1860-Investor: Wie Ismaik die IMG besänftigt
Weil sich die IMG beim TSV 1860 nicht vorzeitig herauskaufen lassen will, plant der wahrscheinliche Investor Hasan Ismaik eine Anpassung der Verträge – natürlich zu Gunsten des Klubs
München - Auf den ersten Blick hat die Pressemeldung Nummer 726 der Münchner Polizei vom Montag – „Zwei Handtaschenräuber festgenommen – Schwabing” – nicht sonderlich viel mit dem TSV 1860 zu tun. Auf den zweiten aber schon: Denn der in der Meldung beschriebene Passant, der in der Nacht auf Sonntag in der Schwabinger Gedonstraße zwei Räuber stellte, die zuvor einem älteren Ehepaar eine Handtasche gestohlen hatten, ist: Hamada Iraki.
Jener Investmentbanker also, der für 1860 den Kontakt zum wahrscheinlichen Investor Hasan Ismaik herstellte. Mittlerweile hat sich die Polizei mehrfach bei Iraki und dessen ebenfalls anwesendem Bruder, einem Sollner Tierarzt, für die nächtliche Zivilcourage bedankt.
Gut möglich, dass sich Iraki, der nebenbei das Café Saha in der Giselastraße betreibt, bald auch als Retter der Löwen fühlen darf. Der Einstieg seines Freundes und Geschäftspartners Ismaik bei den Löwen und die damit verbundene finanzielle Rettung des Klubs stehen schließlich unmittelbar bevor.
1860-Geschäftsführer Robert Schäfer und Präsident Dieter Schneider haben mittlerweile so gut wie alle Altgläubiger zum notwendigen Teilforderungsverzicht überzeugt. Montagabend war Schneider zu Gast bei der turnusmäßigen Sitzung des Aufsichtsrates und Vorstands des FC Bayern. 2,1 Millionen Euro Stadionmiete schulden die Löwen den Bayern. Das Geld will der Rekordmeister zurück – scheitern lassen wollen sie die Rettung aber nicht. Am Dienstag war Schäfer außerdem bei der DFL in Frankfurt, um noch einige strittige Details des Vertragsentwurfs mit Ismaik abzuklären.
Die letzte wirkliche Hürde für die Rettung ist nun nur noch die Einigung mit dem aktuellen 1860-Vermarkter IMG. Ismaik möchte die Löwen nach seinem Einstieg selbst vermarkten und möchte die IMG bei 1860 herauskaufen. Weil die Agentur jedoch bereits ein millionenschweres Angebot des 34-jährigen Jordaniers abgelehnt und bislang keine eigenen Vorschläge zu einer Einigung geliefert hat, möchte Ismaik sich nun auf einen Kompromiss einlassen. „Entweder die Verträge werden aufgelöst oder sie werden neu verhandelt”, ließ Ismaik der AZ ausrichten und fügte hinzu: „Sonst wird es keinen Einstieg von mir geben.”
Der aktuelle Vertrag zwischen 1860 und der IMG ist so lange unbefristet, wie die Löwen in Liga zwei spielen. Ismaik hält dies für rechtswidrig und dachte kurzfristig sogar über eine Klage nach; aufgrund der Zeitzwänge will er sich nun jedoch mit der IMG auf folgenden Deal einigen: Die IMG bliebe erstmal als Vermarkter an Bord, der Vertrag würde aber nach spätestens fünf Jahren auslaufen. Außerdem solle der Vermarkter nur noch für jene Sponsoren-Geschäfte Vermittlungsprovision kassieren, die sie auch selbst arrangieren würden. Außerdem soll die Agentur nur noch bei den Verhandlungen am Tisch sitzen dürfen, bei denen sie selbst die Partner für 1860 gewonnen hat. Die Vermittlungsprovision soll zudem von bisher 15 auf 10 Prozent reduzieren werden.
Die IMG will sich derzeit nicht zu den Verhandlungen äußern. Schneider aber deutete zumindest an, dass bald Bewegung in die Sache kommen könnte. „Wir arbeiten an kreativen Lösungen”, sagte er der AZ. Kaufmännisch sinnvoll wäre eine Einigung für den Vermarkter ohnehin. „Wenn sie sich querstellen, haben sie möglicherweise nächstes Jahr gar nichts mehr zu vermarkten”, sagte Schäfer schon.