Schweinsteigers Kniefall für Neureuther
Felix Neureuther siegt beim Parallelslalom auf dem Olympiaberg, sein Spezl Bastian Schweinsteiger gratuliert und frozzelt. Alle Freude sich über ein „geniales Event“
München - Was für ein Bild, was für eine Gaudi! Bastian Schweinsteiger überreicht seinem alten Spezl und Ex-Ski-Konkurrenten Felix Neureuther ein putziges Sieger-Blumensträußchen, kniet vor ihm nieder, woraufhin Neureuther ihm den Skischuh zum Küssen hinhält, doch Schweinsteiger öffnet nur eine Schnalle am Schuh. So viel Flachs war selten bei einer Siegerehrung. Das passte perfekt zum gesamten Abend: fast zu kitschig schön, um wahr zu sein.
Neureuther hat den Parallelslalom am Olympiaberg gewonnen, sein dritter Weltcupsieg. „Vor der Heimkulisse: Das ist etwas Besonderes. Ein geniales Event und ein deutscher, glücklicher Sieger - passt“, schwärmte der Garmischer, „es ist was anderes, wenn man einen Spezialslalom gewinnt oder einen Klassiker. Aber von der nervlichen Anspannung ist es hier fast noch schlimmer. Deshalb ist es für mich ein echter Weltcup-Sieg. Und es waren die weltbesten Skifahrer am Start", sagte Neureuther.
In der Tat: Zunächst besiegte der 28-Jährige den derzeitigen Überflieger Ted Ligety, in der nächsten Runde den starken Schweden Hargin, im Halbfinale den letztjährigen Slalom-Weltcup-Sieger Andre Myhrer und im Finale den österreichischen Gesamt-Weltcupsieger Marcel Hirscher. Der lobte den Deutschen: „Felix ist der beste Starter, den es gibt." Trotz Platz zwei hat Hirscher am Olympiaberg einen schönen Abend verlebt: „Das heute war wirklich ein sehr großer Erfolg, eine saugeile Veranstaltung. Daraus könnte man eine eigene Serie mit fünf, sechs City-Events machen." Und nicht nur der Moderator sah das ganz ähnlich („Das ist so geil hier!"), sondern auch 17 000 feierwütige Zuschauer im ausgelassenen Olympiasee, die der DJ zwei Stunden lang zum Hüpfen und Wippen brachte.
Dass es überhaupt zu diesem denkwürdigen Abend kam, ist in weiten Teilen dem Pistenchef Bernhard Heitauer vom WSV Bischofswiesen und seinem Team zu verdanken. Trotz der zuletzt frühlingshaften Temperaturen zauberten sie eine Rennpiste ins weite Grün, die der zweistündigen Dauerbelastung erstaunlich gut standhielt. Fis-Renndirektor Günther Hujara jubelte: „Ich glaube nicht, dass es noch eine bessere Werbung geben kann." Auch Markus Wasmeier hatte seinen Spaß: „Das ist der Hammer. Absolut höchster Sport. Super spannend. Die geben alles!“
Das taten auch die Eltern des Siegers. Rosi Mittermaier und Christian Neureuther. Während der Felix-Vater während der Rennen vor Nervosität fast in eine der zwei riesigen Leinwände gekrochen wäre („Jetzt wird's schwer! Der Felix ist angeschlagen, muss eigentlich ins Bett. Und der Myhrer kann im Flachen unheimlich beschleunigen! Der blaue Kurs ist schneller - da muss der Felix jetzt einen Vorsprung rausholen!"), schwenkte Mama Rosi neben Tochter Amelie ein Deutschland-Fähnchen – und Freude sich über den Fußball-Gast: „Mei, der Basti ist extra für den Felix gekommen! Der fliegt ja morgen in der Früh nach Doha."
Nach der Siegerehrung flachste Schweinsteiger: „Ich komm' ja schließlich nicht, wenn der Felix Zweiter wird." Der gab zurück: „Da konnte ich ja gar nicht anders als gewinnen." Nicht auszuschließen, dass es den Kicker ganz schön in den Füßen juckte, diesen Parallelslalom gegen Kumpel Felix zu fahren: „Ich hab ihn auch mal beim Training besucht, um zu schauen, wie schnell er fährt", erzählte der Bayern-Star, „wir frotzeln uns gern: Manchmal erzählt er mir, wie ich den Ball hätte schießen soll. Manchmal sag ich ihm, dass er durch die Tore fahren soll und nicht nebenher vorbei." Neureuther meinte: „Er denkt immer, dass er mir was vom Skifahren erklären kann. Und ich ihm was von Fußball – aber das ist natürlich Schwachsinn. Der Kerl ist ab und zu mal ein bisschen frech. Ich freu mich sehr, dass er hier ist. Ein unglaubliches Event, das wir so schnell nicht vergessen werden." Die 17<TH>000 Fans am Olympiaberg auch nicht.