Troutman: "Die Leute starren mich an"
AZ: Herr Troutman, wir sind in der Glyptothek. Sie wohnen nahe am Königsplatz. Gehen Sie öfter ins Museum?
CHEVON TROUTMAN: Leider nicht. Das sollte ich mal ändern. Ich gehe jeden Tag vorbei – aber nie rein. Wir müssen uns zwar unsere freie Zeit gut einteilen, um genügend Zeit zur Erholung zu haben, aber man wird doch verrückt, wenn man immer nur zu Hause sitzt. Vor allem diejenigen, die keine Familie haben.
Die gehen gerne mal lange und ausgiebig aus, hieß es.
Ach, ich habe das jetzt oft gehört. Aber es ist nunmal so: Wir haben nach dem Spiel meistens einen freien Tag. Und dann spricht nichts dagegen, auch mal auszugehen und eine gute Zeit zu haben, solange man weiter den Verein repräsentiert und sich nicht daneben benimmt. Man kann nicht immer nur arbeiten. Freizeit ist Freizeit.
Am Samstag (19 Uhr) ist Trier im Audi Dome zu Gast. Die Fans erwarten Erfolg. Spüren Sie den Druck?
Überall wo du mit dem Bayern-Logo auf der Brust hinkommst, schauen die Leute genauer hin. Ich nehme oft die U-Bahn zum Training und wieder zurück – und die Leute starren mich an.
Sie fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und nicht mit dem Dienstwagen?
Ja – ich mag das! Ich bin sechs Tage die Woche mit meiner Mannschaft zusammen, da kann es nicht schaden, auch mal andere Gesichter zu sehen. Sonst bin ich meist alleine. Kochen, putzen, trainieren. Sehen, dass in meiner Wohnung alles in Ordnung ist.
Kochen Sie immer selbst?
Nein. Mittlerweile kenne ich jedes Restaurant in der Augustenstraße, da gibt es eine wirklich große Auswahl.
Sie haben einen neunjährigen Sohn, Chevon junior. Wie bleiben Sie mit ihm in Kontakt?
Einen Tag nach Weihnachten wird er mich besuchen, bis Mitte Januar. Ich hoffe, er kommt danach nochmal. Aber er muss auch in die Schule gehen. Ich bin etwas neidisch auf Tyrese Rice, sein Sohn lebt bei ihm. Das wäre auch ein Traum für mich gewesen. Aber er lebt nun bei seiner Mutter in den USA.
Was hat sich geändert, seitdem Yannis Christopoulos Trainer der Mannschaft ist?
Die Art und Weise wie wir verteidigen kommt uns im Vergleich zur vergangenen Saison mehr entgegen. Im Grunde heißt es für uns aber im Moment: Zurück zu den Basics. Im Moment werden wir vom Coach komplett neu programmiert, von den kleinsten Dingen auf dem Feld an – und bekommen einen ganz neuen Siegeswillen verpasst. Er macht das sehr gut.
Vergangenes Wochenende hat Ihre Mannschaft in Würzburg ganz schwach gespielt.
Wir sind immer noch in einer Findungsphase. Wir haben zehn Spieler in unserer Mannschaft, die von ihren vorherigen Stationen gewohnt sind, auf dem Parkett sehr produktiv zu sein und viele Minuten zu spielen. Aber jetzt sind wir alle in einem Team. Und es ist sehr schwierig, für jeden die passende Rolle zu finden. Es kann nicht jeder immer im Mittelpunkt stehen.
Obwohl Sie derzeit der konstant beste Spieler sind, haben andere taktisch deutlich größere Rollen. Wünschen Sie sich nicht mehr Würfe, mehr Aufmerksamkeit?
Nun ja, irgendwo steckt dieser Wunsch in jedem, oder? Aber ich werde warten, bis meine Zeit kommt. Ich kann das nicht erzwingen. Würde ich das tun, würde ich nicht für die Mannschaft spielen.
Der Verein hat im Moment Probleme, die Halle zu füllen. Was können Sie dafür tun?
Gewinnen. Nichts anderes. Ob es am Ende schön aussieht, ist egal. Ein Punkt mehr als der Gegner reicht. Ich würde auch einen halben nehmen, wenn das möglich wäre.