„Stur gewinnt“

Handball-Ass Baur über das Erfolgsrezept von Heiner Brand und das neue Wintermärchen.
von  Abendzeitung
Der Bundestrainer und sein Spielmacher: Heiner Brand (l.) mit Michael Kraus.
Der Bundestrainer und sein Spielmacher: Heiner Brand (l.) mit Michael Kraus. © dpa

Handball-Ass Baur über das Erfolgsrezept von Heiner Brand und das neue Wintermärchen.

AZ: Hallo, Herr Baur, das war aber nett von Ihren alten Weltmeisterkollegen, dass sie Ihnen zu Ihrem 38. Geburtstag den hohen Sieg gegen Polen geschenkt haben.

MARKUS BAUR: Na ja, ich zweifle doch dran, dass die meinetwegen so aufgedreht haben. Wir haben den Polen den Zahn gezogen und die haben die letzten 15 Minuten jenseits von Gut und Böse gespielt, wir nur noch gut. So konnte ich danach ganz locker meinen Geburtstag feiern.

Ist die Titelverteidigung, das Wintermärchen Teil II drin?

Die Mannschaft kämpft zusammen, das ist perfekt. Das Team hat jetzt ein sehr gutes Level erreicht. Wenn wir das halten können, sind wir definitiv in der Lage, jede Mannschaft bei dieser WM zu schlagen. Und wenn man das tut, dann steht am Ende...

...logischerweise der Titel.

Richtig, aber die Jungs werden jetzt so nicht denken. Heiner Brand hat in jede seiner Mannschaften eine Sache installiert: Nie zu weit nach vorne schauen. Immer den nächsten Schritt machen, sonst strauchelt man. Das ist ein Markenzeichen von Heiner und all seinen Mannschaften. Er hat einen unglaublichen Erfahrungsschatz in Sachen Handball. Und er weiß, wie eine Mannschaft funktioniert. Daher findet er immer die Typen, die er dafür braucht, dass seine Mannschaften funktionieren. Die Stärke dieses Teams ist, dass sie sich nur auf das eine Ziel konzentriert. Bei Olympia in Peking gab es vielleicht zu viel außen rum, da hat man sich vielleicht vom rechten Weg, von der Erfolgsspur ablenken lassen.

Welche Ablenkungen meinen Sie speziell?

Ich war ja in Peking nicht dabei, aber ich weiß von meinen Spielen in Atlanta oder Sydney, dass die Eindrücke bei Olympia, wenn alle Sportler zusammen im Olympischen Dorf leben, überwältigend sind. Zwischen überwältigenden Eindrücken und Ablenkung ist es ein Mini-Schritt.

Wie würden Sie denn Heiner Brand charakterisieren?

Er ist immer ehrlich, zielstrebig und respektvoll. Manchmal ein bisschen stur. Aber das muss man auch mal sein. So gewinnt man. Aber er ist auch offen. Er ist ein perfekter Botschafter des deutschen Handballs, eine Symbolfigur mit unglaublichen Sympathiewerten. Die hat er sich auch verdient, weil er eben so ist, wie er ist.

Sie sorgten für einen der unvergesslichsten Momente des Wintermärchens. Die Brand-Bärte nach dem Titelgewinn.

Ja, das war meine Idee, die Bärte hatte ich schon seit dem Viertelfinale in der Tasche, das waren Karnevals-Utensilien, weil in Köln ja Karneval war. Ob wir die auch getragen hätten, wenn wir nicht Weltmeister geworden wären, weiß ich nicht. Ich denke schon.

Und was sind für Sie persönlich die unvergesslichsten Momente des Wintermärchens?

Das Frankreich-Spiel war das Highlight mit der Verlängerung. Vom Finale gegen Polen habe ich nur die Siegerehrung im Kopf. An das Frankreich-Spiel aber, erinnere ich mich minutiös. Das trage ich im Herzen.

Interview: Matthias Kerber

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