Sotschi: Japanischer Hanyu Olympiasieger – Liebers Achter

Der 19-jährige Hanyu gewann als erster Eiskunstläufer Gold für Japan. Der sechs Jahre ältere Peter Liebers aus Berlin wurde bei seinen ersten Winterspielen Achter und jubelte ausgelassen. Der Sportsoldat will noch vier Jahre weiterlaufen.
Sotschi - Der smarte Yuzuru Hanyu freute sich ganz schüchtern über die erste Goldmedaille eines Eiskunstläufers für Japan, Olympia-Neuling Peter Liebers jubelte über Platz acht. Der Berliner konnte zwar nach einem Sturz beim vierfachen Toeloop Rang fünf nach dem grandiosen Kurzprogramm nicht halten.
Die Klasse-Leistungen im „Eisberg“ von Sotschi waren aber die beste Platzierung eines Deutschen seit dem neunten Platz von Heiko Fischer bei den Spielen 1988 in Calgary. „Das war nicht die Kür meines Lebens, aber eine gute Kür. Das ist eine persönliche Bestleistung, da kann ich nur zufrieden sein“, sagte Liebers in der ARD über seine Punktzahl.
„Das ist eine positive Überraschung“, sagte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU), „Peter hat die Zielstellung Top Ten voll erfüllt“.
Der 25-Jährige musste als vorletzter Läufer direkt nach Hanyu und dem Silbermedaillengewinner Patrick Chan aus Kanada auf das Eis. Zwar klappte der vierfache Toeloop nicht wie in der Kurzkür, er bewies nach dem Sturz aber großen Kampfgeist und erhielt 239,87 Punkte. „Ich wollte die 230er Marke knacken“, sagte der Student der Biotechnologie, der sein Programm zur Musik „Who wants to live forever“ gut interpretierte.
Seine Eltern waren in der Halle und fieberten mit. Vater Mario war mehrmaliger Vizemeister in der ehemaligen DDR, durfte aber nie zu Olympia. Besonders emotional dabei an der Bande war Trainerin Viola Striegler, die bei jedem Sprung klatschte.
Die hochwertige Kombination aus dreifachem Axel und dreifachem Toeloop brachte er gut auf das Eis. „Er ist in der Weltspitze angekommen“, sagte Katarina Witt in der ARD. „Es hat Peter so gut getan, vor einer Woche den Teamwettbewerb zu laufen. Da konnte er sich an Olympia gewöhnen“, sagte die Berlinerin.
Zwar war die deutsche Mannschaft als Achte nach den Kurzprogrammen ausgeschieden, für Liebers war aber die Erfahrung der olympischen Atmosphäre ganz wichtig. An die Topleute kam Liebers allerdings nicht heran. Dafür fehlt ihm der läuferische Ausdruck und die feine Schlittschuh-Technik. Zwar reist der Sportsoldat mehrmals im Jahr nach Toronto zu Starchoreographin Lori Nichol, doch die intensive Nachhilfe trägt erst langsam Früchte.
Da ist ihm besonders der 19-jährige Hanyu weit voraus, der ebenfalls in Toronto zum ausdrucksstarken Läufer reifte, in der Kür aber Nerven zeigte. Trotz zweier Stürze reichte es zu 280,09 Punkten und Rang eins. Der Gewinner des Grand-Prix-Finales war mit vier Punkten Vorsprung als Führender in die Kür gegangen. Da konnte der ebenfalls fehlerhafte dreimalige Weltmeister Chan (275,62) nicht ganz mithalten.
Bronze ging überraschend an Denis Ten aus Kasachstan. Gar nicht mehr dabei wegen einer Rückenverletzung war der russische Olympiasieger Jewgeni Pluschenko. Sehr verhalten lief der amerikanische Meister Jeremy Abbott nach seinem schlimmen Sturz im Kurzprogramm beim vierfachen Toeloop. Er war auf die Hüfte gefallen und anschließend gegen die Bande geknallt. „Mir tut von der Hüfte bis zu den Rippen alles weh, aber ich wollte nicht aufgeben“, sagte der 28-Jährige. In der Kür wagte er den Toeloop nur noch dreifach und kam nicht über Rang zwölf hinaus.