Tennis-Damen «keine Fahrstuhl-Mannschaft mehr»

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FRANKFURT - Aus den Lautsprechern dröhnte der WM-Hit «Bello e impossibile» von Gianna Nannini, und die Nachricht vom Aufstieg wurde in der ARD-Tagesschau um 20 Uhr noch vor dem Formel-1-Rennen verlesen.
Mit einer Deutschland-Fahne in der Hand tanzten Sabine Lisicki, Anna-Lena Grönefeld & Co. auf dem Center Court von Frankfurt und schrieben anschließend ihre Namen auf Poster, Tennisbälle und T-Shirts. Mit einem bis zum letzten Ballwechsel umkämpften 3:2 gegen die favorisierten Chinesinnen schafften die deutschen Tennis-Damen die Rückkehr in die Weltgruppe I.
Doch dieses Wochenende auf der idyllischen Anlage des TC Palmengarten im Frankfurter Stadtteil Eschersheim bescherte dem Deutschen Tennis Bund (DTB) mehr als nur die Gewissheit, sich im Februar 2010 in der ersten Fed-Cup-Runde mit den Besten messen zu dürfen. Das junge Team von Bundestrainerin Barbara Rittner machte endlich einmal vor heimischem Publikum Werbung in eigener Sache.
«Unser Ziel ist es jetzt, oben zu bleiben. Wir wollen keine Fahrstuhl-Mannschaft mehr sein», sagte die 23 Jahre alte Anna-Lena Grönefeld. Mit Sabine Lisicki hatte sie im entscheidenden Doppel mit einem 4:6, 7:5, 6:2 gegen Jie Zheng und Peng Shuai den Aufstieg perfekt gemacht. Tatsächlich ähnelt die deutsche Fed-Cup-Statistik der vergangenen Jahre einer Achterbahnfahrt. 2006 Weltgruppe: Abstieg in China; 2007 Weltgruppe II: Aufstieg in Japan; 2008 Weltgruppe: Abstieg in Argentinien; 2009 in der Weltgruppe II erst der Auswärtssieg in der Schweiz, nun die Rückkehr in die Top Acht.
«Wir werden versuchen, uns oben zu halten. Mit etwas Glück in der Auslosung ist das möglich. Und dann stehst du plötzlich im Halbfinale», sagte Barbara Rittner. Den Vortag habe man «ganz ruhig ausklingen lassen». Im Clubheim wurde die riesige Torte zu ihrem 36. Geburtstag angeschnitten und mit Freunden und Familie gefeiert.
«Hier wächst ein Team zusammen», hatte Barbara Rittner schon nach der nervenaufreibenden Schicht gesagt. Die «Mutter der Mädel-Kompanie» («Frankfurter Allgemeine Zeitung») hat eine Auswahl um sich geschart, in der Neid und Missgunst keine Chance haben. Erstaunlich, wie oft die Darstellerinnen einer typischen Individualsportart in den Frankfurter Tagen das Wörtchen «Team» in den Mund nahmen. Diejenigen, die sich nicht einfügten, hat Rittner vor zwei Jahren aussortiert.
Nun muss sich weisen, ob Sabine Lisicki in diesem Jahr wie erhofft den Sprung unter die besten 30 schafft, ob Anna-Lena Grönefeld wieder an die Glanzform früherer Tage anknüpfen kann und ob Tatjana Malek nach ihrer lebensgefährlichen Lungenembolie aus dem Vorjahr ihre aufsteigende Form bestätigt. «Ich würde am liebsten die nächsten zehn Partien mit diesem Team bestreiten», sagte Barbara Rittner. Zwei Tage nach ihrem Geburtstag hatte sie mit Blick auf die Auslosung im Juni noch einen Wunsch: «Bitte nicht Russland auswärts.» (dpa)
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