Spielerinnen der Munich Cowboys: Eben keine reine Männersache

Bei den Footballern der Munich Cowboys sind im Juniorenbereich auch drei Mädchen dabei.
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Footballerin: Laura von den Munich Cowboys.
Footballerin: Laura von den Munich Cowboys. © Cowboys/ho

München - Wenn Laura ihren Mitschülerinnen und Mitschülern erzählt, was sie in ihrer Freizeit treibt, erntet sie oft staunende Blicke - manchmal sogar abwertende. Die 13-Jährige ist das gewöhnt. "Sie sagen dann: 'Ich hätte Angst, dass ich sterbe!' oder fragen: 'Wirklich Football? Nicht Fußball?'"

Immer mehr Mädchen spielen American Football

Genau: American Football, nicht Fußball, der Deutschen liebster Sport. Laura hat große Augen, lange braune Haare, die sie als Pferdeschwanz trägt. Ihr Lächeln ist riesig, die Leidenschaft für den Sport ebenso. Trainerin der U11 bei den Munich Cowboys will sie bald werden – und in die Nationalmannschaft. In der U13, in der sie noch trainiert, ist sie eines von drei Mädchen. Tendenz steigend, wie die Jugendtrainer der Munich Cowboys sagen.

Mädchen und Jungen trainieren gemeinsam

Vor ein paar Jahren noch sei man froh gewesen, wenn ein Mädchen in den Jugendteams gewesen ist, berichtet Christian Leischnig. Laura und ihre Freundinnen machen dasselbe Training wie die gleichaltrigen Jungs. Dass auch andere Mädchen in ihrem Team spielen, sei schön, sagt Laura, aber sie braucht das auch nicht unbedingt. Es sei ja toll, dass alle zusammen hier spielen können.

Verletzungsrisiko in vielen Sportarten höher als bei American Football

"Das sind jetzt harte Jahre für sie, aber wenn sie das durchstehen, sind sie sehr gute Spielerinnen in der U16 und für die Frauenmannschaft", sagt der Coach. Er findet es positiv, dass Mädchen und Jungen in der Jugend gemeinsam trainieren. Alle drei Mädchen spielen Passverteidigung in der Defense. Als gefährlichen Sport nimmt hier keiner American Football wahr – auch die Eltern nicht. "Ich denke, dass Eltern, die Angst haben, ihre Kinder erst gar nicht zum Football schicken", sagt Leischnig. Er meint, dass das Verletzungsrisiko in vielen Sportarten höher sei als im Football, zum Beispiel im Cheerleading.

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NFL steht immer wieder in der Kritik

Klar ist aber: Immer wieder steht die NFL, die beste Football-Liga der Welt, in der Kritik. Seit 2010 haben sich mindestens zehn frühere NFL-Spieler bei denen Chronisch Traumatische Enzephalopathie (CTE) diagnostiziert wurde, umgebracht. Bei der Erkrankung degeneriert das Gehirn nach wiederholten Traumata. Cowboys-Trainer Leischnig kennt die Gefahr. "Der Sport hat sich aber sehr verändert, was den Schutz des Kopfes betrifft", sagt er.

Kinder beginnen zunächst mit Flag Football, erst später wird Tackle Football eingeführt

Dazu gehören immer bessere Helme, die um die 500 Euro kosten, aber auch strengere Regeln. Bei den Cowboys beginnen die Kinder mit Flag Football, der fast komplett ohne Kontakt auskommt. In der U13, in der Laura trainiert, wird normaler "Tackle" Football eingeführt. Ab der U16 wird nur noch Tackle Football gespielt. Die meisten Klubs beginnen erst in der U16 mit Tackle Football.

Ziel ist die Frauenmannschaft

Laura stört sich daran nicht, im Gegenteil: Sie will nach der U16 in der Frauenmannschaft weitermachen. Im Erwachsenenbereich sind Frauen und Männer getrennt. Quarterback spielt sie am liebsten, also Spielmacher. Die Schülerin ist im Tryout für das Nationalteam. In der U11 spielt ihr Bruder – ein Grund, weshalb sie dort Trainerin sein möchte. Die Familie ist footballverrückt. Der Vater arbeitet im Verband, am Wochenende schauen alle die NFL-Spiele im TV an.

"Die NFL wird immer präsenter in Deutschland", sagt Leischnig. Das merkt der Verein an den Mitgliederzahlen und am Einstiegsalter. Die Kinder sind immer jünger, wenn sie mit Football anfangen. Die NFL hat bereits in einigen deutschen Städten Flagfootball-Programme an Schulen laufen – auch in München. Mal sehen, wo der Football dann in einigen Jahren in Deutschland steht – und wo Laura dann schon spielt.

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