Spronk steigt aus: "Die Vernunft hat gesiegt"
MÜNCHEN - Olympiapark-Boss litt am Burnout-Syndrom. Münchens Bewerbung um die Winterspiele 2018 läuft nun ohne ihn. "Ich wollte das auch meiner Familie nicht mehr zumuten."
Finanzielle Sorgen, personelle Probleme - die Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2018 schien zuletzt ins Stocken geraten zu sein. Zwar haben sie den Optimismus nicht verloren (OB Ude: "Einen Angstgegner sehen wir nicht"), wohl aber eine überaus engagierte Kraft: Olympiapark-Boss Wilfrid Spronk hat den OB um seine Ablösung als Chef des Bewerbergesellschaft gebeten. Gestern wurde in Bernhard Schwank, Leistungssport-Direktor im Deutschen Olympischen Sportbund, Spronks Nachfolger vorgestellt, er soll die Geschäfte zusammen mit Richard Adam führen.
"Ohne Wilfrid Spronk hätte es unsere Bewerbung nicht gegeben", lobte Ude, "seine hervorragenden Kontakte haben sie erst ermöglicht. Wir bedauern sehr, dass er uns aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung steht."
Seit Spronk beim Sechstagerennen im November nur an einem Abend in der Halle war, kursieren Gerüchte über eine Erkrankung des Olympiapark-Bosses, nun erklärt sich der 63-Jährige erstmals in der AZ: "Ich habe über Jahre Schindluder an meinem Körper betrieben und musste den Preis dafür bezahlen: Irgendwann kann der Körper nicht mehr."
Spronk, der sich, obwohl schon angeschlagen, den Olympiabewerbungs-Job zusätzlich zum Olympiapark zugemutet hatte, klagte über "wahnsinnige Schlafstörungen", und weil er nachts kaum noch ein Auge zubekam, hatte er auch tagsüber im Büro Schwierigkeiten. Der Sport-Manager, seit 26 Jahren beim Olympiapark, hatte sich übernommen. Er litt am Burnout-Syndrom. "Ich habe die Alarmglocken gerade noch rechtzeitig gehört", erklärt er jetzt, nachdem er eine, wie er sagt, "hoffentlich erfolgreiche Therapie" hinter sich hat.
Schon während der Sixdays wartete Spronk täglich auf einen Klinikplatz, wenig später bekam er ihn. Die "Kur", wegen der er offiziell fehlte, fand statt in der Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck am Chiemsee, und er war froh, "dass ich dort gut abgeschirmt wurde".
Inzwischen spricht Spronk offen über seine Probleme. "Vielleicht habe ich mich überschätzt. Ich kannte doch immer nur: Ganz oder gar nicht." Und meistens hat er sich für Ganz entschieden. Nun aber sagt er: "Ich kann nicht mehr von null auf Hundert gehen. Ich wollte das auch meiner Familie nicht mehr zumuten." Und diese Entscheidung, da ist sich Spronk sicher, "ist alles andere als eine Schwäche: Die Vernunft hat gesiegt." Seit zwei Wochen arbeitet Spronk wieder im Olympiapark, zunächst nur ein paar Stunden, nun auch mal den ganzen Tag. Ende Mai aber ist Schluss, Vor-Ruhestand.
Wie's ihm jetzt geht, da die Olympia-Bewerbung ohne ihn wieder Fahrt aufnimmt? "Ich fühle mich gut", sagt Wilfrid Spronk, erzählt von Urlauben, die er mit seiner Frau verbringen will - und hält kurz inne: "Vielleicht kann ich bei der Bewerbung ja beratend weiterhelfen." Spronk ganz ohne Olympia(park) - das geht dann doch nicht. Und umgekehrt ist's sowieso nicht vorstellbar.
Gunnar Jans