1860: Poker um Vucicevic
Hier erklärt der frühere Löwen-Spieler, derzeit ohne Verein, was für eine Rückkehr zum TSV 1860 sprechen würde – uind was dagegen spricht. Entscheidung fällt in den nächsten zwei Tagen
MÜNCHEN Als die AZ ihn am Montagmittag in Belgrad auf seinem Mobiltelefon erreichte, kam Nemanja Vucicevic, derzeit vereinslos und deshalb wieder beim TSV 1860 im Gespräch ist, gerade vom Joggen: „Ich habe hier ein spezielles Laufprogramm und trainiere bei meinem alten Verein OFK Belgrad mit. Wenn ich zu 1860 wechseln würde, wäre ich topfit.“
Vucicevic, der beim 1. FC Köln keinen neuen Vertrag bekam und ablösefrei zu haben wäre, ist allerdings (noch) hin- und hergerissen: Einerseits freut es ihn, dass die Löwen mal wieder an ihn denken, andererseits hat der 30-Jährige auch andere Angebote vorliegen. Eines sogar von einem ausländischen Klub, der sich für die Europaliga qualifiziert hat. „Es geht nicht ums Geld“, stellt Vucicevic klar, „die Differenz ist nicht so groß.“ Aber der sportliche Reiz ist’s halt für Vucicevic. „Europacup zu spielen“, sagt der Mittelfeld-Techniker, „ist halt schon was anderes als Zweite Liga. In den nächsten zwei Tagen werde ich mich entscheiden, wie es für mich in Zukunft weitergeht.“
Der heiße Poker um Vucicevic.
Was für die Löwen spricht: Vucivevic, der aufgrund seiner Vertragslosigkeit auch nach dem Ende der Transferperiode (31. August, 24 Uhr) wechseln könnte, hat nicht vergessen, wie ihn der Verein 2005 nach der sechsmonatigen Sperre wegen Einnahme eines auf der Dopingliste stehenden Haarwuchsmittels aufgefangen und begnadigt hat. „Das vergesse ich nie“, sagt er. „Es freut mich, dass die Leute bei 1860 immer noch an mich denken. Ich habe mit Miki Stevic schon telefoniert. Ich kann das auch nur zurückgeben: Die Löwen haben immer noch einen großen Platz in meinem Herzen. Es wäre schön, wenn ich 1860 auf dem Weg in die Erste Liga begleiten könnte.“
Der ballverliebte Serbe (48 Zweitligaspiele für 1860, zwölf Treffer) könnte die Probleme lösen. Was immer deutlicher wird: Der Klub hat gerade in der Offensive Sorgen. Es fehlen die kreativen Momente, mit denen die Torjäger Kenny Cooper oder Benny Lauth in Szene gesetzt werden. Und weil Linksaußen Daniel Bierofka am Montag an den Adduktoren operiert wurde und nun weitere drei Monate ausfällt, haben die Löwen in der Kreativabteilung noch eine Option weniger.
Vucicevic könnte Abhilfe schaffen – wenn er denn zu 1860 will.
Das Problem für 1860: Eigentlich ist nach Stevic’ Einkaufstour im Sommer (neun neue Stars kamen) kein Geld mehr für weitere Investitionen da, auch weil von den derzeit chancenlosen Spielern (di Salvo, Beda, Jungwirth) noch keiner verkauft wurde. Und die 1860-Macher wollen vor allem eines verhindern: Wieder Mittelmaß an der Grünwalder Straße. Ob’s Vucicevic bald richten wird? Oliver Griss