Theiss: "Ich weine viel um Besim"

Sie waren enge Freunde und Trainingspartner: Hier spricht die Kickbox-Weltmeisterin Christine Theiss über den Tod von Besim Kabashi – und erklärt, wie sie mit ihrer Trauer umgeht.
AZ: Frau Theiss, am Sonntag ist Ihr Teamkollege und guter Freund, der Thaibox-Weltmeister Besim Kabashi, verstorben. Wie gehen Sie mit diesem Verlust um?
CHRISTINE THEISS: Schlecht, das war der wohl schwärzeste Tag in meinem Leben. Jeder von uns ist auf die eine oder andere Weise schon mit dem Thema Tod konfrontiert worden, aber wenn es dann so unvermittelt, so unerwartet passiert, wenn es einen guten Freund erwischt, mit dem man noch vor kurzen fröhlich rumgescherzt hat, dann ist es umso schlimmer. Als mein Opa gestorben ist, konnte ich mich innerlich darauf vorbereiten, aber Besims Tod jetzt ist einfach ein unglaublicher, ein extrem schmerzhafter Schock. Es gibt zwar keinen guten Zeitpunkt um zu sterben, aber mit 35, das ist viel zu früh.
Wann haben Sie die Nachricht von Kabashis Tod erhalten?
Am Sonntag Vormittag, es war als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Ich habe mich am Sonntag leergeheult bis keine Tränen mehr da waren. Aber am Montag war der Tank schon wieder voll, ich weine sehr viel um Besim. Zum Glück habe ich Leute um mich, die mich auffangen, die mich emotional stützen.
Es gibt bereits viele Spekulationen um die Todesursache. Von einem Herzinfarkt über Mord bis Selbstmord wird alles angeführt.
Ich werde mich an diesen Spekulationen jedenfalls nicht beteiligen. Es gab eine Obduktion, die Ergebnisse werden ihre Zeit brauchen, erst dann wird es Klarheit geben. Als Medizinerin weiß ich, dass solche Untersuchungen nicht von heute auf morgen gehen. Ich weiß nicht, was genau passiert ist, keiner weiß das im Moment. Daher werde ich auch keinerlei Mutmaßungen äußern oder kommentieren.
Alles, was ich sagen kann, ist, dass wir mit Besim einen wunderbaren Menschen verloren haben. Einen sehr fröhlichen, sehr guten, sehr lieben, sehr ehrlichen, sehr geradlinigen Menschen. Einen Menschen, der sehr viel sensibler war als die Leute, die ihn nicht kannten und nur danach beurteilten, wie er als Kämpfer im Ring war, sich vorstellen können. Wir haben uns sechs, sieben Jahre fast jeden Tag zwei Mal am Tag gesehen. Ich habe ihn öfter gesehen als meinen Ehemann. Wir haben viel zusammen erlebt. Wunderbare Siege, schmerzhafte Niederlagen. Wir haben sehr viele, sehr intensive Emotionen geteilt. Er wird mit sehr, sehr fehlen.
Sie werden aber am 16. Dezember trotzdem in München in den Ring steigen. Dort, wo Sie und Besim Kabashi als die Hauptkämpfer des Sat.1.-Kampfabends agieren sollten.
Ja, und ich denke, dass Besim es auch so gewollt hätte. Es ist noch nicht klar, ob die Veranstaltung insgesamt abgesagt wird, aber wenn sie stattfindet, werde ich in den Ring steigen. Ich werde für Besim kämpfen. Ich weiß noch nicht, was ich mir für ein Symbol für ihn ausdenken werde, aber ich will zeigen, dass er weiter bei uns ist. Besim ist tot, aber er wird immer bei uns sein.