1860 in der Todesspirale

Hier erklärt Präsident Beeck, warum die Löwen immer wieder gezwungen sein werden, Stars wie Stefan Aigner zu verkaufen. Und er verdeutlicht, dass deshalb ein Aufstieg kein Thema sein kann.
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Rückkehr in Ingolstadt? Stefan Aigner
M.I.S. Rückkehr in Ingolstadt? Stefan Aigner

Hier erklärt Präsident Beeck, warum die Löwen immer wieder gezwungen sein werden, Stars wie Stefan Aigner zu verkaufen. Und er verdeutlicht, dass deshalb ein Aufstieg kein Thema sein kann.

MÜNCHEN Um Stefan Aigner geht es schon gar nicht mehr. Es geht gar nicht mehr nur darum, ob der 22-Jährige nun Anfang kommender Woche nach Stuttgart verkauft wird, wie es VfB-Sportdirektor Fredi Bobic in Aussicht gestellt hat, oder ob 1860-Sportdirektor Miki Stevic in diesem speziellen Fall seine Muskeln spielen lässt und den noch am Donnerstagabend unmittelbar bevorstehend scheinenden Wechsel doch noch verhindert.

Ob Aigner nun für rund 1,5 Millionen Euro nach Stuttgart geht oder nicht, würde das Löwen-Defizit für diese Saison zwar verringern; doch es würde nichts am großen Ganzen ändern. Und das heißt bei den Löwen weiterhin: „Wir sind nicht in der Lage, oben anzufreifen“, sagt Präsident Rainer Beeck. „Wenn wir unsere Kostenstruktur nicht in den Griff bekommen, werden wir jedes Jahr vor der Situation stehen, dass wir unsere besten Spieler abgeben müssen“, ergänzt er.

Es bleibt also dabei: Die Allianz Arena als Hauptverursacher des jährlichen strukturellen Defizits von drei Millionen Euro gefährdet weiter die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit des Klubs. Noch drastischer drückt es der neue Geschäftsführer Robert Niemann aus. „Wir sind in einer Todesspirale, aus der wir nur herauskommen, wenn wir finanziell gesichert sind und der sportliche Erfolg da ist“, sagt er. „Seit ich vor drei Wochen mein Amt angetreten habe“, so Niemann, „haben sich alle unsere Gespräche darum gedreht, wie wir mehr Geld in die Kassen bekommen können, ohne dass wir die Mannschaft schwächen.“

Da die Verhandlungen mit dem FC Bayern über die Stadionverträge oder einen möglichen Umzug ins Olympiastadion sicher noch Monate dauern können, scheinen Spielerverkäufe dennoch derzeit die einzige Möglichkeit. „Wir können anders wirtschaftlich nicht überleben“, erklärt Beeck. Und so hat Sportdirektor Miki Stevic im Sommer den klaren Auftrag erhalten, Geld zu generieren. Was ihm durch die Verkäufe von Peniel Mlapa nach Hoffenheim (für 1,6 Millionen Euro) und Jose Holebas (für 600.000 Euro nach Piräus) gelungen. „Es gibt keinen anderen Zweitligisten, der so viel Geld eingenommen hat wie wir in diesem Transferfenster“, sagt Stevic zutreffend. „Stevic hat richtig gut gearbeitet“, lobt Beeck. Doch der Präsident weiß auch, dass durch permanente Spielerverkäufe auch der sportlichen Erfolg der Löwen in Gefahr gerät – und die Löwen so noch weiter in die Todesspirale gedrückt werden.

„Wenn wir es nicht schaffen, die Stadionverträge zu verbessern oder auszuziehen, dann werden wir diesen Zyklus nie verlassen und nicht oben angreifen können“, meint der Präsident. Konkret heißt das: Alle Träume vom Aufstieg sind passé. Beeck:„Wenn wir weiter gezwungen sind, vor jeder Saison unsere besten Spieler zu verkaufen, dann werden wir sicher den Status quo halten können, und in der 2. Liga im vorderen Mittelfeld mitspielen können. Aber viel mehr wird ohne richtig viel Glück nicht drin sein“.

Auch Niemann weiß das – und wirbt bei den Anhängern darum um Geduld. „Wir alle wissen, dass der Klub den Fans in den letzten Jahren viel zugemutet hat“ so Niemann, „und wir registrieren auch den Unmut der Anhänger wegen des möglichen Aigner-Verkaufs. Aber wir können es momentan leider nicht ändern. Wir werden immer wieder vor der Situation stehen, unpopuläre Entscheidungen zu treffen“, sagt der Geschäftsführer.

Unpopuläre Entscheidungen, wie der mögliche Verkauf des Publikumlieblings Aigner. Beeck: „Es gibt einen Unterschied zwischen können und müssen." Und momentan müssen sie. Immerhin, so verspricht Beeck: „Wir werden nie Spieler verkaufen, die nicht weg wollen.“ Ein schwacher Trost.

Filippo Cataldo

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