Interview

Slopestyler Fabian Bösch im AZ-Interview: "Viel mehr Spaß als Stangenfahren"

Die Slopestyler starten in die neue Saison. In der AZ spricht Topstar Fabian Bösch über seine Ziele, seine Anfänge - und warum er eine Skisprungschanze rückwärts runterfährt: "Es war ein Erlebnis!"
Thomas Becker |
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"Ab einem gewissen Niveau passiert nicht mehr so viel", sagt der Schweizer Freestyle-Superstar Fabian Bösch, der sich bisher erst einen Schlüsselbeinbruch zugezogen hat.
"Ab einem gewissen Niveau passiert nicht mehr so viel", sagt der Schweizer Freestyle-Superstar Fabian Bösch, der sich bisher erst einen Schlüsselbeinbruch zugezogen hat. © Joseph Roby/Red Bull Content Pool/ho

AZ-Interview mit Fabian Bösch: Der 24-jährige Schweizer ist einer der Freestyle-Superstars, die Slopestyle-Saison startet am Wochenende.

AZ: Herr Bösch, Slopestyle-Weltcup im Stubaital, Sie haben gerade viereinhalb Stunden Training hinter sich, 60 Starter und 30 Starterinnen sind nonstop über die Schanzen und Rails gerast, im Zehn-Sekunden-Abstand. Sind die alle wegen Olympia so heiß?
FABIAN BÖSCH: Es ist ein sehr fordernder Parcours hier. Die Kicker stehen schon sehr eng beieinander, das ist richtig Stress, man hat wenig Optionen. Wenn man nicht perfekt aus dem ersten Sprung raus- kommt, ist es vorbei. Es ist zwar für alle gleich, aber sicher kein einfacher Start in die Slopestyle-Saison.

Einfach war auch nicht Ihr Aufwärmprogramm: Neulich sind Sie rückwärts von der Skisprungschanze in Engelberg gesprungen - und haben an einer weiteren Schanze kurz nach der Landung bei Tempo 90 noch einen doppelten Vorwärts-Salto hingelegt. Wie sind Sie auf diese haarsträubende Idee gekommen?
Eigentlich hatte mein Coach diese Idee.

Fabian Bösch
Fabian Bösch © Joseph Roby/Red Bull Content Pool/ho

"Bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis"

Müsste der nicht sagen: ‚Hör auf mit dem Quatsch!'
Wir haben es schon mal im Sommer gemacht, auf der 120-Meter-Schanze in Einsiedeln. Das war schwer, vor allem die Landung auf Teppich, man konnte nicht richtig bremsen.

Klingt fürchterlich.
Ja, das war wirklich schlimm. Deswegen habe ich gesagt: ‚Ich möchte es sehr gern zuhause machen, auf Schnee und einer größeren Schanze.' Während Corona hatten wir dann Zeit, das umzusetzen. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis - und dass alles gut gegangen ist.

Helm, Rückenpanzer und Hüftpolster

Macht das für Sie keinen Unterschied, ob sie vor- oder rückwärts fahren?
Das ist egal. Man muss sich nur bewusst sein, dass man in dieser fixen Spurschiene anfährt - und darf nicht zu früh anfangen zu drehen, sondern muss mit der 180-Grad-Drehung warten können.

Wie trainiert man so etwas?
Es war ein Herantasten. Ich hatte drei Tage Zeit, und nach dem zweiten Tag hatte ich es im Griff. Den Doppelsalto habe ich mir aber aufgespart, bis gefilmt wurde. Ich habe zuerst einen Vorwärtssalto gemacht und geschaut: ‚Hab ich Zeit? Kann ich einen Zweiten machen?' Das ist Bauchgefühl. Es war ein Erlebnis!

Was tragen Sie zum Schutz außer dem Helm?
Rückenpanzer und Hüftpolster.

Schneller als Marco Odermatt

Wie sind Sie eigentlich krankenversichert?
Privat. Unfälle sind zudem über das Skiteam versichert. Zum Glück habe ich das noch nicht oft gebraucht. Letztes Jahr hatte ich einen Schlüsselbeinbruch: meine erste Verletzung.

Da liegen Sie aber weit unter dem Schnitt.
Ab einem gewissen Niveau passiert nicht mehr so viel. Problematisch wird es, wenn du zu weit oder zu kurz fliegst.

Sehr hoch geflogen sind Sie als Alpin-Skifahrer: Mit 13 waren Sie Schweizer U16-Meister, sind gegen den gleichaltrigen Marco Odermatt gefahren...
Das Lustige ist: Ich war früher ein bisschen schneller als er.

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Dennoch sind Sie zu den Freestylern gewechselt.
Wenn ich zurückblicke, erstaunt es mich selber, dass ich den Mut hatte zu sagen: ‚Nein, das mache ich nicht mehr.' Aber es hat mir keinen Spaß mehr gemacht. Freunde haben zuhause am Wochenende immer einen Kicker gebaut und Backflips gemacht, sind durchs Powder, waren Trampolinspringen. Wenn ich Zeit hatte, bin ich mit und habe gemerkt: ‚Das macht viel mehr Spaß als Stangenfahren!' Fürs Skigymnasium in Engelberg hatte ich gerade die Aufnahmeprüfung für Ski alpin gemacht und hätte vier Jahre bleiben müssen. Ich wollte lieber Freestyle fahren, war aber noch nie in einem Park, bin nie ein Rail gefahren! Nach einem Probetraining konnte ich zum Glück als Freestyler ans Skigymnasium. Ich hatte ein Trampolin daheim, konnte viele Tricks. Der Coach hat gesehen: Kann gut Skifahren, ist gut auf dem Trampolin - könnte was werden!

Ist was geworden: Doppel-Weltmeister und X-Games-Sieger. Fehlt nur eine Olympiamedaille. 2018 sind Sie nur 24. geworden - was war los?
Ich war am Wettkampftag fit, hatte davor aber das Norovirus erwischt, habe Quarantäne gemacht, bevor es Mainstream war (lacht). Zwei von drei Trainings habe ich verpasst und bin im Wettkampf schon oben bei den Rails gestürzt. Mit Olympia habe ich noch eine Rechnung offen. Diesmal haben wir zwei Chancen: Slopestyle und Big Air.

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