Triathlon-Star Jan Frodeno im AZ-Interview: Aufgeben ist keine Option

Jan Frodeno gehört zu den Superstars im Triathlon, gewann 2008 Olympia-Gold und zweimal den legendären Ironman auf Hawaii. AZ hat sich mit ihm unterhalten.
Patrick Strasser |
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Jan Frodeno nach seinem ersten Sieg beim legendären Triathlon auf Hawaii 2015.
dpa Jan Frodeno nach seinem ersten Sieg beim legendären Triathlon auf Hawaii 2015.

München - Triathlon-Star Jan Frodeno spricht in der AZ über sein neues Buch "Eine Frage der Leidenschaft", die Niederlage beim Ironman 2017 und die kommende Saison. Er sagt: "Ich will so etwas, solche Schmerzen, nie wieder erleben".

AZ: Herr Frodeno, diese Woche erscheint Ihre Autobiographie "Eine Frage der Leidenschaft", Untertitel "Mit Mut und Motivation zum Erfolg" – warum jetzt, warum nach Ihrer Niederlage bei der letzten Ironman-WM 2017 auf Hawaii, und nicht nach einem der Titelgewinne 2015 und 2016?
JAN FRODENO: Ich habe einfach so lange an meinem Buch gearbeitet, bis es so geworden ist, wie ich mir das vorgestellt hatte. Nun ist es fertig – dabei hat es für mich keine Rolle gespielt, wie sich mein sportlicher Status quo zum Zeitpunkt der Veröffentlichung gerade darstellt. Mit dem Buch erzähle ich meine Karriere als Sportler, als Triathlet – sehr persönlich, sehr authentisch. Der Weg nach oben ist eine chaotische Abfolge von Aufs und Abs, wie das Leben ja auch.

Die Frodeno-Biografie: "Eine Frage der Leidenschaft" (Ariston, 20 €). (Foto: Ariston)

Was ist die Botschaft des Buches?
Der Titel sagt es schon: Du musst mit Leidenschaft an dein Ziel herangehen. Und du musst deine Lektion aus den Niederlagen lernen, um wieder an die Spitze zu kommen.

70. Platz auf Hawaii: Jan Frodeno hinterfragt sich selbst

Das ist das Stichwort. Beim Showdown auf Hawaii letzten Oktober kamen Sie mit heftigen Rückenproblemen weit abgeschlagen ins Ziel – einer der schwärzesten Tage Ihrer Karriere. Sie lagen am Boden, von Schmerzen geplagt, Sie standen wieder auf, gingen zu Fuß, kämpften sich ins Ziel. War dieser 70. Platz womöglich doch eine Art "siegreiche Niederlage"?
Ich würde sagen: Eine ehrenhafte Niederlage, aber eine Niederlage. Wenigstens habe ich erhobenen Hauptes den Titel abgegeben. Denn: Egal wie weh es im Wettkampf tut, Aufgeben ist immer die letzte Karte, die ich ziehen würde. Dieses Rennen zu beenden, war ein erbitterter Kampf zwischen Kopf und Körper, dazu kam Trotz und die Demut vor dem Ironman Hawaii. Was diese Niederlage betrifft, bin ich mit mir selbst jedoch im Reinen.

Was meinen Sie damit?
Die Erkenntnis aller Analysen war, dass das Material gestimmt hat. Es lang an mir selbst, an nichts anderem. Damit musste ich zwar erstmal klarkommen. Aber als ich das verstanden hatte, war es gut. Denn an mir kann ich arbeiten. Das war das rettende Element für meine weitere Karriere.


"Du musst deine Lektion aus den Niederlagen lernen, um wieder an die Spitze zu kommen", sagt Jan Frodeno. (Foto: GES/Augenklick)

Und im Fall eines dritten Triumphes hätten Sie, zumal im Alter von 36 Jahren, Ihre Karriere beendet?
Ich hätte es zumindest hinterfragt. Denn wenn ich mit so einer schiefen Vorbereitung inklusive Krankheit wie im letzten Jahr erneut Weltmeister geworden wäre, hätte etwas mit der Verhältnismäßigkeit des Aufwandes nicht gestimmt. Dann wäre der Aufwand unnötig hoch gewesen. Doch es kam ja anders. 2017 ist noch in meinem Hinterkopf präsent, aber mehr als Antrieb, als Motivation. Ich will so etwas, solche Schmerzen, nie wieder erleben.

Spüren Sie nun weniger Druck? Der letztjährige Sieger Patrick Lange, den Sie auf dem Highway sogar anfeuerten, als er Ihnen entgegenkam, ist nun der Titelverteidiger.
Ich spüre genau denselben Druck, denn den mache ich mir schon selbst! Es wäre doch eine schöne Story, wenn es nochmal knallt, wenn ich es nochmal packen könnte.

Frodeno: Lange, Kienle und Gomez sind die Haupt-Konkurrenten

Wer sind denn Ihre Hauptkonkurrenten mit Blick auf Hawaii?
Patrick Lange ist wieder ein Kandidat, er war ja 2016 schon Dritter, hat mit dem Sieg letztes Jahr bewiesen, dass er es draufhat. Es ist die Frage, wie er mit dem Erfolg aus dem letzten Jahr umgeht. Aber ich verfolge seinen Weg nur aus der Ferne.

Und Ihr Dauerrivale Sebastian Kienle?
Er wird wie immer alles in diesen Wettkampf investieren und reinlegen, was in ihm steckt. Außerdem rechne ich mit Javier Gomez.

Wie lautet Ihre Saisonplanung bis zum Jahres-Höhepunkt in Kona?
Ich starte am 8. Juli bei der Ironman-EM in Frankfurt und auf dem Weg dorthin im Juni unter anderem auf der Mitteldistanz im Kraichgau. Generell arbeite ich weiter an meiner Leistung, möchte wieder richtig zufrieden nach einem Wettkampf sein. Wie zuletzt im Frühjahr beim "Ironman 70.3 Oceanside" in Kalifornien und bei der "Challenge Taiwan" – obwohl letzterer eher ein Trainingswettkampf war. Beide Male stimmten meine Wattwerte, meine Zeiten.

Kommt Ihnen als Geschlagener von 2017 in diesem Jahr die Rolle des Herausforderers entgegen?
Ich bin 36, habe alle Höhen und Tiefen erlebt. Wenn manche Medien das so sehen, lässt mich das kalt. Ich gehe mit der Ambition in jeden Wettkampf, mein bestes Rennen zu liefern.

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