„So wird des nix!“

Ministerpräsident Seehofer lässt sein Kabinett in Garmisch-Partenkirchen tagen, kommt aber in der Olympia-Frage dort auch nicht weiter. Hier lesen Sie, warum die Bauern sich querstellen
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Bei Olympia steht die Ampel noch lange nicht auf Grün: Ministerpräsident Seehofer (4.v.l.) beim symbolischen Baubeginn für den Garmischer Kramertunnel.
dpa Bei Olympia steht die Ampel noch lange nicht auf Grün: Ministerpräsident Seehofer (4.v.l.) beim symbolischen Baubeginn für den Garmischer Kramertunnel.

Ministerpräsident Seehofer lässt sein Kabinett in Garmisch-Partenkirchen tagen, kommt aber in der Olympia-Frage dort auch nicht weiter. Hier lesen Sie, warum die Bauern sich querstellen

Einmal lässt Horst Seehofer die „Klugheit und Zurückhaltung" fahren, mit der er das Thema behandeln will: „Das goldene Buch hat jedenfalls Olympische Dimensionen", sagt der Ministerpräsident, und alle lachen.

Ein Moment der Harmonie, in Garmisch-Partenkirchen ein Erlebnis von Seltenheitswert in diesen Tagen. Daran, da lässt der CSU-Chef keinen Zweifel, wird auch nach diesem Tage nichts grundlegend anders sein: „Das, was Ihr von mir verlangt", sagt er, „was ich hier als Übermensch leisten soll, dass könnt's glatt vergessen". Man ahnt, dass die Aufgabe tatsächlich fast so groß ist wie die Zugspitze.

Olympia 2018, das ist das zentrale Thema, das die Gemeinde tiefer spaltet, als es die Ortsteile Garmisch und Partenkirchen je gewesen sind. Es geht um Äcker und Arroganz, um Geld und Grund.

„Bitte helfen Sie mit, dass diese große patriotische Aufgabe bewältigt werden kann“, barmt Seehofer, der dem Konflikt so gut es ging aus dem Weg ging. Da passte es gar nicht so gut, dass die Minister ihre Kabinettssitzung in der Provinz ausgerechnet jetzt nach Garmisch ins Rathaus einberufen hatte. „Reine Routine", betont Seehofer immer wieder. Und: Olympia ist eine „nationale, patriotische Aufgabe".

78 Grundeigentümer sperren sich aber, sie machen der Bewerbergesellschaft, den OB Udes, Willy Bogners und Kati Witts das Leben schwer: „I geb nix her" sagt die Bäuerin, „I verkauf mei Heimat ned."

„So wird des nix", sagt Josef Glatz zur AZ, er ist Landwirt und nebenbei Vorsitzender der Garmischer Weidegemeinschaft. Eigentlich sollte er vermitteln zwischen der Bewerbergesellschaft und den bockigen Bauern. „Aber wir sind jahrelang nicht ernstgenommen worden, und jetzt sollen wir unsern Grund hergeben? So wird des nix.“ Bauern wie Glatz ärgern sich, dass bei den Promis die Luftballons und die Partys stiegen für Olympia und dass sie selbst nicht gefragt wurden, ob sie ihre Wiesen und Felder hergeben wollen als Piste oder als Parkplatz. Von Knebelverträgen ist die Rede.

„I hob mein Grund hergebm" sagt Josef Ostler. Parkplätze sollen entstehen und einen Teil der Skipisten auf seinem Grund, den er für drei Jahre hergeben wird: „Es ist ja nur temporär." Ostler glaubt den Zusagen der Bewerbergesellschaft, des Bürgermeisters und des Freistaats, dass er seinen Grund wieder so zurückbekommt, wie er ihn hergibt.

Andere glauben das nicht: „Der Boden wird abgetragen und verdichtet," fürchten Naturschützer. Der Bund Naturschutz und die Grünen haben sich an die Spitze der „NOlympia"-Bewegung gesetzt. Dass die Bewerber-Gesellschaft in Michael Vesper einen Grünen zum Aufsichtsratsratsvorsitzenden hat? Eine ironische Fußnote.

Die Gegner sind in der Minderheit, laut Umfrage sind 57 Prozent in Garmisch für die Spiele. „Natürlich ghört Olympia hierher", sagt Andy Demmel (46). Seit 20 Jahren ist er Skilehrer, und schon deshalb ist er dafür: „Aber nur mit einer gescheiten Planung!" Die aber gebe es derzeit nicht: „Und wenn sie dann auf Biegen und brechen das ganze Tal kaputt machen, bin ich dagegen", sagt Demmel zur AZ.

Die Diskussion lasten die Garmischer Bürgermeister Thomas Schmid an. Dem Ex-CSU’ler und Ex-Diplomaten werfen die Bauern vor, über ihre Köpfe hinweg gehandelt zu haben. „Ich kann die verstehen, die dagegen sind" sagt Bauer Ostler, der seinen Grund hergab, für 15000 Euro pro Hektar und Jahr. Er verspricht sich von Olympia den zweiten Tunnel, unter dem Wank, der nach dem Kramer-Tunnel den 26000-Einwohner-Markt vom Verkehr entlasten soll: „Wer den Tunnel will, muss für Olympia sein.“

Auch eine Einstellung.

Matthias Maus

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