Svetislav Pesic: "Die Qualität ist da!"

Am Samstag beginnt die Basketball-EM. Die AZ sprach mit Bayern-Trainer Svetislav Pesic, der Deutschland 1993 zum EM-Triumph geführt hat.
Florian Schmidt-Sommerfeldt |
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Superstar Dirk Nowitzki führt die deutsche Nationalmannschaft bei der Basketball-EM an.
dpa/AZ Superstar Dirk Nowitzki führt die deutsche Nationalmannschaft bei der Basketball-EM an.

München - AZ: Herr Pesic, Sie sind zwar nicht mehr der Trainer, aber zumindest im gleichen Hotel wie die Nationalmannschaft. Fühlt es sich ein bisschen an wie beim EM-Titel 1993?

Svetislav Pesic: Damals haben wir auch in Berlin unsere Gruppenphase gespielt. Es besteht ein Unterschied zur aktuellen Mannschaft: Wir hatten Kontinuität, waren drei, vier Jahre zusammen. Wir haben bei Olympia gespielt. Das Team hat sich entwickelt. Dass wir in München Europameister geworden sind, war für alle, die nicht so im Basketball drin sind, eine Sensation.

Für Sie nicht?

Wir hatten schon davor gegen Mannschaften wie Italien, Spanien, Griechenland gewonnen, also Erfolgserlebnisse gehabt. Für uns war es keine Sensation. Natürlich war es ein überraschendes Resultat, aber wir Insider waren selbstbewusst genug, um daran zu glauben. Das Interesse, aber auch der Druck ist mit jedem Tag gestiegen. Es kamen die Zuschauer, die Fahnen, die Identifikation. Es war nicht wie beim Fußball, aber in München war schon was los.

Man merkt: Sie denken gerne daran zurück.

Es war eines der schönsten Erlebnisse, nicht nur was Basketball angeht, sondern in meinem ganzen Leben. Das Ergebnis war eine Genugtuung, nachdem wir alle so viel investiert hatten.

War Ihre damalige Arbeit die Basis für die heutige Nationalmannschaft?

Ich glaube schon. Der Titel war ein Signal für alle, dass sich deutsche Basketballer mit allen anderen messen können – und auch wollen. Auch die Vereine haben gesehen: Das tut der Popularität des Basketball gut.

Lesen Sie hier: So können Sie Nowitzki & Co. bei der EM sehen

Sie sagten, Ihre Mannschaft damals war eingespielt und hatte Erfolgserlebnisse. Das kann man von der jetzigen nicht wirklich behaupten.

Das kann man nicht sagen, aber auch diese Mannschaft hat Erfahrung. Sie hat etwas, sie hat Qualität. Was sie nicht hat: Kontinuität. Der Trainer ist neu, er hat wenig trainieren können. Der Mannschaft fehlt die Zeit, deswegen habe ich keine großen Erwartungen. Es wäre wichtig, dass sie unter die ersten Sieben kommt (Anm. d. Red.: berechtigt zur Teilnahme am Olympia-Qualifikationsturnier), denn nächstes Jahr wird die Mannschaft viel besser.

Island ist zum Auftakt am Samstag der schwächste Gruppengegner. Muss Deutschland gewinnen?

Es gibt keine Wahl. Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir gewinnen. Außerdem ist es die beste Vorbereitung für das Spiel gegen Serbien.

Spielmacher Nr. 1 wird Dennis Schröder sein. Hängt so viel von ihm ab, wie alle meinen?

Die Position des Point Guards ist immer sehr wichtig, hier spielt der Lenker und Anführer der Mannschaft. Schröder hat Glück, dass er mit Anton Gavel und Heiko Schaffartzik zwei erfahrene Spieler an seiner Seite hat. Sie werden ihm den Rücken stärken. Er ist talentiert. Er ist jung, seine Unberechenbarkeit kann der Mannschaft den Sieg bringen, aber auch eine Niederlage. Seine Qualität wird der Mannschaft auf jeden Fall helfen. Weil er in der NBA spielt, wird er von der Öffentlichkeit sofort akzeptiert – so ist das hier in Deutschland. Er hat sich das schwer erarbeitet, auf dieses Niveau zu kommen. Aber: Bei den Teamkameraden geht es nicht um die NBA. Damit er Respekt von ihnen bekommt, muss er kämpfen und zeigen, dass er dem Team helfen will. In den Spielen, die ich gesehen habe, hat er das getan.

Lesen Sie hier: Das sind die internationalen Stars der Basketball-EM

Der Star ist und bleibt Nowitzki, aber er ist inzwischen 37.

37 ist ein Alter, aber Nowitzki kann das mit seiner Liebe zum Basketball kompensieren, mit seinem Enthusiasmus. Die physische Verfassung kann man verlieren, aber diese Liebe, diesen Killerinstinkt, diese Ruhe in den entscheidenden Spielmomenten, verliert man nie. In der Vorbereitung hat er sich gesteigert, jetzt wird er da sein. Wenn die Spiele losgehen, das ist seine Welt. Dann interessiert alles andere nicht. Es wird ein ganz anderer Nowitzki sein, als in der Vorbereitung.

Sie haben viele Weltstars trainiert, Nowitzki aber nicht. Sind Sie deswegen traurig? Beinahe hätte es ja geklappt.

Bevor er in die USA ging, habe ich mit ihm gesprochen. Ich war Trainer von Alba Berlin und wir haben uns geeinigt. Er wollte von Würzburg zu Alba kommen. Alles war erledigt, auch Holger Geschwindner war dafür – aber nur für ein Jahr. Ich war dazu bereit, aber der Verein nicht. Ich habe immer geglaubt, wenn er für ein Jahr kommt, wird er länger bleiben, wenn er die Entwicklung, die Stadt, die Mannschaft sieht. Aber der Verein hat so nicht gedacht. Nur ein Jahr in ihn zu investieren, war ihnen zu wenig. Schade, aber vielleicht ist er seinen Weg auch wegen der Entscheidung der Alba-Verantwortlichen genau so gegangen

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