Trainer Figge will weg aus Riem

Nach der turbulenten Mitgliederversammlung und dem vorerst gestoppten Verkauf des Geländes geht das Chaos beim Rennverein weiter. „Hier könnte in einem halben Jahr alles vorbei sein.”
Joscha Thieringer |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Wolfgang Figge pflegt eine enge Beziehung zu seinen Pferden. Hier kümmert sich der 62-jährige Riemer Trainer um den vierjährigen Hengst Fortunato.
Mike Schmalz Wolfgang Figge pflegt eine enge Beziehung zu seinen Pferden. Hier kümmert sich der 62-jährige Riemer Trainer um den vierjährigen Hengst Fortunato.

Nach der turbulenten Mitgliederversammlung und dem vorerst gestoppten Verkauf des Geländes geht das Chaos beim Rennverein weiter. „Hier könnte in einem halben Jahr alles vorbei sein.”

München - Strukturelles Defizit, Grundstücks-Spekulanten, Investoren-Angebot, Vorstandsrücktritt – es sind unschöne Worte, die derzeit den Münchener Rennverein (MRV) beherrschen.

Dabei soll es in Riem doch eigentlich um Pferde gehen. Um die Freude, die sie ihren Besitzern, Betreuern und Zuschauern bei den Rennen bereiten. Beim Renntag am Sonntag bewerben sich sogar Pferde aus Frankreich und Italien um insgesamt 70 000 Euro Preisgeld, die es bei der Großen Europa-Meile zu gewinnen gibt. Bei der Mitgliederversammlung am Dienstag wurde Riems zweitgrößter Renntag allerdings mit keinem Satz erwähnt.

Wolfgang Figge kann da nur den Kopf schütteln. „Es ist eine Schande für den Rennverein, was da gerade passiert”, sagt der renommierte Trainer, „ich sehe der Zukunft schwarz entgegen.”

1967, mit 21 Jahren kam der gebürtige Sauerländer nach München, damals noch als Reiter. Heute ist Figge Riems erfolgreichster Rennpferde-Trainer, 40 Tiere stehen in seinem Stall. Die Bürowände sind voll mit gerahmten Fotos großer Triumphe. Am vergangenen Sonntag ist er 65 Jahre alt geworden. Zeit, sich zurückzuziehen? Von wegen! Zumindest nicht vom Sport. „Aber wir überlegen ernsthaft, hier unsere Zelte abzubrechen und woanders neu anzufangen. Hier könnte es bereits in einem halben Jahr vorbei sein.”

Er klingt verbittert. Viele der 40 Jahre alten Stalldächer sind undicht. Eine Solarfirma hätte die Dächer kostenlos repariert, um darauf eine Photovoltaik-Anlage zu installieren. Der Millionen-Deal scheiterte am Dienstag am Votum der Vorstandsgegner. „Sie sollten mal bei Regen hier sein”, sagt Figge verärgert. Und weiter: „Wenn sich Herr Wernicke nicht selbst darum gekümmert hätte, müssten wir das Wasser immer noch mit Eimern auffangen.”

Hans Gerd Wernicke, der 80 Jahre alte millionenschwere Unternehmer aus Freilassing ist für Figge wie ein Sechser im Lotto – er ist sein Geschäftspartner. RTC GmbH heißt die Firma, in der Wernicke Geschäftsführer und Figge sein Angestellter ist. „Wolfgang Figge hat mein volles Vertrauen", sagt der Boss.

Als Vizepräsident des Rennvereins ist Wernicke am Dienstag zurückgetreten. „Beschämend und traurig”, so beschreibt er die turbulente Versammlung. „Am liebsten würde ich meine Pferde aus München abziehen”, sagte er da. Zwei Tage später ist er ein wenig milder gestimmt: „Einen Umzug müsste man sich gut überlegen, das ist ja eine langwierige Entscheidung. Dazu habe ich wohl nicht das Alter.”

Doch Wernickes Worte haben auch noch aus anderem Grund Gewicht: Er ist Großsponsor, mit einer mittleren sechsstelligen Summe unterstützt er den MRV jährlich. Auch wenn der Präsident künftig nicht mehr Norbert Poth heißen sollte? „Das weiß ich noch nicht. Aber: Wenn Herr Weiß (Bernd Weiß gehört zu den größten Kritikern des Vorstands, die Red.) in den Vorstand kommt, nähe ich mir die Taschen zu.”
Ach ja: Am Sonntag ist in Riem Renntag.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.