Sportfilme beim Dok.Fest: Sommermädchenfilm
München - Der Typ ist deutlich über zwei Meter groß, aber kein Basketballer: Daniel Sponsel leitet das Münchner DOK.Fest. Und er hat eine sportliche Vergangenheit – als Radrennfahrer. Deshalb hat er in seinem Programm aus 131 Filmen eine eigene Reihe ausgekoppelt: Dok.Sport.
Hier läuft etwa der Film „Moon Rider“ über einen Radrennfahrer, oder der Streifen „Einzelkämpfer“ über das Sportfördersystem der DDR und wie es für die Sportler nach der Wende weiterging. In „The Crash Reel“ kämpft sich US-Snowboard-Profi Kevin Pearce nach einem schweren Unfall zurück ins Leben und auf die Piste.
Die AZ hat sich zwei der verheißungsvollsten Filme im Vorfeld angesehen.
„ELF FREUNDINNEN“: Das Konzept kennt man schon aus Sönke Wortmanns „Sommermärchen“ von 2006. Regisseurin Sung-Hyung Cho erzählt allerdings wesentlich unaufgeregter und dennoch emotional von den Sommermädchen – die sich dann bei der Frauenfußball-WM 2011 früher als erhofft verabschiedeten.
Im Sommer 2011 brodelt es im Berliner Olympiastadion. La-Ola-Wellen rollen über die Ränge. 74000 Fans jubeln und johlen. Fußballstimmung vom Feinsten. Im Spielertunnel elf junge Frauen – gespannt und hochkonzentriert warten sie auf den Anpfiff zum Eröffnungsspiel. Deutschland, der Titelverteidiger, trifft auf Kanada.
Der Druck ist riesig: Der dritte WM-Titel in Folge soll es werden. Erst Recht bei der WM im eigenen Land. „Was die Jungs nicht schaffen...“
Wie die Spielerinnen bis hier her gekommen sind, hat die Regisseurin monatelang dokumentiert.
Der Film zeigt, was auf dem Platz nicht zu sehen ist: eisenhartes Training, Leistungstests, Terminstress, die Anspannung wer es in den endgültigen Kader schafft.
Der Film zeigt auch Sportlerinnen, die geeint sind durch die Leidenschaft für ihren Sport, trotz Profikarriere berufstätig sind oder studieren, für die Zeit nach dem Fußball.
Und er zeigt die Fans, die jedes Tor bejubeln, als sei es der Titel. Und gnadenlos den Unterschied zwischen Fußball und „Frauenball“ erläutern, wenn das Spiel nicht so gut läuft: „Fußball ist was für Männer...“
Nach dem bitteren Aus im Viertelfinale sagt Ersatz-Keeperin Uschi Holl, die Niederlage habe die Mannschaft stärker zusammengeschweißt als der letzte Titel. Beste Aussichten für die EM also.
„MEIN WEG NACH OLYMPIA“ von Niko von Glasow ist ganz anders. Der Regisseur mag keinen Sport, er hat Angst davor. Er mag auch die Paralympics nicht, sagt, sie wären zu teuer, und Menschen mit Behinderung müssten „schon wieder kämpfen, um akzeptiert zu werden“.
Niko von Glasow ist selbst Contergan-Geschädigter. Im vergangenen Jahr hat er Sportler mit Behinderung begleitet, wollte ihre Motivation verstehen und sich selbst die Angst vor dem Sport nehmen. Das Ziel: die Teilnahme an den Paralympics 2012 in London.
Er trifft Sportler wie Aida Husic Dahlen (Norwegen), eine einarmige Tischtennis-Spielerin, Greg Polychronidis (Griechenland), ein ab dem Hals durch chronischen Muskelschwund gelähmter Boccia-Spieler, Christiane Reppe (Deutschland), eine einseitig beinamputierte Schwimmerin, und die Sitzvolleyball-Mannschaft aus Ruanda. Und er begleitet sie von der Vorbereitung bis zu den Wettkämpfen.
Die Gespräche sind von Grund auf ehrlich, tiefgründig, aber auch selbstironisch, ohne Selbstmitleid über das Leben im Leistungssport mit einer Behinderung. Eine Dokumentation, die nicht traurig oder betroffen macht, sondern zeigt, was alles möglich ist, wenn man nur will.
Das 28. Dok.Fest findet 8. bis 15. Mai statt. Infos: www.dokfest -muenchen.de
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