Sexy Anni auf Laufsteg Olympia: Hoffen auf Ids

Richmond (dpa) - Mit sexy Fotos und Verbal-Feuer auf den Team-Arzt sorgte sie für vorolympische Schlagzeilen, jetzt will Anni Friesinger-Postma auch mit einer Olympia-Medaille von sich reden machen.
Als ersten Laufsteg hat das deutsche Glamour Girl in Richmond die 1000 Meter auserkoren, die sie am Donnerstag jedoch nur als Außenseiterin in Angriff nimmt. Probleme mit dem rechten Knie hatten die 16-malige Eisschnelllauf-Weltmeisterin in diesem Winter immer wieder zurückgeworfen, bislang steht ein fünfter Platz als bestes Ergebnis der «Seuchen-Saison».
Im Kampf über zweieinhalb Runden muss sich nun zeigen, ob die Zuversicht der 33-jährigen Inzellerin wirklich berechtigt ist oder nur als Durchhalteparole fungierte. «Es gibt eine klar steigende Tendenz», berichtete sie Tag für Tag nach dem Training. «Aber das Knie verklebt immer noch und tut auch manchmal ein bissel weh.» Die Flüssigkeit, die nach Belastungen das im Sommer 2008 operierte Knie anschwellen lässt, behindert sie noch in ihrer Beweglichkeit.
Von Mario Bottesi, dem Mediziner der Shorttracker, fühlt sie sich indes gut betreut. «Er schaut sich fast jeden Tag das Knie an. Das passt schon.» Vor dem Abflug hatte es zunächst Riesen-Zoff gegeben, weil Friesinger ihre Ablehnung des in den Pechstein-Fall involvierten Team-Arztes Gerald Lutz öffentlich gemacht hatte.
Emotionalen Rückenwind erhofft sie sich vom Besuch ihres Ehemannes Ids Postma bei der 1500-m-Konkurrenz. «Die Tickets für ihn habe ich schon. Aber es ist noch nicht sicher, ob er seinen kranken Vater alleinlassen kann und seine Kühe zuverlässig betreut werden», meinte Friesinger-Postma, die seit August mit dem niederländischen Olympiasieger verheiratet ist und oft mit Kopftuch und Gummistiefeln dem Rinderzüchter auf dessen Bauernhof in Deersum bei Heerenveen zur Hand geht.
Nichts wünscht sich Friesinger mehr, als beim olympischen Abschied noch einmal Edelmetall mit nach Hause zu bringen. «Wenn ich morgens im olympischen Dorf aufwache, dann habe ich einen herrlichen Blick über das Wasser zur Medals Plaza. Dann denke ich immer: Da willst Du hin.» Entscheidend wird dabei sein, wie sie ihre Probleme beim Start in den Griff bekommt und auch der Kopf mitspielt. Angesichts der Knieprobleme traut sie sich nicht, explosiv abzudrücken und verliert wichtige Zehntel, wie auch beim einzigen Test in Richmond. Dort waren selbst zwei Russinnen schneller als sie.
«Die Russinnen müssen wir beachten, sie haben Fortschritte gemacht», weiß auch Trainer Gianni Romme. Auf eine Wette will sich der Doppel-Olympiasieger von 1998 nicht einlassen. «Ich wette nie. Aber sie wird vorn mitlaufen. Das kann Platz eins sein, aber auch Rang acht. Die große Favoritin heißt Christine Nesbitt. Vor ihrem Heimpublikum wird sie explodieren.»
Ihre Schlittschuhe musste Friesinger noch einmal kurzfristig neu präparieren lassen, weil sich die Halterungsschiene für die Kufen gelöst hatte. «Da bin ich überaus pingelig», gab sie zu, schob aber gleich nach: «Eigentlich bin ich eine Mischung aus pingelig und chaotisch.» Druck will «Sexy Anni» gar nicht erst an sich herankommen lassen: «Ich habe alles gewonnen. Jetzt will ich Olympia genießen.»