1860-Gehaltsverzicht: Einer schießt quer
Vor dem Topspiel gegen Hertha BSC debattieren die Löwen-Profis weiter über die Gehaltskürzung. Die meisten wollen verzichten, doch ausgerechnet der skandalerprobte Mate Ghvinianidze zögert.
MÜNCHEN Zumindest die Löwen-Fans haben ihren Humor noch nicht verloren. Am Freitagmittag kam der Geschäftsführer der Fanartikel GmbH und frühere Löwen-Profi Roland Kneißl aus der Geschäftsstelle. Plötzlich rief ihm ein Fan entgegen: „Herr Kneißl, gibt’s denn heuer ein Weihnachtsangebot mit zehn Prozent Rabatt?" Kneißl musste schmunzeln – obwohl der Witz etwas missraten war: Die Löwen brauchen ja Geld, eigentlich müssten die Fanartikel teurer werden.
Die Gehaltskürzung um zehn Prozent, die 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer bei allen Mitarbeitern der Geschäftsstelle, des Jugendleistungszentrums, den Spielern und Trainern eingefordert hat, war jedenfalls auch am Freitag vor dem wichtigen Heimspiel gegen Hertha BSC am Sonntag (13.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) noch das bestimmende Thema.
Am Donnerstag diskutierten die Spieler über die Situation. Wer aus der Mannschaft ist wirklich bereit, auf ein Zehntel seines Gehalts für den Zeitraum der Sanierungsphase zu verzichten? Trainer Reiner Maurer, der sich bereits festgelegt hat, dass er verzichten wird, geht davon aus, dass ein Großteil der Profis ihm folgen wird. „Es ist zwar eine Sache, die in jedem Kopf von jedem Mitarbeiter und Spieler drin ist. Klar, dass keiner gern auf sein Gehalt verzichtet. Die meisten Spieler haben kein Durchschnittsgehalt und wollen in ihren Profijahren möglichst viel Geld verdienen. Die haben Verträge abgeschlossen, die ganz legal sind. Jeder muss das für sich selber verantworten.“ Und: „Die Spieler sind aber grundsätzlich durch die Bank dazu bereit, auf die zehn Prozent zu verzichten.“
Durch die Bank? Wenn sich Maurer da mal nicht täuscht. Nach AZ-Informationen ist die Stammelf der Löwen zwar zum Verzicht bereit, doch mindestens einer schießt quer. Ein Spieler, der zuletzt nur noch Ersatz war und bei Sechzig nach der jüngsten Schampus-Feier-Eskapade momentan keinen guten Stand hat, ist sich noch nicht sicher, was er machen wird: Mate Ghvinianidze. Der Georgier sagte am Freitag zur AZ: „Es ist eine schwierige Situation, und ich weiß noch nicht, wie ich mich entscheiden soll und ob ich unterschreiben werde.“
Der Berater des Verteidigers, Karl Herzog, sagte: „Mate ist ein Lebemann, der ungern auf Geld verzichtet.“ Hat sich Ghvinianidze denn schon Rat beim Berater geholt, nachdem er am Donnerstag in der Spielersitzung das Schreiben in die Hand gedrückt bekam? „Ich will nicht sagen, dass Mate beratungsresistent ist, aber er ist auch nicht gerade leicht beratbar. Beim Mate ist auf der nach oben offenen Richterskala alles möglich", erklärte Herzog.
Der Hintergrund: Ghvinianidzes Vertrag läuft 2011 aus, seine Zukunft bei 1860 ist ohnehin unsicher. Will er dem Klub deshalb nichts schenken? „Das mag durchaus so sein", so Herzog. Wird 1860 denn mit Ghviniandize verlängern? Auch da wird Herzog deutlich: „Das glaube ich nicht. An uns ist noch keiner herangetreten. Wenn Sechzig mit Mate hätte verlängern wollen, dann wären die doch längst auf ihn zugekommen." Irgendwie logisch, dass der 23-Jährige wenig Lust verspürt, den Löwen entgegen zu kommen.
Reinhard Franke
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