Silber! Unterhachinger Nguyen turnt zur Medaille
London - Der Münchner Marcel Nguyen hat im Mehrkampf der Turner sensationell die Silbermedaille gewonnen. Der 24 Jahre alte Barren-Europameister sammelte 91.031 Punkte. Olympiasieger wurde der Japaner Kohei Uchimura (92.690). Bronze ging an den Ukrainer Mykola Kuksenkov (90.432). Marcel Nguyen errang die erste deutsche Mehrkampf-Medaille seit 1936.
Nur der dreimalige Weltmeister Kohei Uchimura war diesmal noch zu stark für den Unterhachinger, der seinen Erfolg kaum fassen konnte. Der Japaner sammelte 92,690 Zähler und gewann letztlich ungefährdet, Bronze ging an Danell Leyva aus den USA (90,698). Sogar am Reck war Hambüchen diesmal nicht in Form und musste das Gerät vorzeitig verlassen. Der Wetzlarer hatte nach zwei Patzern am Seitpferd und einem Sturz beim Sprung den internen Vergleich mit Nguyen schnell verloren.
Am Ende fand sich der ehemalige Reck-Weltmeister mit 87,765 Punkten auf einem enttäuschenden 15. Platz wieder. Nach solidem Beginn am Boden warf Hambüchen das gefürchtete Seitpferd zwar nicht ab, aber im Zwischenklassement bis auf Rang 22 weit zurück. Gleich zu Beginn seiner Übung missriet ihm die Schere in den Handstand, auch der Abgang war unsauber.
Zwar protestierte die deutsche Mannschaftsleitung umgehend gegen die niedrige Bewertung von 13,266 Punkten, doch der Einspruch wurde abgewiesen. Nguyen hingegen steigerte sich nach Problemen am Seitpferd und Rang 24 unter 24 Teilnehmern von Gerät zu Gerät. An den Ringen erntete der zweimalige Barren-Europameister einen zustimmenden Klaps seines Heimtrainers Valeri Belenki. Beim Sprung gab es einen kleinen Sidestep, aber an seinem Schokoladengerät sammelte der für einen Turner ungewöhnlich zart gebaute Athlet herausragende 15,833 Zähler.
Und als auch am Reck alles glattlief für den in Stuttgart trainierenden Sportsoldaten, schien Nguyen selbst an die große Überraschung zu glauben. Er lief aufgeregt hin und her und konnte es kaum erwarten, seinen Wettkampf am Boden abzuschließen. Ushimura zeigte sich gegenüber seinen Auftritten mit der japanischen Riege deutlich verbessert und ließ seiner Silbermedaille von Peking 2008 den Olympiasieg folgen. Nach drei von sechs Durchgängen übernahm der Asiate die Gesamtführung und gab sie vor 15.500 Zuschauern bis zum Schluss nicht mehr ab.
Bereits am Mittag hatte Mehrkampf-Europameister Philipp Boy aus Cottbus, der sich nicht für die Entscheidung qualifizieren konnte, mögliche Fehler bei der Olympia-Vorbereitung eingeräumt. Auf Hambüchens Soloweg zu Olympia anspielend, sagte der 25 Jahre alte zweimalige Vize-Weltmeister bei N24: „Ich hätte wohl auch den Weg eines Teamkollegen wählen und mich rausnehmen sollen.“ Die olympischen Kunstturn-Wettbewerbe werden am Donnerstag mit der Mehrkampf-Entscheidung bei den Frauen fortgesetzt. Einzige deutsche Teilnehmerin ist Vize-Europameisterin Elisabeth Seitz aus Mannheim.
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