Spaß am Rudern
AZ: Frau Katz, Rudern ist ein relativ ernster Sport, bei dem es vor allem auf Ausdauer ankommt. Wie schaffen Sie es da als erste Vorsitzende der Rudergesellschaft München 72, so viele Jugendliche auf die Olympia-Regattastrecke in Oberschleißheim und in Ihre Boote zu locken?
CHRISTINE KATZ: Wir brauchen die Jungs und Mädels gar nicht zu locken. Und so ernst ist Rudern auch gar nicht. Gerade für die Jugendlichen soll ja der Spaß an der Bewegung und an diesem wunderbaren Sport im Vordergrund stehen. Und der kommt in einem Ruderboot sehr schnell auf.
Wie das?
Man sitzt ja nicht nur in einem Boot und rudert. Bei der RGM 72 stehen Teamgeist und Zusammenhalt besonders im Vordergrund. So herrscht bei uns eine sehr familiäre Atmosphäre. Dazu bewegt man sich in der Natur, umgeben von frischer Luft und jeder Menge Wasser. Außerdem kann beim Rudern nicht viel passieren. Harten Körpereinsatz, wie beim Fußball, Eishockey oder Boxen, gibt es nicht.
Ab welchem Alter sollte man in ein Ruderboot steigen?
Nicht vor dem elften oder zwölften Lebensjahr. Denn man braucht für die Boote und das Rudern schon eine gewisse Körpergröße und Konstitution. Und man muss vor allem gut schwimmen können.
Bieten Sie auch Schnupperkurse an?
Ja. Die Schnupperkurse bieten wir für Jugendliche und für Erwachsene jeden Alters an. Sie sind in der Regel an drei aufeinanderfolgenden Samstagen auf der Regattastrecke in Oberschleißheim und kosten für Erwachsene 30 Euro. In diesem Jahr waren alle Schnupperkurse ausgebucht. Da zeigen unsere Trainer die Boote und was man an Rudertechnik fürs Erste können muss.
Worauf kommt es beim Rudern an?
Für die Jugendlichen und die erwachsenen Freizeitruderer steht wie gesagt der Spaß im Mittelpunkt. Wenn man dann allerdings anfängt, an nationalen und internationalen Regatten teilzunehmen, rückt immer mehr die Kondition in den Vordergrund. Und dann ist Perfektion bei den Bewegungsabläufen gefragt. Rudern erfordert Geduld, Disziplin, Konzentration und immer wieder Teamgeist. Wenn man in einem Zweier, Vierer oder Achter sitzt – ob nun bei Riemen- oder Skullbooten, da muss man zu einer Einheit verschmelzen.
Was genau bedeutet Riemen und Skull?
Beim Skullen hält der Sportler in jeder Hand jeweils ein Ruder, das heißt Skull. Beim Riemenrudern hingegen hat er dagegen nur ein Ruder. Der berühmte Deutschland-Achter ist beispielsweise ein Riemenboot.
Können auch Freizeitsportler in Ihren Booten Platz nehmen?
Natürlich. Wir haben da einen eigenen Bereich für Vereinsmitglieder, die einfach die Natur, die Bewegung und die Ruhe beim Rudern genießen wollen, die viel Wert auf Erholung und Gesundheit legen. Das Interesse im Freizeitbereich ist sehr groß. Wir haben allein im vorigen Jahr 40 neue Mitglieder als Freizeitruderer gewonnen. So haben wir zwei Standbeine: Den Freizeitbereich und die Leistungssportler. Für alle veranstalten wir Wanderfahrten zu bayerischen Seen und Flüssen sowie ins europäische Ausland. Erfolg und Leistung sind für uns keine Bedingung.
Wie lange sitzen Sie selbst nun schon im Ruderboot?
Oh, ich bin ein Späteinsteiger. Ich habe erst mit 44 Jahren angefangen. Aber das bremst den Spaß nicht im Geringsten.
Interview: Sebastian Schulke
Infos zur Rudergesellschaft 1972:
Die „Rudergesellschaft München 1972“ wurde nach den Olympischen Spielen 1972 gegründet. Damals sollte die neue Olympia-Regattastrecke wieder zugeschüttet werden. Aber die Sportler erreichten, dass sie erhalten bleibt. Seitdem sind dort regelmäßig hochkarätige und internationale Ruder- und Kanu-Wettkämpfe. Die RGM '72 belegt die Bootshallen 23-24a. Infos: www.rgm72.de; Email: vorstand@rgm72.de. Von den 350 Mitgliedern sind 170 Jugendliche. Ende 2010 wurde ein eigener Förderverein für das Jugendrudern gegründet (www.spass-am-rudern.de). Die Leistungen sind beachtlich: Im Juli fuhr die RGM ’72 sieben Bayerische Meister ein, davon sechs im Jugendbereich.
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