehmen. Wie passend, dass Sechzig am Samstag Schlusslicht 1. FC Schweinfurt empfängt (16.30 Uhr) – und das Spitzen-Duo Duisburg und Cottbus gegeneinander spielt.

