1860: Die Bank macht Druck
MÜNCHEN - Die Kurz-Elf plant im Pokal in Hamburg eine Sensation – und noch viel mehr. Der AZ-Check zum Start
Das Objekt, hinter dem die Löwen her sind, steht in der Glasvitrine in der 1860-Geschäftsstelle – freilich nur als Duplikat: der DFB-Pokal. Zuletzt haben die Blauen das vergoldete und 5,7 Kilo schwere Original 1964 gewonnen. Nun, 45 Jahre später, möchte sich Marco Kurz, der Trainer, gerne mit dem Pokal schmücken.
„Unser Ziel ist Berlin“, sagte er am Sonntag. Davor freilich muss 1860 in Hamburg bestehen, im Achtelfinale gegen den HSV am Dienstag (19 Uhr, AZ-Liveticker). „Wir sind zwar nur Außenseiter, aber in einem Spiel ist alles möglich.“ Auch ein Triumph beim HSV. Der Form-Check des TSV 1860 in der AZ vor dem Löwen-Spiel des Jahres.
Wie liefen die Testspiele?
Die Formkurve ging in den Tests stetig nach oben – nach dem mageren 1:0 gegen den spanischen Viertligisten CD Marino und dem 2:2 gegen den Drittligisten VfR Aalen holte man am Freitag in der Veltins-Arena ein respektables 2:2 gegen Schalke 04. Trainer Kurz will die Pokal-Generalprobe gegen den Bundesliga-Siebten („Wir wissen das schon richtig einzuschätzen“) zwar nicht überbewerten, sagt aber: „Der Mannschaft hat dieser Test schon Selbstvertrauen gegeben, auch wenn wir die letzten Tage große Strapazen in Kauf nehmen mussten.“
Wie ist der Kampf um die Plätze ausgegangen?
„Ich habe meine Elf im Kopf“, sagt Kurz. Das Duell um den letzten freien Platz hat Mathieu Beda gegen Mate Ghvinianidze (noch Trainingsrückstand) für sich entschieden: Der Franzose verteidigt neben Gregg Berhalter. Auf den Außenbahnen sollen Markus Thorandt/Aigner (rechts) und Fabian Johnson/Daniel Bierofka (links) für Entlastung sorgen, das zentrale Mittelfeld ist von den Bender-Zwillingen besetzt. Ganz vorne baut Kurz auf Benny Lauth und Neuzugang Sascha Rösler. Im Tor steht weiter Philipp Tschauner. „Er hat seine Chance genutzt“, weiß auch Ersatzkeeper Michael Hofmann. Derzeit ohne Chance auf ein Stammleiberl: Ex-Kapitän Schwarz und Verteidiger Hoffmann.
Wie gut sind die Neuen?
„Wir haben Qualität dazu gewonnen“, versichert Sportdirektor Stefan Reuter trotz des Abgangs von Mittelfeld-Talent Timo Gebhart, der für drei Millionen Euro zum VfB Stuttgart gewechselt ist. Während Sascha Rösler (kam aus Gladbach) und der frühere Bielefelder Stefan Aigner (starke Auftritte in der Vorbereitung auf der rechten Seite) gesetzt sind, muss sich der erst 18-jährige Marvin Pourie zunächst mit der Reservisten-Rolle zufrieden geben. Aber sein Tor zum zwischenzeitlichen 2:1 gegen Schalke (nach Vorarbeit von Manuel Schäffler) zeigte, welch großes Talent sich die Löwen da geangelt haben.Kurz: „Es ist wichtig, dass man auch auf der Bank eine hohe Qualität hat.“ Von dort kommt mehr Druck auf die erste Elf, Kurz hat Auswahl. Um noch unberechenbarer zu werden, hat 1860 Rösler verpflichtet. Der fühlt sich mittlerweile integriert, sagt aber: „Ich weiß, dass noch einiges fehlt. Ich muss halt jetzt noch viel über den Willen machen.“ Schließlich hat er fast ein halbes Jahr nicht gespielt.
Welche Sorgen hat 1860?
Personell keine – zumal sich am Sonntag auch Lars Bender (Innenbanddehnung) und Daniel Bierofka (Schnittwunde an der Ferse) nach ihren Blessuren fit gemeldet haben. Bierofka hat sich auf Anraten der Ärzte die Fäden im Fuß nun doch nicht ziehen lassen, erst nach der Rückkehr aus Hamburg werden sie entfernt. Weiter nicht zur Verfügung: Markus Schroth, Benjamin Schwarz und Toni di Salvo (alle am Knie verletzt).
Die AZ-Prognose
Schafft 1860 die Pokal-Sensation in Hamburg, könnte das neue Kräfte für die Zweite Liga freisetzen. Für eine Aufholjagd? Oliver Griss