Schumi redet BMW schlecht
MÜNCHEN - „McLaren-Mercedes und Ferrari machen den Titel unter sich aus“, sagt der Ex-Weltmeister. Michael Schumacher glaubt nicht, dass die Münchner in der Formel 1 mithalten können. Was steckt hinter dieser frühen Festlegung?
Normalerweise sagt Michael Schumacher ja nichts mehr zur Formel 1. Viel lieber kümmert sich der siebenmalige Weltmeister nach seinem Rücktritt 2006 um seine Familie. Und seit einigen Wochen fährt er immer öfter – „nur zum Spaß“, wie er selbst betont – bei Motorrad-Rennen mit.
Doch nun, vor dem Großen Preis von Bahrain (Sonntag, 13.30 Uhr, RTL und Premiere live), hat Schumi eben doch geredet über die Formel 1. Nach dem sehr guten Saisonstart von BMW wollte Schumi am Rande eines Sponsorentermins in Brüssel noch etwas klar stellen: „McLaren-Mercedes und Ferrari machen den Titel unter sich aus“, sagte er zur Nachrichtenagentur „Reuters“, „BMW kann nicht bis zum Saisonende mithalten. Und weder Nick Heidfeld noch Robert Kubica fahren um den Titelgewinn.“
Eine frühe Festlegung
Schumi redet BMW schlecht. Es klang am Ende wie: Und damit Basta.
Der siebenmalige Weltmeister, nebenbei noch Ferrari-Berater, legt sich fest. Ein bemerkenswerter Vorgang. Und so früh. Wozu?
In seiner aktiven Karriere hat Schumacher Klartext noch gern vermieden. Haben Schumi und Ferrari jetzt in Wahrheit gar Angst vor BMW? Zumal der bayerische Rennstall sich selbst noch nie zu den Titelkandidaten gezählt hat. „Wir wollen dieses Jahr ein Rennen gewinnen“, sagt BMW-Motorsportchef Mario Theissen nur. Das scheint realistisch. „BMW kann dieses Jahr Siege schaffen“, sagt etwa auch Ex-Formel-1-Fahrer und Premiere-Kommentator Marc Surer. Ähnliches sagt auch der dreimalige Weltmeister Niki Lauda. Vom WM-Gewinn redet keiner.
Allerdings hat BMW nach dem guten Saisonstart mit zwei zweiten Plätzen – in Australien erst Nick Heidfeld, in Malaysia dann Robert Kubica – massiv an Tempo zugelegt. Und anders als die Ferraris, die in den ersten beiden Rennen schon drei Ausfälle hinnehmen mussten, scheint der neue BMW wieder extrem zuverlässig zu sein.
Ablenken von den Ferrari-Problemen?
Auch sonst steckt bei Ferrari momentan irgendwie der Wurm drin. Die rote Nummer zwei, Felipe Massa, hat sich mit zwei selbst verschuldeten Ausfällen jetzt schon traumatisch ins Abseits befördert. „Er hat seine Joker für dieses Jahr schon aufgebraucht“, sagt Schumacher. Und das, obwohl Massa mit Schumacher befreundet ist und der Rekordweltmeister den Brasilianer, dessen Vertrag erst letzte Saison ohne Not bis 2010 verlängert worden war, bisher immer gefördert und in Schutz genommen hat.
Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo beeilte sich schon zu versichern: „Massa steht nicht unter Druck.“ Wer die italienische Mentalität ein bisschen kennt, weiß, dass dies eher als Drohung verstanden werden sollte.
Will Schumacher nun mit seinem Vorstoß also ablenken von den Problemen bei Ferrari?
Zumal auch McLaren-Mercedes, mit Lewis Hamilton Sieger des Auftaktrennens von Australien, zuletzt in Malaysia nicht fehlerfrei gearbeitet hat.
Von den Fehlern der anderen profitierte bislang BMW. So sehr, dass selbst Mercedes-Sportchef Norbert Haug zuletzt die Bayern zu einem Siegkandidaten hochlobte (AZ berichtete). Vom Titel sprach er nicht. Noch nicht?
Peter Hesseler, Filippo Cataldo