100 Prozent mehr Leistung
Die Löwen-Profis, die auf zehn Prozent Gehalt verzichten müssen, trotzen der Debatte - und gewinnen 1:0 gegen das nominell beste Team der Liga.
MÜNCHEN Die vergangenen Wochen hatten ihre Spuren hinterlassen. Nach dem guten Saisonstart war beim TSV 1860 Ernüchterung eingekehrt, zuletzt gab es aus drei Spielen keinen Sieg mehr. Dazu die ständigen Negativthemen: der wachsende Abstand zu den Aufstiegsplätzen, die drohende Insolvenz, die Bitte der Geschäftsführung, auf zehn Prozent Gehalt zu verzichten. „All die Dinge haben in unseren Köpfen gesteckt, die kriegt man nicht so einfach raus“, gab Verteidiger Stefan Buck offen zu. „Wir sind normale Menschen, wir können solche Sachen nicht einfach so ausblenden. Aber wir haben versucht, im Spiel nicht darüber nachzudenken.“
Mit Erfolg. Beim 1:0-Sieg über die Berliner Hertha, dem ersten Dreier seit einem Monat, zeigten die Löwen eine beeindruckende Reaktion auf die Zehn-Prozent-Abzug-Diskussionen. „Riesen-Kompliment an alle“, sagte Trainer Reiner Maurer, „wie wir die Turbulenzen der letzten Woche weggesteckt haben, das war überzeugend. Wir haben mit 100 Prozent Leidenschaft, Willen und Laufbereitschaft gespielt.“ Die neue Löwen-Formel lautet also: Zehn Prozent weniger Gehalt, 100 Prozent mehr Leistung. Letzte Woche nach dem 0:1 in Fürth gab’s ja noch für mangelndes Engagement einen Rüffel.
„Es hatte heute nichts mit den zehn Prozent zu tun“, behauptete jedoch Buck, „uns war einfach klar, dass wir weg vom Fenster gewesen wären, wenn wir nicht gewonnen hätten. Selbst ein Unentschieden hätte nicht geholfen. Aber jetzt bin ich guter Dinge, dass wir noch was ausrichten können bis zum Winter.“ Und Abwehrkollege Kai Bülow forderte: „Wir dürfen jetzt auf keinen Fall abschalten. Die Punkte, die es bis zur Winterpause noch zu holen gibt, können nächstes Jahr ganz entscheidend werden.“
Die Löwen müssen noch zum Derby nach Ingolstadt, wo sich Sportdirektor Miki Stevic viele Auswärtsfans und „ein Heimspiel“ erhofft, eine Woche vor Weihnachten geht es dann zu Hause gegen Paderborn. „Wir erwarten nächste Woche ein heißes Derby. Aber wir haben heute gezeigt, zu welchen Leistungen wir in der Lage sind“, sagte Maurer. „Es war super schön, gegen die stärkste Mannschaft der Liga zu gewinnen.“ Und das trotz zehn Prozent weniger Gehalt, dafür aber mit 100 Prozent Leistung.
Marco Plein
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