Spielberg-Bürgermeister: Ein Rennen, wie man es noch nie gesehen hat
München - Manfred Lenger ist seit 2013 Bürgermeister der Gemeinde Spielberg in Österreich, wo am Wochenende erstmals ein Formel-1-Geisterrennen ausgetragen wird.
AZ: Herr Lenger, zuerst müssen Sie uns mal über Steven Spielberg aufklären. Stimmt es, dass seine Vorfahren im 19. Jahrhundert mal in Schloss Spielberg gelebt haben?
Manfred Lenger: Ja, er selbst hat das mal bestätigt, dass die Wurzeln seiner Ahnen hier liegen.

Aber er selbst war noch nicht da?
Leider nicht. Unser Dorfplatz im Zentrum, wo auch das Gemeindezentrum ist, heißt ja nach ihm Steven-Spielberg-Platz. Zur Einweihung 2003 ist ihm auch eine entsprechende Urkunde in Amerika überreicht worden, über einen bekannten Journalisten aus der Steiermark, der Zugang zu ihm hatte.
Und der kommt einfach nicht rüber aus seinem ewigen Hollywood?
Schade, oder? Er war natürlich eingeladen. Man hat dann auch versucht, über Arnold Schwarzenegger einen Kontakt aufzubauen, aber bislang hat es noch nicht geklappt.
Geister-Grand-Prix: "Gibt Touristen, die nicht wegen Formel 1 kommen"
Dann machen wir via Abendzeitung jetzt mal ein bisschen Druck! Die wird er da drüben ja wohl lesen, der Herr Regisseur. Jetzt aber zum Sport – und zur Wirtschaft: Spielberg wird Stätte des ersten Geister-Grand-Prix der Formel-1-Geschichte. Wie wirkt sich das auf Ihre Gemeinde aus?
Solche Veranstaltungen leben natürlich von den Fans, von der Volksfeststimmung auf und neben den Tribünen, vom Drumherum. Es wird ein Rennen werden, wie man es noch nie gesehen hat. Es wird sicher auch für die Piloten ganz eigenartig. Da fehlt sicher was, keine Frage. Das ist das Eine. Wirtschaftlich, für den Tourismus und für die Beherberger, die bisher vom Rennen profitiert haben, sind diese Geister-Rennen natürlich schlimm.
Stehen jetzt alle Hotels und Pensionen leer?
Nein, die Hotels rund um den Ring sind relativ gut gebucht. Es gibt ja auch Touristen, die nicht wegen der Formel 1 kommen. Mit dem Tross der Formel 1 kommen sonst rund 2.000 bis 3.000 Leute mit, die ja irgendwo nächtigen müssen. Weniger Nachfrage gibt es heuer nun bei den Campingplätzen und Privatpensionen rund um den Ring. Auch für die Gastronomie fällt natürlich etliches weg. Gerade in Zeiten wie diesen sind solche Ausfälle noch schmerzhafter.

Aber waren das in der Regel nicht Kurzbesucher nach dem Motto ‘Zum Rennen und dann wieder heim’?
Jein. Es ist kein Tagestourismus, es gibt schon viele, die die ganze Woche und über den Renn-Sonntag hinaus bleiben. Die verbinden das Rennen eben mit einem Kurzurlaub. Der Schnitt liegt so bei drei bis sieben Nächtigungen. Wir leben ja nicht nur von der Formel 1, sie ist vielmehr ein zusätzliches Geschäft.
Wie ist denn die Stimmung im Ort? So lukrativ dieses Rennwochenende ja sein mag: Es gibt doch bestimmt auch welche, die ganz froh sind, dass der Trubel mal ausbleibt, oder?
Wieder jein. Hundert Prozent Zustimmung gibt es nirgends, aber diesem Groß-Event steht die Region eigentlich größtenteils positiv gegenüber. Man weiß, dass ein Großteil der Wertschöpfung nachhaltig in der Region verbleibt. Auch viele Zulieferer machen da ein gutes Geschäft.
Spielberg: "Im Vorjahr waren mindestens 15.000 Holländer da"
Wie schaut’s mit Ihnen aus? Sind Sie Formel-1-Fan?
Ich bin ja aus der Region, meine Oma ist eine Spielbergerin gewesen, und ich, seit ich mich erinnern kann, war ich immer bei den Rennen dabei, auch als es in den 70er-Jahren noch der Österreich-Ring war.
Gibt’s einen Lieblingspiloten?
Es ist schade, dass kein Österreicher im Cockpit sitzt. Lewis Hamilton und Max Verstappen sind natürlich tolle Rennfahrer, und wenn wie in den letzten beiden Jahren Red Bull mit Verstappen am Red-Bull-Ring gewinnt, dann ist das schon ein besonderes Highlight.
Dann ist der Holländer fast ein Österreicher, so wie Marcel Hirscher mit seiner holländischen Mama...
Die Holländer haben in den letzten Jahren den Ring richtig in Beschlag genommen. Im Vorjahr waren mindestens 15.000 Holländer da. Es gab sogar ein eigenes Verstappen-Village. Tolle Fans: lustig, verstehen gut zu feiern, immer auf einem guten Niveau. Aber so schade die fehlenden Fans diesmal sind: Da es wieder das erste Großereignis in der Formel 1 ist, ist es auch eine Chance und eine gute Werbung für unsere Steiermark.
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