Siegen für München
Einzug im Olympischen Dorf: In Vancouver sollen die Deutschen auch die Bewerbung für 2018 stärken. So wünscht es sich der Chef – und hofft vor allem auf einen Sieg von Felix Neureuther.
VANCOUVER Ganz ungefährlich liegt das Olympische Dorf nicht. Zur legendären Granville Island Brewery sind es nur ein paar Stationen mit der Bahn, und wer über die Cambie Street Bridge marschiert, ist ruckzuck in Downtown, mittendrin im Bar- und Kneipenrummel der Robson Street. Wenigstens lenken die spektakulären Starts und Landungen der Wasserflugzeuge nicht ab - bis rüber zur Waterfront sieht man nämlich von den Athleten-Wohnungen am Meeresarm False Creek nicht.
Gut so. Schließlich sind die 153 deutschen Olympioniken ja nicht zum Sightseeing gekommen, sondern um möglichst viel Edelmetall mit nach Hause zu nehmen. Am besten so viel wie bei den letzten Winterspielen, in Turin. Da landete Team Deutschland auf Platz eins im Medaillenspiegel. „Es ist das Wesen des Sports, dass der Titelverteidiger alles daran setzt, seinen Titel erfolgreich zu verteidigen“, sagt Michael Vesper, der Generaldirektor des DOSB, „aber die Lage ist mit der von 2006 in Turin nicht zu vergleichen, weil viele Nationen aufgeholt haben. Da wurde richtig nachgerüstet.“
Am Donnerstag treffen die ersten Athleten aus Deutschland in Vancouver ein, unter ihnen Eisschnellläuferin Jenny Wolf. Ulf Tippelt, Leistungssportchef des DOSB, sagt: „Die Unterkünfte direkt an der Wasserfront mit der tollen Aussicht haben die Kanadier erobert – aber das sei ihnen gegönnt.“ Während in Whistler 2850 Athleten im Olympischen Dorf untergebracht sind, finden in Vancouver 2730 Sportler in 16 Gebäuden Platz. Nach den Spielen werden die Sportlerquartiere zu Eigentumswohnungen.
Angeführt wird die deutsche Reisegruppe von DSOB-Chef Thomas Bach, einem Mann, dem während dieser Spiele mal wieder eine besondere Rolle zukommt: die Olympia-Bewerbung für 2018 voranzutreiben. Michael Vesper sagt: „Eines unserer Hauptargumente für München ist, dass Deutschland eine traditionelle Wintersportnation ist. Hier muss man nicht befürchten, dass an den Loipen, Pisten und Bahnen gähnende Leere herrscht. Wir haben ein begeisterndes und begeistertes Publikum, und genau das will das IOC sehen. In Vancouver sind alle IOC-Mitglieder anwesend. Dort wird unser Auftritt genau beobachtet. Das ist eine große Chance für uns.“
Dass der Chef de Mission, Bernhard Schwank, in einer Doppelfunktion in Vancouver ist, da er auch Geschäftsführer der Münchner Bewerbungsgesellschaft ist, sei kein Konflikt. Vesper findet: „Das ist sogar von Vorteil, weil auf diese Art und Weise das Thema Olympia-Bewerbung direkt in der Mannschaft präsent ist.“
Ein Beispiel könne man sich an den Gastgebern nehmen, die laut Vesper gewaltig aufgerüstet hätten: „Man sieht, was es bedeutet, wenn olympische Spiele im eigenen Land stattfinden. Kanada hat unter der Überschrift
Vesper denkt dabei auch an Felix Neureuther: „Das wäre mehr als das Tüpfelchen auf dem i. Das wäre großartig. Wenn Felix runterkommt, hat er auch eine Chance.“
Als Belohnung für Gold zahlt die Sporthilfe immerhin 15000 Euro. Für eine zünftige Siegesfeier in Downtown langt das allemal.
tbc