Sonja Giftpfeilschifter

Münchnerin schießt mal wieder vorbei und dann gegen den Bundestrainer. Dafür watscht sie der Verbandschef ab: "Sie langt in den Dreck rein und dann sind immer die anderen schuld."
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Wieder nichts: Sonja Pfeilschifter zielte auch beim Dreistellungskampf mit dem Luftgewehr nicht genau genug und flog in der Quali raus.
dpa Wieder nichts: Sonja Pfeilschifter zielte auch beim Dreistellungskampf mit dem Luftgewehr nicht genau genug und flog in der Quali raus.

Münchnerin schießt mal wieder vorbei und dann gegen den Bundestrainer. Dafür watscht sie der Verbandschef ab: "Sie langt in den Dreck rein und dann sind immer die anderen schuld."

PEKING Erst hatte sie wieder einmal daneben gezielt, dann nahm sie den Bundestrainer ins Visier. Im Dreistellungskampf am Donnerstag war Sonja Pfeilschifter wie schon beim Luftgewehr im Vorkampf rausgeflogen, vertan war damit die letzte Chance auf Gold in Peking. Danach lief Sonja Pfeilschifter wieder einmal verbal Amok und schimpfte auf Claus-Dieter Roth. Doch nicht nur der schoss scharf zurück. Auch Verbandspräsident Josef Ambacher rückt nun von der Münchner Schützin ab. „Immer das gleiche“, sagte Ambacher zur AZ, „jedes Mal langt die Sonja in den Dreck rein, und dann sind immer die anderen schuld.“

Es wird immer einsamer um Sonja „Giftpfeilschifter“.

Olympische Spiele sind eine Veranstaltung, bei der alle vier Jahre die Jugend der Welt zwei Wochen lang um Medaillen kämpft – und Sonja Pfeilschifter immer leer ausgeht. Dabei waren die Bedingungen viel besser als in Athen 2004, diesmal hatte sie als Betreuer sogar Heimtrainer Hubert Bichler dabei. Und trotzdem teilte Pfeilschifter nach Platz 17 am Donnerstag wieder munter aus. „Es kotzt mich an, dass er seinen Frust jetzt an uns auslässt, jetzt, wo sein Stuhl wackelt“, moserte die 37-Jährige in Richtung Bundestrainer. Weil er sich in ihrem Erfolg gesonnt habe und jetzt den Misserfolg auf andere schieben würde. Meinte sie.

Roth meinte das anders. „Es war keine kluge Strategie, sich von der Truppe abzukapseln“, wetterte der Bundestrainer über Pfeilschifters individuelle Vorbereitung zurück, „die Zeit der Extrawürste ist jetzt vorbei.“ Josef Ambacher sah das genauso. Der Oberschütze gab dem Coach volle Rückendeckung und feuerte eine Breitseite auf Pfeilschifter ab, die seiner Meinung nicht nur Blech schoss, sondern später auch selbiges redete.

„Wenn ihr was nicht passt, dann soll sie halt segeln“, sagte er zur AZ, „ich kann doch nicht den Trainer auswechseln, nur weil er ihr nicht passt. Aber ich kenn’ das ja bei ihr nicht anders. Und wenn sie meint, sie braucht keinen Psychologen, dann ist das ihr Problem.“ Denn anders als etwa Munkhbayar Dorjsuren, die Bronze mit der Sportpistole holte, lehnte Pfeilschifter die Zusammenarbeit mit einem Mentaltrainer ab.

Den zog hingegen Christine Brinker zu Rate. Die Skeet-Schützin ließ sich denn auch vom Platzregen nicht beeindrucken und holte Bronze. Danach berichtete sie vom „geilen Medaillengefühl“. Brinker: „Wenn du bei deinen ersten Olympischen Spielen gleich auf dem Treppchen stehst, ist das doch grandios.“ Die einzige Kritik der 27-Jährigen aus Ibbenbüren am Wettbewerb? „Hier sollte mal jemand den Regen abstellen.“

Im Regen steht somit nur Pfeilschifter. Ambachers Fazit: „Ich hoffe, dass die Sonja mal erwachsen wird.“ Wird langsam Zeit, mit 37. Nach einer Aussprache am Freitag kam es zwischen Roth und Pfeilschifter vorerst zur Waffenruhe. „Der Dampf ist erstmal aus dem Kessel“, sagte Roth. Erstmal bleibt Pfeilschifter im Team, vielleicht tritt sie 2012 in London wieder an. Wahrscheinlich im Schießen. Auch wenn sie Roth und Ambacher lieber beim Segeln sähen.

Florian Kinast

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