1860: Stoffers, Lauth und die blauen Sündenböcke
Warum bei den Löwen jetzt unprofessionelle Spieler verantwortlich für die Krise gemacht werden
MÜNCHEN Es ist seltsam mit den Löwen im Herbst 2009.
Auf den ersten Blick ist ja alles schon da gewesen. Große Hoffnungen, dann große Enttäuschungen. Und statt im Kampf um den Aufstieg einzugreifen, müssen sie darauf schauen, nicht in die 3. Liga abzurutschen.
So weit, so bekannt.
Doch ist die Lage diesmal eine andere. Die Löwen krebsen auf Rang 15 in der Zweiten Liga herum. Aber die Stimmung im Umfeld und bei den Fans richtet sich nicht – wie in den Vorjahren – gegen Trainer oder Manager. Sondern gegen die Mannschaft. Als die Abendzeitung zuletzt in einer Online-Umfrage wissen wollte, wen bei 1860 die Anhänger für die Krise verantwortlich machen, antworteten zwei Drittel aller Teilnehmer: allein die Spieler. Trainer Lienen? Sportdirektor Stevic? Sie kommen (noch) überaus glimpflich davon in der öffentlichen Wahrnehmung.
Das ist neu. Und es scheint manchem zu gefallen an der Grünwalder Straße. Etwa Geschäftsführer Manfred Stoffers. Auch der wählt bei seinen Aussagen diese Stoßrichtung: Es liege an einigen Spielern – und deren mangelnder Professionalität. Stoffers zur AZ: „Wer zu 1860 kommt, hat es noch nicht geschafft, sondern muss sich erst noch beweisen. Der Fußball ist keine Nebensache, der das Freizeitleben unterbricht, sondern Fußball ist Arbeit.“ Und: „Die Stadt München ist verführerisch. Man muss sich aber nicht jeder Verführung hingeben. 90 Prozent unserer Spieler verwirklichen die Professionalität, der eine oder andere schert aber aus.“
Der Hinweis ist mehr als deutlich. Und die möglichen Adressaten sind bald ausgemacht. Etwa Mate Ghivinianidze, der dem Geschäftsführer als lebensfroher junger Mann aufgefallen ist. Der Georgier, 2007 als Toptalent zu den Löwen gekommen, verliert gerade seinen Stammplatz bei 1860; auch in der Nationalelf ist der Sportwagen-Fahrer derzeit nicht gefragt.
Es gibt weitere Kandidaten, die in In-Lokalen wie Kytaro oder H’ugo’s so ähnlich auftreten wie die Stars vom FC Bayern, auf dem Rasen aber bisher enttäuscht haben.
Kapitän Benny Lauth, der schon als Kind für den TSV 1860 gekickt hat, kennt die Probleme, mit denen die zweitklassigen Kicker zu kämpfen haben: „Natürlich ist es etwas Besonders in München Fußball zu spielen – gleich neben dem FC Bayern.“ Eine Spielklasse höher habe man es da leichter. Lauth: „Bei manchem Erstliga-Verein hast du mehr Ruhe als bei 1860. Viele Spieler kennen das noch nicht. Daran muss man sich erst gewöhnen.“ Es sieht allerdings nicht so aus, als ob Fans und Verantwortliche noch viel Geduld hätten. og., ill