Siegen für die tote Mama
TAMPA BAY - American-Football-Star Larry Fitzgerald (25) kämpft mit den Arizona Cardinals gegen die Pittsburgh Steelers um den Superbowl.
Am Sonntag wird Larry Fitzgerald, Superstar der Arizona Cardinals, die in der Nacht auf Montag (ARD live ab 0.10 Uhr) gegen die Pittsburgh Steelers den Superbowl im American Football bestreiten, wieder zum Telefon greifen und bei den Eltern anrufen. „Hi, hier ist Carol, wir sind nicht zu Hause. Aber wir freuen uns über Nachrichten“, wird es ihm vom Anrufbeantworter entgegen klingen.
Es ist die Stimme seiner Mutter. Es ist die Stimme einer Toten. Carol Fitzgerald ist am 10. April 2003 an einer Hirnblutung gestorben, die sie während einer Brustkrebstherapie erlitten hatte. „Larry hat mich gebeten, die Ansage nicht zu löschen. Wann immer er Aufmunterung braucht, hört er den Anrufbeantworter ab“, sagt der Vater des Stars, Larry Fitzgerald Sr.
Der Footballer, der gerne allein die Welt bereist und seine Aufenthalte danach auswählt, welche Museen er besuchen kann, ist im besten Sinne ein Muttersöhnchen. Seit ihrem Tod hat der 25-Jährige den Führerschein seiner Mama im Geldbeutel. Die Haare trägt er als Dreadlocks. So wie sie seine Mutter getragen hatte, bevor die Chemotherapie ihr alle Haare raubte. „So ehre ich sie“, sagt Larry Jr.
Wenn er von seiner Mutter redet, senkt er den Blick. Denn er hat Schuldgefühle. Er war nicht da, als sie in jenes Koma fiel, aus dem sie nie mehr erwachte. Einige Wochen zuvor hatten sie sich gestritten, weil Carol fand, dass die Freundin, die er damals hatte, nicht gut für ihn sei. „Sie hatten auch nicht mehr die Zeit, sich auszusprechen. Die Gehirnblutung kam zu plötzlich“, sagt Larrys Freund, der Ex-Footballer und jetzige Fernsehkommentator Tiki Barber.
„Am Tag, als er kommen wollte, fiel sie ins Koma“, sagt Vater Fitzgerald, „es ist nicht leicht, damit zu leben. Aber Carol lebt in Larry weiter. Er hat ihr Lächeln. Er hat auch ihre Bescheidenheit, aber eben auch ihre Dickköpfigkeit.“
Auch der Vater wird beim Superbowl live im Stadion sein. So, wie er es seit 29 Jahren tut. Denn Larry Fitzgerald Sr. ist Sportreporter für den „Minnesota Spokesman-Recorder“. „Dass ich jetzt meinem Sohn zusehen werde, wie er beim Superbowl spielt, ist fast irreal. Wenn er gewinnt, werden wir uns in den Armen liegen. Wir werden sicher beide weinen.“
Danach wird Larry wieder zum Hörer greifen. Er wird die Nummer seines Elternhauses wählen, die Ansage der Mutter abhören. Was er ihr am liebsten sagen würde? „Mama, danke, dass Du ein Teil meines Lebens warst – und immer sein wirst."
Matthias Kerber
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