Team-Bronze - aber "extrem angefressen"

Die Bronzemedaille des deutschen Teams bei der WM wird von Felix Neureuthers gefährlichem Unfall überschattet: Sein unerfahrener Gegner trifft ihn nach einem Sturz mit dem Ski am Bein.
Thomas Becker |
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Schrecksekunde für Felix Neureuther, als er mit dem Kroaten Filip Zubcic kurz nach dem Start zusammenstößt
Minkoff/Augenklick Schrecksekunde für Felix Neureuther, als er mit dem Kroaten Filip Zubcic kurz nach dem Start zusammenstößt

Die Bronzemedaille des deutschen Teams bei der WM wird von Felix Neureuthers gefährlichem Unfall überschattet: Sein unerfahrener Gegner trifft ihn nach einem Sturz mit dem Ski am Bein

SCHLADMING Felix Neureuther war sauer. „Die sollen sich überlegen, wen die da runter fahren lassen”, brummte Deutschlands bester Skifahrer, „wenn so ein Mist blöd ausgeht, kann er mir den Unterschenkel weghauen. Da hab' ich ziemlich Glück gehabt. Der hat mich ganz schön abgeräumt. Ich bin froh, dass es so glimpflich ausgegangen ist.” Freude über die Bronzemedaille im Team-Wettbewerb war bei Neureuther noch nicht so recht aufgekommen.

Kein Wunder: Viel hätte nicht gefehlt und die WM wäre für ihn nach nur wenigen Sekunden schon wieder zu Ende gewesen.


Was war geschehen? Der Medaillenkandidat trat im Mannschafts-Parallelslalom in Runde eins gegen den Kroaten Filip Zubcic an. Schon nach ein paar Sekunden Fahrt verlor der 20-Jährige B-Kader-Athlet vom Skiklub Koncar, der in zwei Weltcuprennen noch nie die Ziellinie erreicht hat, die Kontrolle über die Ski, kam vom Kurs ab, rauschte ungebremst in den nebenan fahrenden Deutschen und erwischte ihn am rechten Bein, zwischen Skischuh und Knie – zum Glück für Neureuther in einem Winkel, der ihm mit den messerscharfen Kanten von Zubcics Ski nicht das Bein aufschnitt. DSV-Alpin-Direktor Wolfgang Maier sagte: „Der erste Gedanke war bloß: Hoffentlich schneidet er ihm nicht mit der Kante den Unterschenkel auf.” Auch Männer-Coach Karlheinz Waibel stand unter Schock: „Da ist es mir kurz heiß und kalt den Rücken runtergelaufen.”


Mit bangen Blicken schauten die Mannschaftskollegen rauf zu Neureuther, der sich das schmerzende Knie hielt. Maria Höfl-Riesch erzählte später: „Ich habe erst mal einen Schock gehabt, als ich das sah. Es wäre nicht nur schlimm für das Team gewesen, wenn Felix ausgefallen wäre, sondern vor allem auch für ihn selbst und seine kommenden Wettbewerbe.” Wohl wahr: Am Freitag steht der Riesenslalom an, am Sonntag der Slalom, und in beiden Bewerben hat der Garmischer, der seit Wochen in der Form seines Lebens fährt, gute Medaillenchancen.


Um ein Haar wären sie von einem kroatischen Heißsporn zerstört worden. „Ich bin extrem angefressen”, motzte Neureuther verständlicherweise, „wenn einer, der nicht der beste Skifahrer ist und dann übermotiviert in so einen Lauf reingeht, kann da was richtig Heftiges passieren.” Er schimpfte: „Ich spüre mein Knie insgesamt und da, wo er rein ist.” Daumen drücken für Felix – Nachwirkungen für seine weiteren Stars sind nicht ausgeschlossen.


Trotz Schmerzen trat er nach Absprache mit dem Mannschaftsarzt zur nächsten Runde gegen Italien an – und gewann seinen Lauf. Im Halbfinale gegen Österreich war dann Schluss: 0:4 unterlag Deutschland den letztlich siegreichen Gastgebern.


Für die Medaille durfte sich das deutsche Team am Ende bei Fritz Dopfer bedanken. Mit zwei extrem knappen Matchwinner-Läufen sicherte er dem Team die Medaille und sahnte fettes Lob ab: „Der Fritz hat hier sein Meisterstück abgeliefert”, sagte Waibel, und DSV-Kollege Maier fand: „Fritz ist der Motor dieses Teams. Ich freue mich, dass er Akzente gesetzt und gezeigt hat, wie gut vorbereitet er zur WM gekommen ist. Mit drei Medaillen haben wir unsere Vorgaben erreicht. Alles was jetzt noch kommt, ist Zugabe.”

Auch Maria Höfl-Riesch wusste, was Dopfer geleistet hatte: „Fritz war der Mann des Tages. Er hat uns zweimal gerettet als Schlussläufer.” Dopfer selbst gab sich bescheiden, wie immer: „Wir haben als Team Platz drei erreicht. Das macht mich und uns unheimlich stolz.” Logisch, dass er auch bei der Siegerehrung hinter Höfl-Riesch fast unsichtbar blieb.

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