Super-Seb stellt Schumacher-Rekord ein
Dominator Sebastian Vettel hat sein überragendes Jahr in der Formel 1 mit einem eindrucksvollen Sieg beim Saisonfinale in Brasilien gekrönt.
Sao Paulo - Bei widrigen Bedingungen mit zwischenzeitlichem leichten Regen raste der erneut souveräne Weltmeister in São Paulo ungefährdet zu seinem neunten Triumph in Folge und dem 13. dieser Saison. Damit stellte der Red-Bull-Pilot aus Heppenheim einen neun Jahre alten Rekord von Michael Schumacher ein, der 2004 die gleiche Anzahl an Rennen gewonnen hatte.
Außerdem schaffte es der 26-Jährige als erster Fahrer der Königsklasse, neun Rennen in Serie innerhalb einer Saison zu gewinnen. Vettels Teamkollege Mark Webber (Australien) landete im letzten Formel-1-Rennen seiner Karriere auf Rang zwei, den dritten Platz belegte der WM-Zweite Fernando Alonso (Spanien) im Ferrari.
Nico Rosberg (Wiesbaden) musste sich nach Platz zwei im Qualifying mit Rang fünf zufrieden geben, rettete aber mit Mercedes den ersehnten zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM vor Ferrari.
Die Scuderia hatte in einem dramatischen Finish zwischenzeitlich die Nase vorne, fiel nach einer Durchfahrtsstrafe gegen Felipe Massa ("Das ist unglaublich") aber wieder zurück. Auch Lewis Hamilton musste nach einer Kollision unfreiwillig an die Box, holte aber als Neunter trotzdem wichtige Punkte. Nico Hülkenberg (Emmerich/Sauber) schaffte es auf Rang acht, Adrian Sutil (Gräfelfing/Force India) kam nicht über Platz 13 hinaus.
Neun Siege in Folge – das hatte vor Vettel nur der legendäre Alberto Ascari geschafft. Allerdings nicht in einem Jahr. Der Italiener holte die ersten sechs Siege 1952 und weitere drei in der folgenden Saison.
Auf dem Weg zu seiner nächsten Bestmarke und dem 39. Sieg seiner Karriere ließ Vettel in Interlagos kaum Zweifel aufkommen. Zwar verlor er überraschend den Start gegen Rosberg, machte den kleinen Patzer aber schon nach einer Runde wieder gut und zog unbeeindruckt vorbei. Während hinter ihm hart um die Positionen gekämpft wurde, kontrollierte der Champion das Geschehen abgesehen von einem ungewohnten Patzer an der Box, als seine Crew nicht vorbereitet war und kein rechtes Vorderrad parat hatte, ohne große Mühe von der Spitze.
Ohnehin war Vettels Saison schon vor dem Saisonfinale eine der Rekorde. Sein vierter WM-Titel in Serie war nie gefährdet und stand bereits nach dem Großen Preis von Indien, vier Rennen vor Saisonende, fest. Kein viermaliger Weltmeister war je jünger – und keiner war wohl je hungriger. Vettel ließ auch nach dem Titelgewinn nicht locker und jagte Schumacher als erstes die Bestmarke für die meisten Siege in Serie ab. In Abu Dhabi zog er mit dem siebten gleich, in Austin krönte er sich durch den achten zum alleinigen Rekordhalter.
Vettel konnte das nur schwer begreifen. Dass er nun in jungen Jahren bereits sein Kindheitsidol Schumacher übertrumpft, brachte ihn den Tränen nahe. "Ich werde Zeit brauchen, um das verstehen zu können. Diese Momente muss man einfach genießen", sagte Vettel. Und ohne Zweifel ist davon auszugehen, dass er Schumacher in den kommenden Jahren weitere Rekorde abnehmen.
Dieser Erfolgshunger bringt die Konkurrenz, die 2013 eigentlich nie eine war, zur schieren Verzweiflung. "Sebastian fährt auf einem anderen Planeten", sagte Mercedes-Pilot Rosberg mehrfach. Auch der WM-Zweite Alonso musste schnell kapitulieren, sein Ferrari konnte mit dem Speed des Red Bull nicht mithalten. "Sebastian ist ein würdiger Weltmeister, er hatte das beste Auto. Für das nächste Jahr müssen wir uns etwas einfallen lassen", meinte der Spanier.
Bei der Jagd auf Red Bull erhoffen sich die unterlegenen Rennställe 2014 einen Vorteil durch die Regeländerungen. Die neuen Turbomotoren und die veränderte Aerodynamik stellt alle Teams vor neue Herausforderungen. Welche Auswirkungen das hat, ist völlig offen. "Zum jetzigen Zeitpunkt weiß niemand wirklich, was passieren wird", sagte Vettel. Seit Monaten wird bereits an den Autos getüftelt, dass Konstrukteurs-Weltmeister Red Bull dabei gravierende Fehler macht, scheint fast ausgeschlossen.
Vettel sagte zuletzt, dass ein so erfolgreiches Jahr "eigentlich für immer weitergehen" könnte, doch irgendwie ist der Hesse dann doch froh, dass er sich ab Montag in den wohlverdienten Urlaub verabschieden kann und endlich wieder mehr Zeit für seine Freundin Hanna hat. Das Paar, das in der Schweiz auf einem umgebauten Bauernhof lebt und seit der Schulzeit zusammen ist, plant außerdem angeblich eine Hochzeit. "Ich freue mich sehr auf die Winterpause, und vor allem darauf, endlich mal richtig herunterfahren zu können." Verdient hat er es sich allemal.