"1860 soll eine Weltmarke werden"
Bei seinem Antrittsbesuch in München verspricht Miteigentümer Hasan Ismaik den Löwen eine goldene Zukunft. Er träumt vom FC Barcelona – und verrät, warum er noch keinen Spieler kennt.
München Natürlich gebührte das Schlusswort in der Eventbox 3 über der Südkurve der Allianz Arena ihm. Hasan Ismaik, dem Investor, dem neuen Partner, dem Retter der Löwen. Und Ismaik wählte einen fabelhaften Vergleich: "Löwen schlafen sehr lange, aber wenn sie wach sind, sind sie unbesiegbar. Diese Löwen haben jetzt lange genug geschlafen. Es wird Zeit, dass wir wach werden“, ließ er seinen Freund Hamada Iraki, der das Geschäft mit 1860 eingefädelt hatte, übersetzen. Da gab es Beifall, zwar nicht aus den Reihen der Reporter, wohl aber von ein paar PR-Menschen im Auditorium.
An Selbstbewusstsein mangelt es diesem 34-jährigen Jordanier also nicht. Und für einen guten Spruch ist der Mann offensichtlich auch zu haben. Dass er den Klub gerade erst mit 18 Millionen Euro vor der Insolvenz gerettet hat? Ach, kaum der Rede wert. Hasan Ismaik scheint gewohnt, in Superlativen zu denken. "Bisher kennt man mich in Deutschland vielleicht nicht so gut. Das ist meine erste Investition in Deutschland. Aber das ist erst der Anfang“, sagte er. In Kürze möchte er einen Fonds über 200 Millionen Euro auflegen. Spätestens dann wird man ihn kennen. Den Mann, der so wenig preisgibt über seine Geschäfte. Er verdient seine Millionen mit Immobilien, das ist alles, was man weiß. Was Ismaik zuvor gemacht habe? Sein Freund und Übersetzer verrät nur dies: „Er hat studiert, dann war er Händler.“ Das muss reichen.
Jetzt will er den Löwen eine märchenhafte Zukunft bescheren. Ismaiks Versprechen:
In drei Jahren Bundesliga, in zehn Jahren Champions-League-Sieger: Offen sprach er vom Nahziel Bundesliga, in zwei bis drei Jahren soll der Aufstieg perfekt sein. Dann freilich soll es erst richtig losgehen. „Ich träume und wünsche mir, dass wir in zehn Jahren auf einer Stufe mit Barcelona oder dem FC Bayern stehen. Ich weiß, dass dafür sehr viel Arbeit und große Investitionen notwendig sind, aber die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagte Ismaik. Überhaupt wolle er 1860 global vermarkten und sich keineswegs auf den arabischen Markt beschränken. „1860 soll eine Weltmarke werden. Man soll 1860 auch in Amerika und Asien kennen.“ Berührungsängste kennt Ismaik nicht. Und rät das auch den Fans: „Wir sollten den FC Bayern nicht als Konkurrenz sehen“, sagte er, „der FC Bayern ist ein großartiger Verein und sollte unser Vorbild sein.“
(Zunächst) Keine Einmischung in sportliche Belange: „Ich möchte mir erstmal in Ruhe alles anschauen und weiter mit dem Trainer und dem Sportdirektor arbeiten. Ich werde der sportlichen Führung nicht reinreden. Später werden wir uns dann zusammensetzen.“ Die Mannschaft habe er noch nicht kennen gelernt, sonderlich gut zu kennen scheint er sie auch nicht. Welche Spieler er denn kenne? „Ich kann mir Namen nicht so gut merken“, sagte Ismaik – und musste selbst lachen. Neue Stars versprach er nicht. Sein Motto: "Erstmal konsolidieren, dann greifen wir an.“
Robert Schäfer, Dieter Schneider bleiben, die Klubgremien haben weiter das Sagen: Ismaik dankte auch dem zuletzt in die Kritik geratenen Geschäftsführer Robert Schäfer für seine Arbeit der letzten Wochen. "Ich hoffe, dass Robert Schäfer uns in seiner derzeitigen Position erhalten bleibt und hoffe auch, dass Dieter Schneider unser Präsident bleibt“, meinte er. Zwar solle ein neuer Finanzgeschäftsführer eingestellt werden, aber „ob das jemand wird, den ich vorschlage, oder jemand, den der Verein vorschlägt, ist nicht so wichtig. Hauptsache ist, der Mann ist der beste für 1860.“
Er will nach München ziehen, Deutsch lernen und alle Löwenspiele besuchen: "Ich bin vom ersten Tag an sehr positiv aufgenommen worden in München. Alle Menschen lächeln mich an. Ich möchte in Zukunft auch einen Wohnsitz in München haben und suche bereits nach einem Haus oder einem Penthouse. Auch Deutsch möchte ich lernen. Ich versuche, so oft es geht, zu den Heimspielen zu kommen.“
Die Löwen werden nicht zum Spielball von Finanzspekulanten: „Jeder weiß, dass man mit Fußball kein Geld verdienen kann. Ich kann die Fans beruhigen, ich möchte den Verein nicht wieder verkaufen. Meine Investition hat kein Ende der Laufzeit vorgesehen. Das kann unendlich sein. Sollte der Klub mal Gewinne einfahren, möchte ich das Geld wieder in die Mannschaft und vielleicht auch in die Infrastruktur investieren.“