1860 rätselt: Wo ist Savio?
KRAKAU - Savio Nsereko schwänzte den Löwen-Flug nach Krakau und ist nicht mehr zu erreichen. Selbst an der Geschichte vom gestorbenen Bruder zweifeln viele. Sportdirektor Stevic sagt: "Ich glaube, es ist etwas passiert."
Sie waren gute Gäste. Schenkten dem Hauptsponsor einen Porzellan-Löwen und einen 2:1-Sieg zur Stadioneinweihung und luden schließlich Professor Janusz Filipiak, den Boss von "Comarch", und dessen polnisches Erstligateam Cracovia, zum Gegenbesuch nach München im kommenden Frühjahr ein. Sie brachten aber auch ein hausgemachtes Problem mit zurück an die Grünwalder Straße: Savio Nsereko steht vor dem Rauswurf beim TSV 1860. Dabei war er gar nicht mit dabei in Krakau - und genau das ist der Eklat.
Schon am Donnerstag war der 21-Jährige nicht zum Training erschienen, da hieß es noch, der Spieler habe verschlafen und werde sich deshalb auf eine Geldstrafe einstellen müssen. Ist ja schließlich nicht das erste Mal, dass Problemlöwe, im Sommer vom AC Florenz zu 1860 zurückgekehrt und seitdem weniger mit fußballerischen Glanztaten als eher durch Divenhaftigkeit und Disziplinlosigkeit aufgefallen, für Irritationen sorgt. Seit er aber auch am Freitag den Abflug nach Krakau schwänzte, ohne Trainer Reiner Maurer zu informieren, scheint der Bogen überspannt zu sein. So sehr überspannt, dass im 1860-Umfeld ihm kaum noch jemand vertraut und selbst die Geschichte vom toten Bruder, der angeblich in Uganda ermordet worden sei, wie Nsereko gegenüber Sportdirektor Miki Stevic behauptete, in Zweifel gezogen wird - zumal die Mutter, wie Trainer Maurer in Erfahrung gebracht haben will, gar nichts wisse vom Tod ihres Sohnes.
Jedenfalls haben die Löwen seit Donnerstag nichts mehr gehört von Savio, es hat zwar einen SMS-Kontakt zu Maurers Co-Trainer Alexander Schmidt gegeben, doch nirgends hat er sich wirklich erklärt oder abgemeldet. Im normalen Berufsleben würde dies locker für eine Abmahnung reichen, und auch bei 1860 wird nun diskutiert, ob diesmal eine Geldstrafe reicht, man ihn vorübergehend suspendieren oder sich womöglich ganz von ihm trennen sollte.
Doch lassen wir die Entscheidungsträger sprechen.
1860-Sportdirektor Miki Stevic: "Am Donnerstag hat er mir Bescheid gesagt, seitdem gab es keinen Kontakt. Ich weiß nicht, wo er steckt. Ich weiß nur: Wenn ich sagen würde, in meiner Familie gibt es einen Todesfall - dann würde das stimmen. Ich kann aber nicht in andere hineinschauen. Ich habe ihm meine Hilfe angeboten und ihn gefragt, ob wir uns treffen sollten, aber da kam nichts. Insofern bringt es nichts, jetzt zu spekulieren, ob er die Wahrheit sagt oder nicht. Verstehen Sie: Wir müssen uns an die Fakten halten. Und Fakt ist: Er war nicht beim Training, er kam nicht zum Flughafen und war nicht mit uns in Krakau. Und er ist nicht zu erreichen, das Handy klingelt durch, genauso bei seinem Berater. Natürlich, wenn die Geschichte mit dem toten Bruder stimmt, dann ändert das vieles. Wenn nicht - müssen wir sehen, wie es weitergeht." Am Sonntagabend, vor dem Rückflug nach München, sagte Stevic: "Ich glaube, es ist etwas passiert. Ich habe ein schlechtes Gefühl."
1860-Trainer Reiner Maurer: "Ich persönlich habe nichts gehört von ihm, und darüber bin ich selber überrascht. Es gibt ja moderne Kommunikationsmittel in der heutigen Welt - aber davon hat er keinen Gebrauch gemacht. Welche Folgen das haben wird, muss man besprechen, damit werden wir uns auseinandersetzen. Wir müssen jetzt mal sehen, was wirklich Sache ist - denn wir haben nur sehr dürftige Informationen - und dafür ist der Spieler verantwortlich." G.J.